Montag, 1. Juli 2013

Zitat des Tages: Der Tantenmörder


Ich hab meine Tante geschlachtet,
Meine Tante war alt und schwach;
Ich hatte bei ihr übernachtet
Und grub in den Kisten-Kasten nach.

Da fand ich goldene Haufen,
Fand auch an Papieren gar viel
Und hörte die alte Tante schnaufen
Ohn Mitleid und Zartgefühl.

Was nutzt es, dass sie sich noch härme –
Nacht war es rings um mich her –
Ich stieß ihr den Dolch in die Därme,
Die Tante schnaufte nicht mehr.

Das Geld war schwer zu tragen,
Viel schwerer die Tante noch.
Ich fasste sie bebend am Kragen
Und stieß sie ins tiefe Kellerloch. –

Ich hab meine Tante geschlachtet,
Meine Tante war alt und schwach;
Ihr aber, o Richter, ihr trachtet
Meiner blühenden Jugend-Jugend nach.

(Frank Wedekind [1864-1918]: "Die vier Jahreszeiten: Winter", Gedichte, 1905; zuerst als kabarettistische Moritat, 1902)

Anmerkung: Die "Logik" des Kapitalismus' konsequent zuende gedacht (und vielfach vertont). Staaten und Konzerne, gelegentlich auch einzelne Grüppchen oder Personen, handelten stets nach dieser eisigen Maxime - bis einschließlich heute -, ohne dass sich irgendwelche Richter dafür interessierten. Die kamen und kommen erst dann ins absurde Spiel, wenn der so genannte "kleine Mensch" die schändlichen Taten der Mächtigen und Superreichen zwecks der eigenen Bereicherung nachzuahmen versucht.

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Der Volkswirt


"Über eine Milliarde Mark wird täglich fürs Essen hinausgeworfen. Wie nützlich könnte man dieses Geld verwenden!"

(Lithografie von Paul Schondorff [1880-?], in "Simplicissimus", Heft 3 vom 20.04.1925)

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