Mittwoch, 5. Dezember 2012

Eine dumme Frage: Was kommt nach dem Kapitalismus?


Geht der Kapitalismus, wie wir ihn kennen, zu Ende? Die beiden Autoren sehen dies so und empfehlen eine neue Gesellschaftsform, die auf mitfühlende Solidarität setzt, mit Namen "Empathismus". Hier ihre erhellenden Gedanken und Visionen eines zukünftigen Miteinander.

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Anmerkung: Nach dem (unvermeidlichen, weil systembedingten) Zusammenbruch des Kapitalismus wird auch diesmal, wie schon unzählige Male zuvor, nur eines kommen: Ein Neustart des kapitalistischen Systems. Bei allen vorangegangenen Zusammenbrüchen gab es auch immer wieder verschiedenste Visionen oder Utopien, wie es denn danach wohl weitergehen könne und die nichts bewirkt haben, und nichts, aber auch gar nichts deutet heute darauf hin, dass es diesmal anders verlaufen wird.

Visionen und Entwürfe für eine bessere Welt gibt es mannigfach – und das nicht erst in neuer Zeit. Umgesetzt wurden und werden sie allerdings nie (und wenn, dann höchstens in pervertierter Form, die mit den ursprünglichen Ideen nichts mehr zu tun hat, wie das Beispiel des sich so nennenden Sozialismus eindrucksvoll zeigt).

Die wenigen Personen, die den großen Reichtum und die Macht an sich gerissen haben, haben diese Ansprüche stets erfolgreich verteidigt oder sind in eher seltenen Extremfällen von anderen Personen abgelöst worden, die sich ihrerseits im Namen irgendwelcher Ideologien wieder großen Reichtum und Macht angeeignet haben. Das ist die Geschichte der Menschheit.

Die Frage “Was kommt nach dem Kapitalismus?” ist hinlänglich beantwortet – die Antwort lautet: Natürlich wieder der Kapitalismus. Und wenn nach dem regelmäßigen Kollaps des Kapitalismus und dem systemisch verbundenen Faschismus irgendwann mangels verbliebener natürlicher und menschlicher Ressourcen kein Neustart mehr möglich ist, kommt eben einfach der Schlusspunkt. Die Dinosaurier haben es uns Menschen vorgelebt.

Seit Jahrhunderten gibt es massenhaft Gesellschaftsentwürfe, die einen Ausweg aus diesem kapitalistischen Teufelskreis formulieren – aber nicht ein einziges Mal ist es gelungen, irgendetwas davon auch in die Tat umzusetzen, ohne wieder in denselben widerlichen Strukturen zu landen. Die Hab-, Raff- und Machtgier und der asoziale Egoismus einzelner Menschen scheint unauslöschbar zu sein. Die widerliche Bande, die uns und fast alle anderen Staaten regiert, ist ein beredtes Beispiel dafür – von den Machenschaften der internationalen Konzernbosse ganz zu schweigen.

Wir brauchen keine zusätzlichen Visionen – die gibt es doch längst. Wir brauchen statt dessen einen Plan, wie wir diese furchtbare Bande der Eigennutzoptimierer, diese schrecklichen habgierigen Kapitalisten loswerden und der Bevölkerung endlich beibringen, dass Konkurrenz, Wettbewerb und Egoismus (“Eigenverantwortlichkeit”) zwangsläufig in eine solche Alptraumwelt münden, wie wir sie jetzt wieder haben.

Ich halte das evolutionäre Projekt “Menschheit” für gescheitert.

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Wahlfrühling

Nun, deutsches Wahlvieh, spitze deine Ohren
und friss den frech erlog'nen Phrasendreck!
Hat man dich auch bis auf die Haut geschoren -:
den frohen Glauben hast du nie verloren!
Schnapp zu, mein Mäuschen, auf den Rede-Speck!

Hier lockt man dich mit kaiserlichem Glanze -
hier wirst du aufgewertet, zollgeschützt -
hier geht man radikal-gesinnt aufs Ganze -:
und jeder bricht für dich die dickste Lanze
solang der Rede-Speichel ihm entspritzt ---

Doch süßer noch als die Sirenen-Flöten
tönt salbungsvoll des Pfarrers Wortsalat!
Er lehrt dich arbeiten und lehrt dich beten
und wird dich nicht nur hierorts stramm vertreten,
da er auch droben was zu sagen hat!

So oder so: man wird dich schon bequasseln,
du deutsches Schaf, zu jeder Schur bereit!
Gebrauch dein Recht, dir alles zu vermasseln:
zum Fluchen, Schimpfen, Hungern, Kettenrasseln
hast du dann wieder mal vier Jahre Zeit!

(Benedikt alias Reinhard Koester [1885-1956], in "Simplicissimus", Heft 7 vom 14.05.1928)

1 Kommentar:

  1. Schön gebrüllt, Löwe. Ich komme auch immer mehr zu der Erkenntnis daß diese Menschheit sich einfach nicht weiterentwickeln will oder kann. Es ist ein Trauerspiel.

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