Donnerstag, 12. August 2010

Öffentlich-rechtlicher Journalismus: Im Würgegriff der Parteien

Medienpolitik: Parteien haben die öffentlich-rechtlichen Sender fest im Griff - Folgen für den Journalismus: Gefälligkeit, Verharmlosung, Bequemlichkeit (...)

Die heutige Journalisten-Generation - in einer Demokratie aufgewachsen - hat sich an die Allmacht der Parteien gewöhnt.

Der öffentlich-rechtliche Journalismus hinterfragt nicht mehr, er ist eingeschüchtert und ergötzt sich an Oberflächlichkeiten und persönlichen Geschichtchen. Wer mit wem und wie? Nach dem Warum wird nicht mehr gefragt. Dabei gäbe es wichtige Fragen: Warum sahen wir bei der Fußball-WM nur jubelnde Fans, die ebenso begeisterten Reportern in die Mikrofone grölten, aber keine Berichte über Rassismus und Doping im Spitzensport? Warum wurde bis heute keines der Finanzderivate, die für die globale Wirtschaftskrise verantwortlich sind, verboten? Ist die neoliberale Ideologie angesichts des Auseinanderdriftens unserer Gesellschaft wirklich noch zeitgemäß? All das sind Fragen, die zumindest eine Betrachtung wert wären - die öffentlich-rechtlich aber niemand stellt. (...)

Journalistische Glanzstücke - die es durchaus gibt - wie das NDR-Magazin "Zapp" oder die Reportagen "Aghet" und "Das Erbe der Quandts" werden lieblos in den dritten Programmen oder nach Mitternacht versendet, also weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um niemandem weh zu tun. Zur besten Sendezeit laufen stattdessen belanglose Schmonzetten, Volksmusik oder pseudopolitische Talkshows, in denen die stets gleichen Gesichter ihre Versatzstücke durcheinander rufen. Die Öffentlich-rechtlichen haben sich in eine ruinöse Abwärtsspirale im Wettbewerb mit den Privatsendern begeben. Bei Sportübertragungen oder im Unterhaltungsbereich sind sie kaum noch von diesen unterscheidbar.

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Anmerkung: Diesem Artikel ist nicht viel hinzuzufügen - auch wenn man sich beim Lesen auch eine Erwähnung der Nachrichtenredaktionen wünscht, die genau demselben "Würgegriff" ausgesetzt sind. Wenn man heutzutage die Tagesschau, die heute-Nachrichten oder die Nachrichten in den dritten Programmen verfolgt, kann man jederzeit die "Linie" feststellen, nach der dort berichtet bzw. verschwiegen bzw. verfälscht wird. Auch die gerne benutzte Argumentation der öffentlich-rechtlichen Sender, dass sie ihrem Informations- und Bildungsauftrag doch nachkämen, indem sie allerlei "Spartensender" anbieten, greift nicht. Wer schaut sich das denn an? Diejenigen, die es in erster Linie erreichen sollte, gewiss nicht - und abgesehen davon ist auch das Programm dieser Spartensender extrem kritikwürdig. Die Öffentlich-Rechtlichen sind größtenteils zu Propagandasendern der neoliberalen Bande mutiert.

Im Artikel heißt es dazu weiter: "Doch so schamlos wie unter der Regierung von Angela Merkel (CDU) hat die Politik ihren Einfluss noch nie ausgenutzt. Es ist eine Politik, die nicht mehr auf die Kraft ihrer Argumente vertraut, sondern die darauf setzt, dass auf den entscheidenden Positionen Getreue sitzen, die den Murks an sich vorbeiwinken. Das ist nicht mehr weit von italienischen oder französischen Verhältnissen entfernt, wo die Regierungen Berlusconi und Sarkozy die öffentliche Berichterstattung weitgehend auf die Linie ihrer Parteien gebracht haben." Überall derselbe Mief.


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