Samstag, 31. Dezember 2011

Wagenknecht: "Begrenzt die private Wirtschaftsmacht!"

(...) Längst wird der Kurs Europas nicht mehr von gewählten Regierungen bestimmt, sondern von großen Wirtschaftsunternehmen, in erster Linie solchen der Finanzwirtschaft. Die Banker diktieren die politische Agenda und haben mittlerweile mit Griechenland und Italien in zwei europäischen Ländern sogar direkt die Regierungsgeschäfte übernommen. (...)

Am Ende trat ein, wovor der Ökonom Walter Eucken bereits vor über 50 Jahren gewarnt hatte: Private Wirtschaftsmacht, so Euckens These, lässt sich nicht kontrollieren. Entweder es gelingt, ihre Entstehung zu verhindern – oder sozialer Ausgleich, Freiheit und Demokratie sind nicht zu retten. (...)

Wirtschaftliche Ressourcen ins Belieben privater Eigentümer zu stellen, wurde seit Adam Smith damit gerechtfertigt, dass Markt und Wettbewerb mit unsichtbarer Hand die egoistischen Bestrebungen in eine dem Allgemeinwohl nützliche Richtung lenken. Wo das nicht funktioniert, verliert privates Wirtschaftseigentum seine Legitimität. Bei Banken und großen Konzernen funktioniert es erkennbar nicht mehr. Die Alternative ist nicht schlichte Verstaatlichung, sondern Gemeineigentum: Eigentum, das sicherstellt, dass das Wirtschaften nicht mehr der Maximalrendite, sondern dem Gemeinwohl verpflichtet ist.

(...) Wächst allerdings ein Unternehmen, geht sein Erfolg immer weniger allein auf den Ideengeber zurück. Spätestens im Erbfall sollten größere Unternehmen ins Eigentum der Mitarbeiter übergehen.

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Anmerkung: Wieder einmal bietet Wagenknecht einige überlegenswerte Thesen zur Überwindung des Kapitalismus an, die in ein Konzept für die nahe Zukunft einfließen könnten. Lediglich ihre seltsame Fixierung bzw. Beschränkung auf den Faktor der eigenen Arbeit irritiert ein wenig - schließlich wird es auch in Zukunft wohl nicht möglich sein, eine sinnvolle und auskömmliche Arbeit für alle Menschen zu finden.

Welche grotesken Auswüchse der Neoliberalismus mit seiner Fixierung auf die Arbeit angenommen hat, kann man beispielsweise in diesem Werbespot sehen - ich habe mich ausgeschüttet vor lauter Lachen und Prusten, als ich ihn kürzlich bei Freunden zufällig sah. Kurz vor einer Rezession stehend, in einer Zeit der Massenarbeitslosigkeit und ausufernden Niedrigstlöhnen schwadronieren diese zynischen Gesellen: "Freitags schon auf Montag freuen". Von solche Untertanen, die auch noch so tun als hätten sie Spaß bei der eigenen Ausbeutung, träumt die neoliberale Bande.

Abgesehen von diesem Manko ist es aber erneut erfrischend, den Gedanken Wagenknechts zu folgen.

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