Freitag, 7. Oktober 2011

1941: Europa auf dem Weg in die Finsternis

Nichts hat dann aber die Erinnerung an ferne Jahrhunderte so sehr heraufbeschworen wie die Verfolgung der Juden, zuerst die lodernden Synagogen und der Pogrom des Novembers 1938 und dann die infame Verordnung, welche die Juden zwang, sich in der Öffentlichkeit kenntlich zu machen. Das war die Neubelebung jenes Beschlusses des 4. Laterankonzils, einberufen von Papst Innozenz III., aus dem Jahre 1215, in dem es geheißen hatte: "Juden und Sarazenen beiderlei Geschlechts in jeder christlichen Provinz und zu allen Zeiten sollen in den Augen der Öffentlichkeit durch die Art ihrer Kleidung von anderen Völkern unterschieden sein." (...)

In ihren Tagebuchaufzeichnungen hielt die Antifaschistin Ruth Andreas-Friedrich die Situation so fest: "Es ist soweit. Die Juden sind vogelfrei. Als Ausgestoßene gekennzeichnet durch den gelben Davidstern, den jeder von ihnen auf der linken Brustseite tragen muss. Wir möchten laut um Hilfe schreien. Doch was fruchtet unser Geschrei? Die, die uns helfen können, hören uns nicht. Oder wollen uns vielleicht nicht hören. ›Jude‹ steht in hebräischen Schriftzeichen mitten auf dem gelben Davidstern." Victor Klemperer hat in seinen Notizen mehrfach seine, seiner Frau und der Mitbewohner des Judenhauses in Dresden Stimmung beim Eintreffen der Nachricht beschrieben. "Das bedeutet für uns Umwälzung und Katastrophe." (8. September) Tränen, Herzanfälle der Frauen im Hause und sein eigener – später aufgegebener – Entschluss, er werde "das Haus nur bei Dunkelheit auf ein paar Minuten verlassen". (15. September)

(Weiterlesen)

Anmerkung: Man kann an dieses finstere Kapitel der deutschen Geschichte gar nicht oft genug erinnern - gerade angesichts des heute überall in Europa und den USA wieder aufkeimenden Rechtspopulismus' scheint das dringend geboten. Pätzolds Essay ist aufwühlend und informativ und sollte gerade von jüngeren Menschen, deren Kenntnisse bezüglich des Nazi-Terrors über Schul- oder Fernsehwissen noch nicht hinausgehen, gelesen werden.

Ergänzend dazu möchte ich auf die folgende Dokumentation "Auschwitz - Bilder aus der Hölle" hinweisen.











Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Es wäre schön, wenn Du nicht "anonym" kommentierst - falls Du kein passendes Profil hast, denk Dir doch einfach einen passenden Nicknamen aus und trage diesen unter "Wählen Sie eine Identität aus: Name/URL" ein (das Feld "URL" kannst Du dann einfach frei lassen). Ansonsten geht Dein Kommentar - falls er mal im Spam-Ordner landet - in den zunehmenden und stets "anonymen" Spam-Botschaften allzu leicht verloren. Vielen Dank! :-)

Wichtig: Bitte den geschriebenen Kommentar vor dem Abschicken markieren und in die Zwischenablage kopieren, damit er nicht im Nirwana verschwindet, falls der Text (was hier aus mir unbekannten Gründen leider gelegentlich vorkommen kann) beim ersten Versuch nicht ankommen sollte.

Entschuldigen muss ich mich für die furchtbare "Captcha-Abfrage": Die stammt nicht von mir (ich habe diesen Bullshit in den Blogeinstellungen ausdrücklich für alle - also auch für anonyme - Poster abgeschaltet), sondern vom großen Bruder Google persönlich - und ich habe keinerlei Einflussmöglichkeiten darauf.

Kommentare zu Postings, die älter als drei Wochen sind, werden wegen des Spamschutzes nicht sofort freigeschaltet.