Bis in die 1970er-Jahre galt die soziale Frage, die Frage der politischen und sozialen Teilhabe der besitzlosen Massen von Arbeitenden, in den entwickelten kapitalistischen Gesellschaften gemeinhin als gelöst. Die Lösung lag in der "Einhegung des Marktes" (Castel 2005, 133) durch Schritte der gesellschaftlichen Demokratisierung, der Anerkennung von Gewerkschaften, von Tarifverträgen und den Aufbau der europäischen Wohlfahrtsstaaten. Heute, nach fast drei Jahrzehnten neoliberaler Gegenreformen, die Sozialabbau und deregulierte Arbeitsmärkte hervorgebracht und viele Menschen in existenzielle Not getrieben haben, rücken die Bedingungen der lebendigen Arbeit und die soziale Lage derer, die auf Erwerbsarbeit angewiesen sind, erneut in den Mittelpunkt gesellschaftlicher Debatten. Infolge des Abbaus wohlfahrtsstaatlicher Regulierungen bei gleichzeitiger [bewusst vorangetriebener] Verschärfung des Steuer- oder Lohnkosten-Wettbewerbs zwischen den Staaten sind Armut und Prekarität zu Stichwörtern für soziale Instabilität und Zukunftsunsicherheit geworden. Viele Strukturen und soziale Mechanismen, die dabei eine Rolle spielen, sind nicht neu. Sie müssen jedoch im konkreten Zusammenhang mit der Gegenwartsgesellschaft in ihren Wirkungen neu analysiert werden. Daraus ergeben sich entsprechende Herausforderungen, vor denen eine kritische politische Bildung heute steht.
Ab Mitte der 1970er-Jahre dominierte mit dem Neoliberalismus zunehmend eine Politik, die zwar "Chancen für alle" (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft) durch mehr Markt und weniger Sozialstaat versprach, im Ergebnis aber vor allem die soziale Ungleichheit vergrößert hat, und das weltweit.
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Anmerkung: Dieser Beitrag von Prof. Dr. Jörg Reitzig enthält jede Menge wichtige, informative Zahlen und Fakten - unbedingt lesen, auch wenn er lang ist. In der Wissenschaft scheint die soziale Realität inzwischen endlich angekommen zu sein - wie lange mag es wohl dauern, bis die Politik das zur Kenntnis nimmt?
Ab Mitte der 1970er-Jahre dominierte mit dem Neoliberalismus zunehmend eine Politik, die zwar "Chancen für alle" (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft) durch mehr Markt und weniger Sozialstaat versprach, im Ergebnis aber vor allem die soziale Ungleichheit vergrößert hat, und das weltweit.
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