Dienstag, 25. August 2015

Zitat des Tages: Lied von den apokalyptischen Reitern


Es war in der Zeit der Depression:
Ihr Karren kam nicht mehr weiter.
Sie hatten Angst vor der Revolution,
die apokalyptischen Reiter.

Sie wechseln die Knochen. Sie wechseln die Haut.
Sie bleiben doch immer die alten.
Sie heulten sich heiser. Sie brüllten laut:
Erbarmen! Ihr müsst uns behalten!


Sie haben das Abendland ausverkauft
samt Gott und seinen Engeln.
Sie haben sich einen Gaul gekauft.
Sie sagten: Mit kleineren Mängeln.

Sie wechseln die Knochen. Sie wechseln die Haut.
Sie bleiben doch immer die alten.
Sie haben dem Gaul ins Maul geschaut.
Sie sagten: Den wolln wir behalten.


Sie machten einen mächtigen Krieg.
Ihr Schinder war keine Niete.
Und gab es am Ende auch keinen Sieg:
Es gab doch ganz schöne Profite.

Sie wechseln die Knochen. Sie wechseln die Haut.
Sie bleiben doch immer die alten.
Ihr habt ihnen wieder ein Haus gebaut,
in dem sie euch niederhalten.


(Volker von Törne [1934-1980], in: Born / Delius / von Törne: "Rezepte für Friedenszeiten. Gedichte", Aufbau 1973)



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Anmerkung: Was soll ich zu einem Gedicht, das in wenigen Versen den Kern der Misere der narkotisierten Menschheit offenbart, anmerken? Es hat sich nichts geändert - die Welt befindet sich auch im Jahr 2015 in genau demselben kapitalistischen Katastrophenzustand, der für die überwältigende Mehrheit der Menschen wie gewohnt nur bitterstes Unheil bedeutet, während "sie" - also "die apokalyptischen Reiter" aka die superreiche "Elite" - ungeachtet aller Katastrophen stets ihren absurden Reichtum, ihre Macht und ihre Privilegien erhalten und ausgebaut hat.

Heute benötigt diese furchtbare Bande nicht einmal mehr einen Hitler-"Gaul" - inzwischen erledigen die "freien Demokratien" bzw. deren "gewählte VolksvertreterInnen" ihren perversen Job willfährig gegen entsprechende Bezahlung, während die begleitende mediale Propaganda wie von Sinnen von "westlichen, freiheitlich-demokratischen Werten" schwadroniert. Das ist angesichts des aktuellen Zustands dieser verkommenen Welt voller Krieg, Rassismus, Armut, Ausbeutung, Zerstörung, Gewalt und Vergiftung so dermaßen absurd, dass mir beim Nachdenken darüber der Schädel zu zerplatzen droht.

Derweil trinken die Superreichen in ihren Villen weiterhin Champagner, schlemmen fürstlich und amüsieren sich köstlich darüber, dass sie heute keinen irren Diktator mehr brauchen, der ihnen den verkrusteten Anus leckt, die Bevölkerung knechtet, profitfeindliche Elemente eliminiert und erwünschte Kriege anzettelt. Die neoliberale Einheitspartei (NED) aus CDU/CSU/SPD/FDP/AFD/NPD/Grünen sorgt gewissenhaft und verlässlich dafür.

Der Irrsinn könnte ausgeprägter gar nicht sein.

2 Kommentare:

  1. Ich bin kein Roboter25. August 2015 um 14:20

    Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.

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  2. "For those who refuse to remember the past
    Are condemned to repeat it"

    Siehe hier.

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