Mittwoch, 4. Februar 2015

"Entartete" Musik des Tages: Violinkonzert e-moll




  1. Allegro molto appassionato
  2. Andante
  3. Allegretto non troppo - Allegro molto vivace

(Felix Mendelssohn Bartholdy [1809-1847]: "Konzert für Violine und Orchester" e-moll, Op. 64; Violine: Hilary Hahn, Radio-Sinfonieorchester Frankfurt, Leitung: Paavo Järvi)

Anmerkung: Eigentlich muss ich zu dieser grandiosen Musik, die für sich selbst spricht, nichts sagen. Eigentlich sollte es heute nur noch eine Randnotiz der Geschichte sein, dass Mendelssohns Werk in der vergleichsweise kurzen Zeit des Nationalsozialismus - und zwar allein aufgrund der jüdischen Herkunft des Komponisten - als "entartet" galt und entsprechend boykottiert und geschmäht wurde. Eigentlich. Leider sieht die Realität aber etwas anders aus, denn bis heute haftet der Musik dieses so jung verstorbenen und dennoch extrem produktiven Komponisten der Makel der angeblichen "Zweitrangigkeit" an - eine Sichtweise, die nicht zuletzt auch aus musikwissenschaftlicher Sicht nicht haltbar ist und jeglicher Belege nach wie vor entbehrt.

Der Nazi-Terror zwischen 1933 und 1945 hat deutliche, bis heute erkennbare Spuren hinterlassen [pdf], die vielerlei Rückschlüsse auf die gesellschaftlichen, politischen und auch wissenschaftlichen Befindlichkeiten in diesem Land zulassen. Hier ist nichts "entnazifiert" worden - oder, wie der geschätzte Fefe das so treffend formuliert:

Die beste Entnazifizierung, die man für Geld kaufen kann!

Dem ist in der Tat nichts weiter hinzuzufügen. Lauschen wir stattdessen der "entarteten" Musik Mendelssohns, während der schnöde Kapitalismus stoisch und unter Anleitung seiner selbsternannten und sich ständig selbst bereichernden "Elite" weiter wie von Sinnen wütet und diesen Planeten samt allen BewohnerInnen in den Abgrund reißt. Mendelssohns Violinkonzert - auch wenn das ganz sicher nicht beabsichtigt war - ist (mit Ausnahme des dritten, allzu fröhlichen Satzes) ein durchaus passender "Soundtrack" dafür.

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(Foto des Mendelssohn-Denkmals in Leipzig, das 1892 erstmals errichtet, 1936 von den Nazis wieder abgerissen und erst im Jahr 2003 [sic!], finanziert vornehmlich aus privaten Spenden, wieder neu aufgestellt wurde.)

2 Kommentare:

  1. Das ist nicht nur wundervolle Musik, sondern er war auch ein ganz besonderer Mensch, der Bach wiederentdeckt hat. Mit Schumann gehört er in den Musikolymp des 19. Jahrhunderts. Danke für den Beitrag.

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  2. @ Hermann: Nach meinem Dafürhalten gehören in den musikalischen Olymp des 19. Jahrhunderts noch eine Menge weiterer Komponisten - aber ich vermute, dass Du es auch nicht anders gemeint hast. :-)

    In jedem Fall vielen Dank für die Rückmeldung - hier lesen ansonsten wohl eher wenige Menschen mit, die orchestrale Musik mögen.

    Liebe Grüße!

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