Mittwoch, 29. Februar 2012

Armut macht sich breit in Europa

(...) Insgesamt waren 2010 laut Eurostat mehr als 115 Millionen Personen in der EU oder 23,4 Prozent der EU-27 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das bedeutet, dass sie von mindestens einer der folgenden drei Lebensbedingungen betroffen waren: von Armut bedroht, unter erheblicher materieller Entbehrung leiden oder in einem Haushalt mit sehr [niedrig entlohnter] Erwerbstätigkeit leben. (...)

Am meisten armutsgefährdet sind Kinder. 2010 waren 27 Prozent der Jugendlichen unter 18 Jahren von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Im europäischen Durchschnitt ist nun fast ein Viertel aller Menschen von Armut bedroht oder betroffen - das sind wirklich grandiose Erfolgswerte für dieses System und die zugrunde liegende Politik. Man kann getrost von einigen statistischen Tricksereien ausgehen, mit denen die wirkliche Quote schöngerechnet wurde (im Artikel ist dafür sogar ein Beispiel zu finden, denn die Headline spricht von "16 Prozent der EU-Bevölkerung", während im Text eine andere Zahl - nämlich "23,4 Prozent der EU-27" - genannt wird). Das kennen wir ja zur Genüge aus den Statistiken zur Arbeitslosigkeit oder zur Konjunktur.

Die Zahlen beziehen sich auf 2010. Dass es inzwischen noch weitaus dramatischer aussieht, kann man beispielsweise an den aktuellen Ereignissen in Griechenland ablesen, das 2010 mit 20,1 Prozent eine noch wesentlich geringere Armutsquote aufwies als heute.

Dennoch ist in der ganzen EU nirgends ein Anzeichen für eine politische Umkehr erkennbar - ganz im Gegenteil: Die Dosis der Zwangsverarmung der Menschen wird unaufhaltsam weiter verstärkt und mit Gewalt vorangetrieben. Dass zeitgleich der ohnehin absurde Superreichtum einiger Weniger überproportional wächst, findet in den Medien keine Erwähnung oder wird allenfalls in albernen Meldungen völlig irreführend versteckt.

Dieses elitäre Gesindel richtet ganz Europa zugrunde - wie es schon einmal geschehen ist.

Sparsamkeit tut not!


"Die Margarine haben wir uns schon lange gespart - wenn wir jetzt auch noch das Brot sparen lernen, werden wir die Krise bestimmt bald überwunden haben!"

(Zeichnung von Wilhelm Schulz [1865–1952], in "Simplicissimus", Heft 43 vom 25.01.1932)

14 Kommentare:

  1. Ich muss ja mal ganz ehrlich sagen: Ich hab die letzten Stunden mit Horrorspielen am PC verbracht, aber kein Horror kommt an die Wirklichkeit heran. Ich geh lieber wieder zurück in die schreckliche Welt von Amnesia oder Dead Island, das iss weniger erschreckend als das was die Realität uns anbietet!

    Bye.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. @Gamer:

      In gewisser Weise hast du Recht. Aber eine Flucht aus der Realität bringt niemanden weiter, auch dich selber nicht. Es hat noch nie jemandem etwas genutzt, die Augen vor einem Problem zu verschließen, und wenn es ein so gravierendes Problem ist, ist das sogar doppelt und dreifach falsch.

      Ich finde die Zahl ja den absoluten Hammer, dass 27 % der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in Europa von Armut betroffen sind. Unfassbar! Was machen diese Verbrecher aus diesem Kontinent??? Ein Armenhaus über dem eine kleine Gruppe von Bonzen sitzt und fett grinst?

      Löschen
  2. Amnesia lass ich ja noch gelten, das Spiel ist wirklich gut - aber Dead Island is ja nun der grösste Mist den man sich vorstellen kann. Ausser draufhauen und abschlachten passiert da doch nix.

    Das is ja auch kein Spieleforum hier, vielleicht hast du das misverstanden. Aber wenn du Amnesia kennst, dann hast du ne ungefähre Vorstellung davon was der Kapitalismus und dieser Staat mit den Menschen anstellt. Mit dem kleinen Unterschied daß es im Leben keinen Neustart gibt wenn Du "erwischt" und gekillt worden bist.

    AntwortenLöschen
  3. Wie ihr bei dem Thema plötzlich auf Computerspiele kommt, ist mir ja irgendwie ein Rätsel ... vielleicht ist das wirklich eine Flucht in virtuelle Welten, der viel zitierte "Rückzug ins Private", der von der allzu düsteren Realität ausgelöst wird - und der nebenbei ein Fluch ist, weil er notwendige Proteste und Solidarisierungen unterbindet?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Charlie: Das ist etwas komplexer, fürchte ich. Erstmal ist "Amnesia" wirklich ein klasse Spiel. Dann kommt der Aspekt dazu, dass solche Zombie-Adaptionen eben sehr gut als Vergleich mit der realen kapitalistischen Endzeitwelt taugen. Außerdem ist die (gelegentliche!) "Flucht" aus dieser wenig erfreulichen Welt fast schon überlebensnotwendig. Es tut halt nur jeder auf seine Weise: Der eine flüchtet in die Musik, der andere in die Literatur, wieder ein anderer in die Filmwelt, das Theater, die Malerei, den Sport oder was auch immer, und viele Mischformen sind da alltäglich.

