Freitag, 12. Februar 2010

Florian Gerster, der Nichtbringer - und "Sozialdemokrat"

Lieber Florian Gerster!

Sie sind aber auch eine gerissene Nervensäge. Hochachtung! Respekt! Ich wette, Sie baden gerade in Weinbrand und waschen sich die Haare mit Kaviar. (...)

Der Reihe nach: Ich schaute "Anne Will" und hoffte, mir nichts Ekliges dabei einzufangen. Sie redeten über den "atmenden Arbeitsmarkt", Ihr Lieblingsspielzeug. So wie kleine Mädchen verträumt am Schwanz ihrer Diddlmaus zwirbeln, zwirbeln Sie an den Rändern unserer Arbeitsmarktpolitik an den Zotteln der Schwächsten. Sie erklären also Ihre Logik über den Arbeitsmarkt, der, damit er schön atmen könne, Menschen als moderne Sklaven beschäftigen muss. Bis Donnerstag, so hoffte ich, hätte ich meine Gehirngrippe, die ich mir beim Zuschauen einfing, auskuriert. (...)

Mir ist ohnehin schleierhaft, weshalb Polittalkmoderatoren jemanden ins Studio bestellen, der über Moral, Ethik und Effizienz in der Arbeitswelt reden soll, aber gefeuert wurde, weil er bewies, wie man es auch anders machen kann. Nur zur Erinnerung: Sie waren noch für eine Viertelmillion Euro Jahresgehalt plus Dienstwohnung im Luxushotel plus drei Dienstwagen unfähig, Ihren Job als Chef der Bundesanstalt für Arbeit auch nur eine Legislaturperiode lang auszuüben, ohne im hohen Bogen rauszufliegen. So jemanden nennt man einen Nichtbringer. Sich nicht einmal zwei Jahre lang für viel Geld am Riemen reißen zu können, bedeutet, lieber Flori, dass Sie im Niedriglohnsektor unbrauchbar wären.

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Anmerkung: Eine geist- und herzerfrischende Kolumne in der Frankfurter Rundschau - die Autorin verdient den allergrößten Respekt. Es ist in der Tat unverständlich, weshalb sich ein solcher Mensch nach wie vor "Sozialdemokrat" nennen darf. Die SPD ist weiterhin unfähig, sich ihre Todsünden der letzten zehn Jahre endlich einzugestehen und wieder wirklich sozialdemokratisch zu werden. Solange SPD-Mitglieder wie jetzt wieder Gerster munter ihr neoliberales Geschwätz verbreiten dürfen, ist diese Partei eine Gefahr für uns alle.

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