Schottet sich Europa gegen Flüchtlinge ab? Staatsminister Bernd Neumann hat eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum zensieren lassen
Dieter Gosewinkel traute seinen Ohren nicht, als am 15. Oktober im Deutschen Historischen Museum in Berlin die Ausstellung Fremde? Bilder von den Anderen in Deutschland und Frankreich seit 1871 feierlich eröffnet wurde. Mit Hunderten von Exponaten reflektiert diese Schau die Entstehung und Wirkung von Fremdbildern in den beiden Nachbarländern. Sie vergleicht die jeweiligen Stereotype über "die Fremden" – von der Zigeunerkarikatur bis zur Roberto-Blanco-Platte – und untersucht ihre Bedeutung für den Prozess der nationalen Selbstfindung.
Eigentlich sollte der Staatsminister für Kultur, Bernd Neumann, die Ausstellung mit einer Rede beehren, er hatte jedoch kurzfristig abgesagt und seine Stellvertreterin Ingeborg Berggreen-Merkel geschickt. Die kritisierte nun vor versammeltem Festpublikum die Arbeit der Kuratoren. Insgesamt leiste diese Ausstellung zwar einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte von Fremdbildern und Fremdenfeindlichkeit, sagte Berggreen-Merkel. Gleichzeitig werde in den Begleittexten zu den Exponaten jedoch ein zu negatives Bild vom eigentlich doch offenen und toleranten Deutschland gezeichnet. (...)
Gosewinkel, der als Geschichts- und Rechtswissenschaftler eine Forschungsgruppe am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung leitet und an der Freien Universität Berlin lehrt, fühlte sich angesprochen. Schließlich hatte er zusammen mit drei anderen namhaften Kollegen im wissenschaftlichen Beirat dieser Ausstellung dafür gesorgt, dass die Arbeit der Kuratoren dem Stand der Forschung entsprach. Mit öffentlicher Kritik an seiner Arbeit kann Dieter Gosewinkel selbstverständlich leben. Doch was der Historiker später an diesem Abend im Gespräch erfuhr, ließ ihn an der Unabhängigkeit der Museen in diesem Land zweifeln. Das Staatsministerium hatte die Ausstellung nicht nur öffentlich kritisiert. Es hatte sie vor der Eröffnung und Berggreen-Merkels Rede auch zensieren lassen.
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Dieter Gosewinkel traute seinen Ohren nicht, als am 15. Oktober im Deutschen Historischen Museum in Berlin die Ausstellung Fremde? Bilder von den Anderen in Deutschland und Frankreich seit 1871 feierlich eröffnet wurde. Mit Hunderten von Exponaten reflektiert diese Schau die Entstehung und Wirkung von Fremdbildern in den beiden Nachbarländern. Sie vergleicht die jeweiligen Stereotype über "die Fremden" – von der Zigeunerkarikatur bis zur Roberto-Blanco-Platte – und untersucht ihre Bedeutung für den Prozess der nationalen Selbstfindung.
Eigentlich sollte der Staatsminister für Kultur, Bernd Neumann, die Ausstellung mit einer Rede beehren, er hatte jedoch kurzfristig abgesagt und seine Stellvertreterin Ingeborg Berggreen-Merkel geschickt. Die kritisierte nun vor versammeltem Festpublikum die Arbeit der Kuratoren. Insgesamt leiste diese Ausstellung zwar einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte von Fremdbildern und Fremdenfeindlichkeit, sagte Berggreen-Merkel. Gleichzeitig werde in den Begleittexten zu den Exponaten jedoch ein zu negatives Bild vom eigentlich doch offenen und toleranten Deutschland gezeichnet. (...)
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