Ich trete in die Türe ein,
Der Mond war vor mir dort.
Ach Mond, du sollst nicht bei mir sein!
Er schweigt und geht nicht fort.
Er wohnt in meiner Stube drin
Seit gestern, als ich kam.
Ich seh ihn, weil ich traurig bin,
Und kenn ihn nur im Gram.
Ich zünde keine Lampe an,
Ich setz mich in sein Licht.
Durchs Fenster blick ich dann und wann,
Der Mond erkennt mich nicht.
So ess ich einen goldnen Fisch,
Gieß Wasser mir ins Glas,
Wie eine Wiese ist der Tisch,
Im Mondlicht wächst das Gras.
Jetzt wird er bald verfinstert sein,
Wohl gegen Ende März.
Und sinnlos fällt das Wort mir ein:
"Er ist der Nacht ihr Herz."
Er ist so blind, er ist so taub,
Ihn kümmern Tränen nicht.
Er schwankt im Wind, er hängt im Laub,
Ach mit demselben Licht.
(Günter Eich [1907-1972], in: "Abgelegene Gehöfte". Gedichte, 1948)

(Bild: Ullstein-Verlag)
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