Montag, 14. Juli 2014

Musik des Tages: Mars, the Bringer of War




(Gustav Holst [1874-1934]: "Mars, the Bringer of War", aus der Suite für Orchester "The Planets", Op. 32; The Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, Charles Mackerras)


Anmerkung: Holst hat diese bis heute wegweisende Musik 1914 veröffentlicht und sie demnach in den Monaten und vielleicht Jahren davor komponiert. Ich kann mir keine treffendere, furchtbarere Hymne auf den physikalischen Beginn des kapitalistischen Zerfalls der gesamten "zivilisierten" Welt und die daraus resultierenden Jahrzehnte zweier Weltkriege, die beide für sich genommen jeder auch nur vorstellbaren Enthumanisierung und Gewaltverstärkung schon gedanklich entgleiten, vorstellen.

Hier hat der Komponist, der damals nicht einmal ansatzweise erahnen konnte, welche barbarischen Horrorszenarien in Kürze folgen würden, genau diesen Horror schon im Vorfeld in laute (Miss-)Töne gegossen - und es ist nur eine folgerichtige und noch perversere Entwicklung unserer heutigen abartigen Zeit, dass ausgerechnet diese Musik heute zu einer maßgeblichen Inspiration für die vielen Musikplagiatoren aus der banalen Filmindustrie geworden ist. Was damals bahnbrechende musikalische Kunst war, ist heute in einer endlosen Wiederholungsschleife zur billigen, effektheischenden Untermalung für die meist unkritische, oft sogar befürwortende filmische Darstellung von Gewalt, Kriegen oder bewusst herbeigeführten Katastrophen mutiert. Noch viel tiefer kann die Kunst - und mit ihr der Humanismus - kaum sinken.

Stellen wir uns für einen kurzen Moment doch einmal den glühenden Kriegstreiber Gauck vor, wie er in einem Konzertsaal diesen Tönen andächtig lauscht (oder lauschen muss) - um danach ans Rednerpult zu treten. Aber ich verlange und erwarte offensichtlich viel zu viel von der heutigen Menschheit, die auch ein Gauck ja nicht maßgeblich formt, sondern eher abbildet. Gauck würde nichts verstehen, allenfalls noch Vergleiche zur Filmmusik von "Star Wars" ziehen, und danach weiter pathetisch zum "gerechten", gar "freiheitlich-demokratischen" Krieg gegen "die Bösen" aufrufen.

Die Degeneration dieser tumben Menschen ist nicht nur im vollen Gange, sondern steht kurz vor einem neuen Meilenstein - allerspätestens dann, wenn die Generation, die den Horror der beiden Weltkriege noch miterlebt hat, endlich komplett auf die Friedhöfe verbracht ist, wird das böse Spektakel wieder von vorn losgehen. Und auch diesmal werden es dieselben "seriösen Herrschaften" sein, die wider besseres Wissen lächelnd die Startpistole heben und beherzt abfeuern - wie immer ohne zu wissen, welche neue, bisher nie dagewesene Greuel sie damit lostreten.

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Der Krieg, wie ich ihn sah



(Zeichnung von Fritz Arnold [1883-1921], in "Simplicissimus", Heft 48 vom 25.02.1919)

3 Kommentare:

  1. Gibt es einen Hollywoodkomponisten, der "Die Planeten" noch nicht kopiert hat? Ganze Sequenzen aus "Mars" finden sich bei John Williams (Star Wars), Jerry Goldsmith (Star Trek), Hans Zimmer (Gladiator) und James Horner (Troy). Selbst der große Morricone hat sich fleißig bedient, zum Beispiel bei "Venus" für den Soundtrack von (ironischerweise) "Mission to Mars". Gut geklaut ist eben halb gewonnen.

    A propos "Venus". Wenn Du Gauck den "Mars" vorspielen wolltest, ich würde gerne Merkel die "Venus" vorspielen und sie anschließend bitten, ihre Gefühle zu beschreiben.

    Ich vermute, sie würde sich schon nach wenigen Sekunden als Replikant entlarven.

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  2. Charlie, wie kommst Du darauf, dass das Profil gefälscht ist?

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  3. Wer auch immer da anonym anfragt: Die Benutzung des eigenen Gehirns führt oftmals zum Ziel. ;-) Als kleine Denkanstöße:

    - Profile bei mehreren "sozialen Netzwerken" (facebook, google+ und wer weiß wo sonst noch), allesamt, soweit ich das überblicke, neu (aus Juni 2014)
    - parallel dazu ein Blog mit eigener Domain (registriert in Panama [!!], ebenfalls aus Juni 2014)
    - seit Juni 2014 zahllose Kommentare in nahezu allen "linken Blogs" (ich habe angsichts der Ergebnisse der Google-Suche nur noch mit den Augen gerollt), und das oftmals in einer eloquenten, fast schon scharfsinnigen Form, die fast jedem Blogbetreiber das Herz aufgehen lassen muss
    - Und das alles soll auf eine Zwanzigjährige (!!) zurückzuführen sein, die noch dazu auf einigen ihrer zur Schau gestellten Fotos wie ein typisches blondes Glitzer-Model aus den verwesenden Untiefen der kapitalistischen Modeunterwelt aussieht?

    Wer das glaubt, kann auch ruhigen Gewissens den Geheimnissen der Kornkreise nachspüren oder auf die Rückkehr der Nazis von der dunklen Seite des Mondes warten. ;-)

    In den Kommentaren gibt es hier noch etwas mehr dazu.

    Liebe Grüße!

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