Dienstag, 2. Februar 2010

Lachnummer des Tages (1): Merkel erhält den "Deutschen Medienpreis"

  1. Hätte es eines Belegs für die Unterwürfigkeit der Medien unter die Obrigkeit bedurft, so wird er mit der Verleihung [des Deutschen Medienpreises an Angela Merkel] einmal mehr geliefert. Unter dem Vorsitz des ehemaligen Spiegel-Chefredakteurs Stefan Aust wählten weitere nicht genannte "führende" Chefredakteure die Preisträgerin aus. Sich sonst gerne als vierte Gewalt und als Kontrollinstanz gegenüber der Politik aufspielende Chefredakteure machen ihren Kotau vor der Herrschaft und das noch unter dem Namen "Media Control". Das spricht Bände über ihr kontrollierendes Rollenverständnis. Es ist gerade so, als würde die Gerichtsbarkeit der Exekutive huldigen und sie als oberste Wahrerin des Rechts auszeichnen.

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  2. "Auf jeden Fall die falsche Wahl" - Bundeskanzlerin Merkel soll den "Medienpreis" von Media Control erhalten – aber warum eigentlich? Ein Gespräch mit Wolfgang Lieb (...)

    junge Welt: Was ist Ihrer Meinung nach der größere Skandal – dass ein Marktforschungsunternehmen Eigenwerbung betreibt oder dass dabei leibhaftige Chefredakteure mitmischen?

    Wolfgang Lieb: Wenn die Chefredakteure ihre Rolle in einer demokratischen Gesellschaft ernst nehmen würden, müssten sie als erstes dieser Firma das Markenzeichen "Deutscher Medienpreis" entziehen. Denn dafür hat ein solches Unternehmen keine Kompetenz. Im übrigen ist es fragwürdig, warum diese Chefredakteure vermeintlich führender Medien auch auf Nachfrage nicht benannt werden. Es ist also völlig intransparent, wer in dieser Jury mitwirkt.

    Der Preis wird seit 1992 verliehen – wer hat ihn ähnlich unverdientermaßen erhalten?

    An den Namen kann man erkennen, dass es nicht um einen Medienpreis, sondern um Eigenwerbung geht. Als Preisträger hatte man zunächst den RTL-Chef Helmut Thoma genommen. Dann folgten zum Beispiel Helmut Kohl, François Mitterrand, Boris Jelzin, Bill Clinton, Gerhard Schröder, Königin Silvia, Rockstar Bono oder Steffie Graf. Da wird deutlich, dass es bei diesem Preis bestimmt nicht um Leistungen im Mediensektor geht.

    Auch bei den Laudatoren dreht es sich nur um Publicity. Um nur einige zu nennen: Thomas Gottschalk, Helmut Kohl, Roman Herzog, Daimler-Chef Jürgen Schrempp. Es geht also nicht um ein kompetentes Urteil über Inhalte von Medien, sondern um Prominenz, die sich gegenseitig feiert und letztlich das Marktforschungsunternehmen adeln soll. Die Laudatorin der Bundeskanzlerin soll die Starsopranistin Anna Netrebko sein. Sie kann wirklich gut singen – aber wer eine hervorragende Medienleistung erbracht hat, kann sie doch wohl nicht kompetent beurteilen.

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