Donnerstag, 25. März 2010

Die Wirtschaftsjunkies oder: Gute Nacht, Deutschland

Mit weniger Lohn mehr konsumieren – seltsame Rezepturen aus der britischen Kapitalismusküche. (...)

Die Therapie entspricht dem üblichen neoliberalen Muster: Konsum, Investitionen und Wirtschaftswachstum lassen sich, folgt man dem Blatt, am besten durch "mutige Strukturreformen" ankurbeln, durch Liberalisierung, weitere Deregulierung der Arbeitsmärkte sowie den radikalen Umbau der Sozial- und Erziehungssysteme. Und schließlich durch Steuersenkungen.

Dieses Rezept aus der britischen Wirtschaftsmedizin ist nachgerade genial. Ausgerechnet die Arznei, die zu den kritisierten Exportüberschüssen führte, soll nun, in noch höherer Dosis verabreicht, das Gegenteil bewirken und den Außenhandel wieder ins Lot bringen. Darauf muss man erst einmal kommen.

Mit englischer Verschrobenheit lässt sich das merkwürdige Heilverfahren nicht abtun. Diesseits der Kanals schwören zahlreiche Ökonomen auf dieselbe Methode. So etwa Wolfgang Franz. Der Vorsitzende der "Fünf Weisen" plädiert zwar dafür, die Inlandsnachfrage zu stimulieren, aber bitte nicht mit höheren Tarifabschlüssen. Schließlich sei die "Lohnzurückhaltung einer unserer Vorteile gegenüber unseren Wettbewerbern gewesen".

Wer solche Berater und die ihnen hörigen Politiker hat, braucht sich über Griechenland und die Währungsunion keine Gedanken zu machen. Sie fliegt garantiert bald auseinander. Dann gute Nacht, Deutschland.

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Anmerkung: Man mag es nicht mehr hören - seit so vielen Jahren drückt uns die neoliberale Bande dieses Rezept alternativlos aufs Auge: Man müsse nur immer höhere Dosen der wirkungslosen, sogar kontraproduktiven "Medizin" samt ihrer katastrophalen "Nebenwirkungen" verordnen, dann werde sich schon alles zum Guten wenden. Für wie dumm lassen wir uns eigentlich verkaufen? Mit genau diesen "Konzepten" haben sie die größte Wirtschaftskrise seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts (und auch die ist auf die gleichen Ursachen zurückzuführen) produziert. Nie gab es mehr Arbeitslosigkeit, die Mittelschichten verschwinden, Armut und soziale Not wachsen rasant inmitten der reichen Industrienationen, ganze Staaten stehen vor dem Bankrott - und sie machen einfach so weiter wie vorher, als ob nichts geschehen sei. Da drängt sich die Frage förmlich auf: Tun sie das aus lauter naiver Dummheit - oder vielleicht doch mit voller Absicht? - Das ist eine rhetorische Frage.

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