Der Wind, der Wind, der geht ums Haus,
wir löffeln unsre Suppe aus,
dann gehn wir fröhlich schlafen.
Doch plötzlich sind wir wieder wach,
was ist das für ein wehes Ach,
wir können nicht mehr schlafen.
Es ist ein Ach und ist ein Weh
wie damals in Gethsemane,
da konnt auch keiner schlafen.
Das ist kein Wind, das ist kein Sturm,
das ist auch nicht im Holz der Wurm,
das ist ein armes Weinen.
Die Kinder weinen in dem Wind,
die all die Jahr gestorben sind,
die hörn wir draußen weinen.
Sie weinen, die der Hitler schlug
ins weiße, weiße Leichentuch,
die hörn wir schrecklich weinen.
Die Kinder sinds, soviel, soviel,
auf die die Glut vom Himmel fiel,
die jammern in der Stube.
Die andern auch, aus Schnee und Eis,
sind voll des wimmernden Geschreis
in unsrer warmen Stube.
Die ungeheure Kinderwelt
hat tot sich um das Haus gestellt,
wir frieren in der Stube.
Wir frieren und wir schlafen nicht,
wir liegen auf dem Angesicht,
wir schämen uns zu Tode.
Wir decken mit dem Bettzeug zu
das eigne Kind, ach, bleibe Du
bewahrt vor ihrem Tode,
die weiterziehn, von Haus zu Haus.
Wir löschen unsre Lampe aus
und zittern vor dem Tode.
(Wolfgang Weyrauch [1904-1980]: "Der Wind geht ums Haus", in: "Gesang um nicht zu sterben. Neue Gedichte", 1956)

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