Michael Moore: Der freie Markt existiert nicht mehr
- Regisseur Michael Moore über seine Wut auf unser Wirtschaftssystem und seinen neuen Film "Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte".
WirtschaftsWoche: Herr Moore, warum hassen Sie den Kapitalismus so sehr?
Moore: Weil er das komplette Gegenteil von Demokratie darstellt. Demokratie ist ein System, das allen nutzen soll. Vom Kapitalismus dagegen profitiert eine winzige Minderheit zulasten des Großteils der Bevölkerung, der keinerlei Kontrolle über die Strukturen der Wirtschaft hat.
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- Wie in einem der typischen Unterrichtsfilme aus der Zeit der Wirtschaftswunder erzählt Moore in seiner typischen und höchst komischen Polemik, wie alles begann und wie es endet: Wie Banken auf die Idee kamen, die Leute dazu zu bringen, ihr Haus zu verschulden, das ihnen bereits gehörte. Wie das Versprechen missbraucht wurde, das mit den Verheißungen des Kapitalismus' einherging: das Verfolgen des Glücks. Wie schon Roosevelt auf fast rührende Weise alte Werte gesetzlich verankern wollte: Lohn, der zum Leben reicht, Bildung, Gesundheit. Und wie unerbittlich nach den am Boden Liegenden getreten wird vom einstigen Partner Kapitalismus.
Denn der kündigt die Liebesbeziehung zum Menschen einseitig auf, sobald er ihn nicht mehr braucht: Mit Zwangsvollstreckungen im Sekundentakt; mit Versicherungspolicen für "tote Bauern", die es Unternehmen erlauben, Lebensversicherungen auf ihre Angestellten abzuschließen, mit sich selbst als Begünstigten.
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