Die im Bologna-Prozess eingeleitete Gegensteuerung gleicht in ihrem Geist auf verblüffende Weise den Hartz-IV-Reformen. Sie rechnet nämlich mit dem Schlimmsten und setzt mehr auf Zwang und Kontrolle als auf Anreize und Angebote. Die Hartz-IV-Maßnahmen mit dem berechtigten Impuls, Fördern mit Fordern zu verbinden, sind ähnlich abhängig von konkreter Umsetzung wie der Bologna-Prozess. Im Prinzip aber wird so getan, als suchten die Arbeitslosen gar keine Arbeit, sondern müssten dazu gezwungen werden - durch Nachweispflichten, materiellen Druck und durch ständiges Nachkontrollieren. Dass dieser Drohkulisse vielerorts gar kein funktionierender Arbeitsmarkt entspricht, steigert die Dissonanz ins Schrille. Ähnlich rechnet nun die sich durch Bologna abzeichnende Neuordnung der Universitäten mit einem denkbar negativen Bild der Studierenden: Nicht nur mangelhaft vorgebildet, sogar unneugierig, studierunwillig müssen junge Menschen sein, denen man so durchgestaltete Studienpläne und -pflichten auferlegt. Anstatt vor allem auf Resultate und Ziele zu schauen, werden die Wege festgelegt, als sei gar niemand imstande, sich selbst zu orientieren. So wie Hartz IV auf Arbeitsscheue und Transferleistungsabgreifer starrt, so wendet sich das bürokratisierte Bologna-Studium an den idealtypischen Bummelstudenten.
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