Freitag, 18. Mai 2012

Zitat des Tages: Notwendiges Übel

Regieren wäre gar nicht schwer,
Wenn die Bevölkerung nicht wär',
Die man indessen schlecht entbehrt
Von wegen dem Besteuerungswert,
Und dann von wegen der Ernähr-
Ung und dem schönen Militär.

Und dann kommt auch die Industrie
Bisher noch schwer aus ohne sie,
Denn leider, dass der Schornstein raucht,
Wird sie noch ab und zu gebraucht.
Fatal für Schlote und Barone,
Denn sie regierten lieber ohne.

(Ernst Klotz [1894-1970], in "Simplicissimus", Heft 27 vom 02.10.1932)

8 Kommentare:

Gerald45 hat gesagt…

Das passt ja wie die Faust aufs Auge zu Roland Rottenfußers jüngstem Beitrag: "Der dressierte Bürger".

http://hinter-den-schlagzeilen.de/2012/05/18/der-dressierte-burger/

Ich finde es erschreckend wie sehr sich die Dinge von damals und heute doch ähneln.

dani hat gesagt…

moin,

lese gerade "psychologie der massen" von gustave le bon. da wird manches echt klar: der durchschnittsbürger schläft fröhlich vor sich hin + deswegen ist er sooo leicht zu manipulieren. das hat nix mit früher und heute zu tun, sondern es ist ein unbewusster geisteszustand, in dem sich die meisten menschen befinden. also an alle: aufwachen!!!
absolut lesenswert!

herzlichen gruß
dani :-)

Charlie hat gesagt…

@ Gerald45: Diese Auffassung teile ich nicht wirklich - Roland stellt in seinem Text meines Erachtens viel zu sehr die ach-so-geschröpften Interessen "des Autifahrers" ins Zentrum. - Generell teile ich seine Meinung aber, dass es seit einigen Jahrzehnten eine bewusst geschaffene Zunahme der Bürokratisierung und Gängelei von Bürgerinnen und Bürgern gibt - der Hartz-Terror, den Roland leider nur beiläufig erwähnt, ist ja ein fulminantes Beispiel dafür und wäre weitaus besser geeignet gewesen als "der Autofahrer", die Thesen zu untermauern.

Charlie hat gesagt…

@ Dani: Was den Herrn Le Bon betrifft, wäre ich sehr vorsichtig - er verfolgt in dem Buch, das Du erwähnst, schließlich extrem kritikwürdige Thesen zu Wesen und Natur eines (notwendigen) "Führers" als Ausweg (die von Hitler teilweise übernommen wurden). Zudem kann an bei Wikipedia lesen:

"Häufig schimmert regelrecht Verachtung durch, und seine Argumentation ist die des elitären konservativen französischen Bildungsbürgers, der ein wenig auf die Plebs und die sie beherrschenden sozialistischen Vorstellungen herabsieht und kulturpessimistisch beklagt, dass Massen, die er für vorwiegend zerstörerisch hält, nun das bestimmende Element der Politik sein werden und nicht mehr Aristokraten und andere Eliten - eine Tatsache, die er im Einleitungskapitel: Das Zeitalter der Massen ausdrücklich bedauert. Auch mit modernen politischen und Gesellschaftsstrukturen kann er wenig anfangen, zumal er der Meinung ist, dass Gesetze und Institutionen auf das Verhalten von Massen wenig Einfluss haben."

Wenn man zusätzlich noch bedenkt, dass dem Denken Le Bons ein tiefer Rassismus innewohnt, kann man, finde ich, dieses Buch wirklich nicht zur Lektüre empfehlen - auch wenn es gewisse Aspekte beinhalten mag, die diskussionswürdig sind. Nochmal Wikipedia dazu:

"Nach Le Bon unterscheiden sich „die höherstehenden Rassen von den niedrigeren Rassen“ dadurch, dass erstere eine gewisse Anzahl sehr entwickelter Gehirne hervorbringen, während bei den niedrigeren Rassen die Menschen gleicher seien. Je höher eine Rasse auf der Stufenleiter der Kultur steige, desto mehr würden ihre Glieder danach streben, sich voneinander zu unterscheiden. Die Völker gingen nicht der Gleichheit, sondern einer zunehmenden Ungleichheit entgegen. Jede Art von Krieg sei eigentlich stets ein Rassenkrieg gewesen. (...) Die Neger, so Le Bon, seien durch die „Unterlegenheit ihres Gehirns“ dazu verurteilt, auf immer in ihrer Barbarei zu bleiben. In der Geschichte gäbe es kein Beispiel, dass sich „ein Negervolk auf eine gewisse Kulturhöhe erhoben“ hätte. Sei durch Zufall höhere Kultur in die Hände der Negerrasse gefallen, so sei stets bald auf niedrigere Formen zurückgebracht worden. (Quelle)

Derlei abschreckende Beispiele gibt es noch einige weitere bezüglich dieses Buches - da sollte man doch lieber auf Bücher von Jean Ziegler und die vieler anderer Autorinnen und Autoren ausweichen, wenn man sich dem Lesegenuss hingibt.

