Dienstag, 30. Dezember 2014

Europas Aufbruch in den Totalitarismus: Es geht voran!


Mit der Demokratie, den Menschen- und Bürgerrechten oder gar veralteten, sozialromatischen Träumen wie dem Datenschutz oder dem "mündigen Bürger" hat unser modernes, marktkonformes Europa des vollendeten Kapitalismus nicht mehr viel am Hut - das wissen bzw. bemerken wir alle. Umso erfrischender ist es, immer wieder miterleben zu dürfen, wie die neoliberale Bande überall allmählich jede auch noch so dämliche Maske fallen lässt und immer offensichtlicher Kurs auf den ersehnten Totalitarismus nimmt. Dazu nur zwei Beispiele aus den letzten Wochen:

Die ungarische Regierungspartei Fidesz will erneut einen heftig umstrittenen Vorschlag umsetzen: Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren sollen jährlich einen Drogentest absolvieren müssen. (...) Der Kommunikationsdirektor der Fidesz, Mate Kocsis, hatte vergangene Woche gesagt, ein jährlicher Drogentest solle auch Journalisten und Politikern vorgeschrieben werden.

So meldete es die Tagesschau vor drei Wochen und vergaß auch nicht den von den Initiatoren bzw. den beteiligten PR-Huren wohlfeil platzierten Hinweis, dass dies schließlich zum "Wohl der Kinder" zu geschehen habe. Denn das ist ja das ureigenste Ziel der kapitalistischen Raffgier - auch wenn das manch eine/r zwischendurch immer wieder vergisst.

Ja, Zwangsdrogentests (die bei unseren "amerikanischen Freunden" in den USA längst zu den üblichen Mitteln zur Disziplinierung auf dem "freien Arbeitsmarkt" und bei BezieherInnen von Sozialleistungen gehören), sind in der Tat ein adäquates Mittel in dieser untergehenden Zeit, um Kosten bei den Schwächsten zu sparen - insbesondere vor dem Hintergrund, dass es in diesem Schweinesystem selbstverständlich der herrschenden "Elite" obliegt zu definieren, was denn nun genau zu jenen teuflischen Drogen gehört und was nicht (und wer zu "testen" sei und wer nicht). - Ich persönlich fände einen vorgeschriebenen Intelligenz- oder, besser noch, Korruptionstest für Politiker und Journalisten ja weitaus sinnvoller, aber auf mich hört ohnehin niemand.

Deutschland wäre aber nicht Deutschland, wenn dieses verkommene Land den devoten, widerwärtigen Vorstoß aus Ungarn nicht noch locker toppen könnte - wir erinnern uns an die faschistoiden Pläne zur "Markierung von Ausweisen" und müssen nun bei n-tv lesen:

Pass-Entzug auf Verdacht ist rechtens / Ein 28-Jähriger ist dem Verfassungsschutz als Mitglied der islamistischen Szene bekannt. Als er seine Ausreise nach Syrien plant, ziehen die Behörden seinen Reisepass ein. Ein wirkungsvolles Instrument, dessen Rechtmäßigkeit die Justiz nun bestätigt.

Wir lernen: Deutschland ist wieder einmal stramm weiter als Ungarn oder die USA - hier reicht bereits der von einer zwielichtigen, offensichtlich verfassungsfeindlichen Behörde formulierte Verdacht [sic!] aus, um einem Menschen den Reisepass abzunehmen, und unsere freiheitlich-demokratische Klassenjustiz segnet das in gewohnter Winkeladvokatenmanier pfaffengleich ab. Gleichzeitig wird politisch und medial massiv Islamophobie geschürt - und im selben Atemzug sogleich wieder pseudo-kritisch verurteilt, wenn sie (wer konnte denn das auch erahnen!) auf fruchtbaren Boden fällt und strunzdämliche "Pegida"-Verirrungen zur Folge hat. - In Deutschland sind Hopfen und Malz in jeder Hinsicht endgültig verloren.

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Weltgeschichtliche Betrachtung
[oder: Schöne Träume aus der Vergangenheit]


"Glauben Sie mir, Fräuleinchen, der Tag, an dem der selige Zar den Schnaps verboten hat, der Tag war der Geburtstag des Bolschewismus."

(Zeichnung von Alphons Woelfle [1884-1951], in "Simplicissimus", Heft 44 vom 28.01.1919)

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