Mittwoch, 24. Oktober 2012

Pelzig prostituiert sich


Ich habe mir die jüngste Ausgabe der Sendung "Pelzig hält sich" nur auf Empfehlung der Nachdenkseiten nun im Netz angesehen - und bin nur noch angewidert und entsetzt ob dieses Klamauks. Das hat nichts mit Kabarett zu tun und erst recht nichts mit einer kritischen Auseinandersetzung mit der gängigen Propaganda - es ist schlichtweg nur noch oberflächlicher, unkritischer Mainstream. Pelzig macht sich damit im Gewand des Scheinkritikers zum Erfüllungsgehilfen der neoliberalen Agenda.

Zuerst lässt er den korrupten, geldgierigen CSU-Veteranen Glos vollkommen unkritisch und ohne Nachfragen seinen widerlichen Sermon vom Stapel lassen, dass bezüglich seiner "Nebeneinkünfte" der eigene Intellekt [sic!] doch auch im Alter noch Geld einbringen könne und dass "guter Rat eben teuer" sei und versteift sich statt dessen auf die "Jagdfreuden" des CSU-Mannes. Er lässt einen ekelhaften Selbstbediener und offensichtlich aus "Eigenverantwortung" handelnden Ex-Minister damit fast sympathisch aussehen und entblödet sich auch nicht, ihn auch im weiteren Verlauf der Sendung erneut einzubeziehen und dabei wieder nur auf die "Jagdlust" des Mannes anzuspielen, während die eigentlich wichtigen Themen wie Korruption nicht stattfinden.

So verwerflich man es auch finden mag, dass jemand aus der reinen Lust am Töten auf die Jagd geht, bleibt es doch völlig unverständlich, wieso dieser korrupte Mensch "nur" auf dieses (vergleichsweise harmlose) Vergehen reduziert wurde.

Dieser erste Eindruck setzte sich dann fort, als der nächste Gast die Bühne betrat. Es verbleibt ein Geheimnis von Erwin Pelzig, wieso ausgerechnet ein religiös verbrämter Populärpsychologe dort auftreten musste, der unter dem Deckmantel der Scheinkritik letzten Endes nur dummdreiste Propaganda zum Besten gab. Ich habe keines der Bücher von Manfred Lütz gelesen, aber was er in dieser Sendung an verbalem Müll ausgebreitet hat, sprengt auch jeden vertretbaren Rahmen und macht diese Entscheidung nachvollziehbar. Ich will nicht ins Detail gehen, denn das "existenzielle Gespräch" von Pelzig und Lütz war nichts weiter als heiße, übelriechende Luft - aber als Lütz ausführte, das christliche Heilsversprechen verheiße ja "nicht das unendliche, sondern das ewige Leben", habe ich mich geistig verabschiedet. Einen solchen religiösen Müll muss und will ich mir nicht antun.

Zum Schluss durfte dann noch die austauschbare Pop-Tusse von "Silbermond" samt desaströsem Anhang ein paar irrelevante Sätze zum Besten geben, bevor Pelzig sich in übelster Atze-Schröder-Manier vom Publikum verabschiedete. Das hätte RTL auch nicht schlimmer hinbekommen.

Vergeudete Lebenszeit war das, und ein flammendes Mahnmal für das, was aus Menschen in unserer furchtbaren Welt werden kann, wenn Geld und (angeblicher, weil quotenorientierter) Erfolg die Kriterien des Handelns sind. Pelzig hat sich disqualifiziert.

Widerlich!

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"Also nicht wahr, mein Lieber, das Aktenstück verschwindet und Sie bekommen den Posten in meinem Konzern."

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 49 vom 02.03.1925)

4 Kommentare:

  1. Ich hab die Sendung nicht gesehen aber wies scheint, brauch ich das auch nicht mehr. -)

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  2. Och, mach ruhig mal und bilde Dir selber eine Meinung. ;-) Du weißt doch: Man soll nicht alles einfach glauben, was man so im bösen Internet liest! ;-)

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  3. Vorallem dem ersten Teil deiner Kritik muss ich widersprechen. Pelzig ist subtil und dadurch unfassbar gut. Glos hat da sein wahres Gesicht gezeigt und Pelzig hat es so stehen gelassen, ohne ihm eine Chance zu geben, seine Aussagen wieder zu relativieren. Ich fands großartig.

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  4. So unterschiedlich können Wahrnehmungen sein - erstaunlich. Ich war nach dem Ansehen nur noch zornig und habe mich nach einem Lothar Dombrowski gesehnt, der den feinen Herrn Glos lustvoll in der Luft zerrissen hätte ... ;-)

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