(Dokumentation von Jean-François Delassus aus dem Jahr 2008, Originaltitel: "14-18: Le bruit et la fureur")
Anmerkung Dieser bedrückende und dennoch äußerst eindrückliche Film beschreibt den Beginn und Verlauf des Ersten Weltkrieges aus der Sicht eines französischen Menschen, der 1914 im zarten Alter von 24 Jahren schnell zum "Soldaten" mutierte bzw. gemacht wurde. Er beginnt mit der folgenden gesprochenen Eingangssequenz: "Ich denke noch immer an sie, an diese von Granaten zerpflügten Schlachtfelder. Der Krieg lebt in meiner Seele weiter, als ein grausamer, bilderspeiender Vulkan, mit seinem Gestank, seinem Lärm. Und heute erkenne ich, wie aus dieser beispiellosen Tragödie all die Katastrophen des 20. Jahrhunderts erwachsen konnten - als Kinder dieses Krieges." - wobei ich nicht sicher bin, ob das hier falsch verwendete Wort "Tragödie" auf einen - bewussten oder unbewussten - Übersetzungsfehler in der deutschen Fassung, auf Schludrigkeit oder auf eine gewollte Falschaussage zurückzuführen ist. Der Film jedenfalls verdeutlicht eindrucksvoll, dass es sich bei diesem bodenlosen Abstieg ins Barbarentum keineswegs um eine "Tragödie" im Sinne der eigentlichen Wortbedeutung gehandelt hat, die ja per definitionem unter Anderem eine "schuldlose" und "unabwendbare" Entwicklung hin zur Katastrophe bedeutete. Das genaue Gegenteil ist der Fall.
Der Film ist trotz einiger solcher Mängel sehr sehenswert und vermittelt einen recht anschaulichen, zuweilen äußerst verstörenden Eindruck in die Zeit zwischen 1914 und 1918, die wohl nicht zufällig unserer heutigen furchtbaren Welt in vielerlei Hinsicht sehr ähnelt:
1914 - Wo man auch hinsieht, ist Fortschritt. Wir sind alle geradezu verrückt nach Automobilen. (...) Das neue Jahrhundert fängt vielversprechend an. Wir ahnen nicht, welche Grausamkeiten uns erwarten. Wie beginnt man, wenn man von der nackten Gewalt erzählen will, der wir ausgesetzt waren, von dem stinkenden Brei menschlicher Überreste? Die Bilder verfolgen mich noch immer.
Freilich unterlässt es auch dieser Film, nach den tatsächlichen, systemischen Ursachen zu forschen oder auch nur zart zu fragen - ansonsten hätte er vermutlich gar nicht erst produziert und im "freiheitlichen" TV des "Westens" (freilich im Nachtprogramm oder in mehrheitlich unbekannten Nischenkanälen) ausgestrahlt werden können. Ein durch und durch pazifistisches Ausrufezeichen mit deutlichem Bezug zu Jetztzeit bleibt er aber allemal.

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