Nur mit der Wohltat lässt sich etwas machen,
so sagt die Gnädige vom Komitee:
"Gebt dem Verarmten abgetragne Sachen,
ein Pfündlein Zucker oder Malzkaffee,
wenn jedermann auch nur ein Kleines tut,
so geht es auch den ärmsten Leuten gut."
Doch der Herr Pfarrer will dazu ergänzen:
"Vor allem hilft das innige Gebet,
seht, das Vergnügen übersteigt die Grenzen,
bis alle Sittlichkeit zum Teufel geht.
Bei jeder Mahlzeit einen frommen Spruch,
so gibt der Glaube jedem Brot genug."
Der Fabrikant hat auch etwas zu sagen,
er meint, das Höchste ist die Arbeitspflicht,
und das Akkordsystem löst alle Fragen
mit einer täglichen Zwölfstundenschicht.
Und was noch übrig bleibt an freier Zeit,
das soll gewidmet sein der Heimarbeit.
Nun spricht der Herr von Säbel und Kanonen:
"Im Guten geht es nicht, das ist zu blöd,
viel besser wirken da die blauen Bohnen,
wo es um soziale Sachen geht ..."
Da fehlt noch einer, unser Bürokrat,
wir hören gern den hochgeschätzten Rat.
Der macht den Kasten auf voll Paragraphen
und wird vor Eifer zitterig und rot:
"Die ganze Welt, sie kann beruhigt schlafen,
wenn sie bewacht das Polizeiverbot ...
Nach Absatz sieben stelle ich es fest:
Die soziale Frage ist gelöst ..."
(Ludwig Pratsch [biographische Daten nicht ermittelbar], in "Simplicissimus", Heft 6 vom 09.05.1927)
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