"Das Spiel ist aus!" riefen in der Schlussszene die endlich siegreichen Gegenspieler den entlarvten bösen Machthabern zu, verstellten ihnen den Weg zur Flucht oder zu den Waffen, nahmen sie fest und führten sie, ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, in die Kulisse ab, während der Vorhang fiel.
Als er aber dann zum Applaus wieder hochging, kamen die besiegten Machthaber schon Hand in Hand mit den neuen Siegern zurück, und alle verneigten sich artig vor dem Publikum, das ihnen zurief und wie von allen guten Geistern verlassen Beifall klatschte.
(Erich Fried [1921-1988], aus: "Fast alles Mögliche", Berlin 1975)
Anmerkung: Wenn es nicht so bitterernst wäre, müsste man über Frieds hübschen Theatervergleich schallend lachen. So aber bleibt nicht viel mehr als schnöde, lähmende Ohnmacht - gerade angesichts der zurückliegenden Jahrhunderte ohne wesentliche Veränderungen dieses absurden, ständig wiederholten Schauspiels, das freilich nicht nur das immer wiederkehrende Wahltheater, sondern genauso auch anders herbeigeführte "Wechsel" - also Revolutionen - abdeckt. - Um die Zeichnung unten noch etwas deutlicher (und wahrhafter) zu machen, müsste man zum Thema "Wahl" allerdings das Wort "Kampf" durch "Schaukampf" und das Wort "Ausschlafen" durch "Ausplündern" ersetzen.
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Die Neugewählten

"Das war ein harter Kampf, Herr Kollege ... aber jetzt haben wir ja ein paar Jahre Zeit zum Ausschlafen."
(Zeichnung von Karl Arnold [1883-1953], in "Simplicissimus", Heft 11 vom 09.06.1920)
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