Manchmal, wenn man zum Beispiel auf Steinstufen oder an Brunnenrändern sitzt und raucht, trifft einen aus Autofenstern ein verzweifelter Blick: ein parkplatzsuchender Gast, dessen Nerven, im fremden Straßennetz ohnehin strapaziert, zu versagen drohen, wenn es ihm nicht bald gelingt, sich seines Wagens zu entledigen und im Stadtzentrum Fuß zu fassen.
So mögen früher herumirrende Ritter aus ihren Eisenrüstungen auf einen Schäfer geblickt haben, der im Gras liegend Flöte blies, während ein Unstern sie dazu verdammte, ihr Leben mit Staub und Metall zu ruinieren.
Manche Fahrer werden offenbar immer wieder in denselben Kreislauf gezogen, so dass sie mit wachsender Langsamkeit, die den berühmten Zusammenbruch des Verkehrs ankündigt, immer wieder an demselben rauchenden Mann vorbeikommen und an demselben Brunnen, dessen Wasser in den Wind hinausfliegt wie ein unerreichbares Elixier aus Gelächter und Tränen.
(Gerhard Amanshauser [1928-2006]: "Ärgernisse eines Zauberers. Satiren und Marginalien", 1973)

Anmerkung: Wer angesichts dieses herrlichen Textes den Bezug zwischen dem heutigen Kapitalismus und Konsumterror und der Literatur des 19. Jahrhunderts herzustellen vermag, erhält den Narrenschiff-Sonderpreis für außergewöhnliche, obrigkeitlich sehr ungewollte Bildung im 21. Jahrhundert des kapitalistischen Terrors. Alle anderen müssen sich leider in ihre Eisenrüstungen zurückziehen und weiterhin sich selbst, ihre Mitmenschen und den Planeten ruinieren.
(Memo an mich selbst: Es war der Reich-Ranicki, der vor etwa 30 Jahren in einer flammenden Rede die Einführung von Satirezeichen in die deutsche Sprache gefordert hat. In diesem Fall wusste er wohl, was er tat.)
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