dani hat gesagt…

hai charlie,

was ich aus diesem buch herausgezogen habe - und ich habs für mich gelesen und nicht bei
wikipedia gegoogelt - also, ich fands spannend, wie die "führer" sich anhand manipulativer techniken eines ganzen volkes bedienen konnten. was die bild-zeitung macht ist nix anderes. bilder, worte, redewendungen.....kunstgerecht angewandt......rufen sie in der massenseele die furchtbarsten stürme hervor und können sie auch besänftigen. ferner: die täuschungen.
sei es religiös oder politisch.
über die vernunft: wir haben bereits festgestellt, dass sie massen durch logische beweise nicht zu beeinflussen sind. daher wenden sich auch die redner, die eindruck auf sie zu machen verstehen, an ihr gefühl und niemals an die vernunft.
siehe wahlkampf im bierzelt. prost, prost!!!!

und je mehr ich mich mit "dem ganzen zeuch" beschäftige, desto mehr stellt sich die frage:
wollen die meisten menschen eigentlich aufwachen - oder lieber weiterschlafen?!? schlafen ist soooo gemütlich. und wenns nicht so läuft wie man es sich vorstellt, dann quäkt man rum, mäkelt hier und da - und hat nix kapiert von eigenverantwortlichkeit.
was du über le bon scheibst, mag wahr sein. ich habs so net gelesen. und ich kann auch nicht immer dem autor hundertprozentig zustimmen. bei den meisten büchern ziehe ich mir raus, was für mich wichtig ist.

und das sie massenseele "gut ist" ähhhhmmmm....
wie war das mit den leuten im kz, die andere ohne mit der wimper zu zucken ins jenseits befördern?!! die waren überzeugt, dass sie gutes tun. und da gehts doch ums hingucken.....warum taten sie das!!!! und: wird sowas wieder geschehen?! und: was können wir tun?!!

schön auch anzugucken: "das experiment".
ferner milgram-studie: "sehr viele menschen tun, was ihnen befohlen wird, unabhängig von der art der handlungen und ohne einschränkungen durch das gewissen, solange sie meinen, der befehl käme von einer legitimen autorität".
milgram war der meinung, dass autorität das gewissen in erster linie darum außer kraft setzen kann, weil die gehorsamen person eine
"anpassung des denkens" vornimmt, durch die sie sich nicht als verantwortlich für die eigenen handlungen ansieht.
diese anpassung des denkens erleichtert es einer wohlwollenden regierung, ordnung und kontrolle herzustellen, aber durch denselben mechanismus ist immer wieder selbstsüchtigen, bösartigen und soziopathischen "autoritäten" der rote teppich ausgerollt worden.

lieben gruß und guten wochenstart!
die dani :-)

Charlie hat gesagt…

Liebe Dani,

es ist wohl unstrittig, dass es massive gelenkte Manipulationen des "Mehrheitswillens" gab und gibt, die heute vor allem über die Massenmedien vollzogen werden - dazu gibt es eine ganze Reihe von Untersuchungen und Publikationen. Ich wollte nur das erwähnte Buch nicht unkommentiert als Leseempfehlung so stehen lassen.

Wer das mit einem wachen und kritischen Geist tut, kann sicherlich auch Bücher wie beispielsweise Hitlers Pamphlet "Mein Kampf" lesen und daraus nützliche Erkenntnisse ziehen - die aber gewiss den ursprünglichen Absichten des Verfassers völlig widersprechen.

"Das Experiment" oder auch "Die Welle" kann ich als Anschauungsbeispiele ebenfalls empfehlen, ebenso wie das von Dir erwähnte Milgram-Experiment. Man kann diese Filme auch als Beispiele für eine "Gegenthese" bezüglich Le Bon sehen - nämlich als einen Aufruf, sich dieser keineswegs unausweichlichen "Massenhypnose" (oder wie auch immer man das bezeichnen will) zu widersetzen. Einige Menschen schaffen es in diesen Beispielen ja und haben es auch in der Historie real geschafft. Daher ist für mich persönlich die Frage dringlicher, wie wir es bewerkstelligen können, dass sich noch viel mehr Menschen dieser Manipulationen bewusst werden und endlich "aufwachen" - und zwar nicht erst dann, wenn es wieder einmal zu spät ist.

Abschließend möchte ich Dir noch ein Buch empfehlen, das mir aus der Seele spricht und das ich vor einigen Wochen hier schon einmal kurz vorgestellt habe, nämlich "Keine Macht den Doofen!" von Michael Schmidt-Salomon. Wenn dieses Buch ähnlich medial beworben und gepusht würde wie momentan Sarrazins jüngstes Pamphlet, könnte es vielleicht eine Menge bewirken ...

Liebe Grüße!
Charlie

dani hat gesagt…

guten morgen lieber charlie,

danke für den tip!

bin seit einigen jahren schon mit der giordano-bruno-stiftung verbunden!!!

und habe fast alle bücher von schmidt-salomon.
im "manifest des evolutionären humanismus" steht ja bereits alles drin.

so lasst uns denn unser wissen austauschen und
sich daran bereichern!!!

abschließend noch ein schöner film:
ein gutes herz - von dagur kari

auf die individuen im ländle!!!!

und: inspiriert und aufgeweckt hat mich unter anderm: j.krishnamurti, eckhart tolle, david bohm, anthony de mello, ken wilber, peter lauster, brad warner und ZEN an sich!!!

sonnige grüßle
dani :-)

Charlie hat gesagt…

@ Dani: Ich sehe schon, Du bist bestens versorgt und brauchst keine solchen Tipps von mir - umso besser! :-) Du kannst auch gerne, wenn Du Lust dazu hast, einen Gastbeitrag fürs "Narrenschiff" (oder auch mehrere) schreiben und so andere an Deinem Wissen und Deinen Inspirationen teilhaben lassen. Mail genügt! :-)

Liebe Grüße!
Charlie