      Ich persönlich brauche das - bei mir sind's vor allem Musik, Filme und Videospiele, die meine geistige Gesundheit gewährleisten. Wenn ich diese "Ventile" nicht hätte, wäre ich bestimmt schon verzweifelt, verrückt geworden oder hätte mich vor einen Zug geworfen.

      Löschen
    2. Es mag ja sein, dass Du das so siehst und empfindest, Darkmoon, aber der Ursprungsposter Gamer hat ja etwas anderes geschrieben. Natürlich ist ein Ausgleich (nicht eine "Flucht") wichtig - keine Frage! Es ist wohl wie immer eine Frage des Maßes.

      Ohne Musik und Bücher wäre ich wahrscheinlich ebenfalls kein vollwertiger Mensch mehr, sondern nur noch ein sabbernder Zombie. Wenn ich aufhöre, mich politisch einzumischen bzw. zumindest gedanklich zu betätigen, gilt das aber genauso.

      Löschen
    3. Vielleicht solltest du es auch mal mit einem Spiel versuchen? :-) Ich schick dir gerne mal ne Kopie von "Amnesia". Und dann reden wir weiter - ok?

      Löschen
    4. Das ist gebongt - das Spiel kaufe ich mir aber selber und ich verpflichte DICH dazu, ein Posting fürs Blog zu verfassen, das ich dann - nachdem ich das Spiel gespielt und wir uns ausgestauscht haben - bewerten kann. :-) Fühlst Du dich dieser Herausforderung gewachsen? (Für mich als Nicht-Spieler ist es allemal eine).

      Löschen
    5. OK! :-) Dann spiel mal ..... und ich werd mal versuchen, etwas zu schreiben, was in diesen Kontext passt. ;-)

      Löschen
  4. Ja, die Zahlen sind verwirrend. Welche aber auch immer am Ende stimmt: Sie sind ALLE ein Armutszeugnis und eine Bankrotterklärung der neoliberalen Strategie. Ein Wirtschaftssystem, das so viel Armut bei gleichzeitigem Superreichtum produziert, ist nicht nur inakzeptabel, sondern hochgradig pervers.

    Und ich soll die Kids auf DIESE Welt vorbereiten ...... dass ich nicht laut lache. Ich tue das Gegenteil und WARNE sie vor dieser Welt! Etwas anderes bleibt mir aus Gewissensgründen gar nicht übrig.

    AntwortenLöschen
  5. Wie war diesbezueglich der %uelle Vergleich 2007/Deutschland.

    "Der Deutsche Kinderschutzbund hat am Montag in Berlin die Zahl der Kinder bis 18 Jahren, die von Sozialhilfe oder an der Grenze zur Hilfsbedürftigkeit leben, auf 5 Millionen beziffert. "In einem Jahr habe die Zahl der armen Kinder um 100.000 zugenommen. «Es geht zu viel vom Aufschwung an den Familien vorbei»....."
    http://jakester-express.blogspot.com/2008/01/us-bundesstaat-deutschland.html
    Deutschland als Vorreiter!

    Oder auch:
    "Deutschland bei Familienarmut Spitze"
    http://jakester-express.blogspot.com/2008/01/asozial-sprunghaft-abgefahren.html

    "Deutschland nehme wegen seiner Familien- und Bildungsverarmung im Kreis der Industrienationen eine negative Spitzenstellung ein."

    Damals schon Vor&Spitzenreiter ... Bravo Deutschland!!
    Und SOOO muessen jetz auch alle Anderen werden ... muessen!

    Gruss
    Jake

    AntwortenLöschen
  6. Die Zahlen werden noch weitaus schlimmer werden - nicht nur in Deutschland. Wenn die Irren ihr Zwangsverarmungskonzept "Hartz IV für ganz Europa" durchgezogen haben, steht in der EU kein sozialer Stein mehr auf dem anderen.

    Man kann das eigentlich nur immer wiederholen: Das wird eine gefährliche, hochexplosive Gemengenlage sein, die von irgendeiner nicht vorhersehbaren Stelle aus in die Luft fliegen wird. Genau wie damals.

    AntwortenLöschen
  7. ".. werden -, .. durchgezogen haben,.. , wird, .. wird, .. ...

    Thanks, fuer wie das sein WIRD. So seh ich das auch :-) ... :-(
    Genau Vorhersehbar.

    AntwortenLöschen
  8. Ihr scheint alle gar nicht zu wissen wie REAL das jetzt schon ist... wie oft denk ich in der Mitte eines Monats mit Grausen an die restlichen Tage, weil schon fast kein Geld mehr da ist! Mir persöhnlich wars ja fast egal wenn ich nur Nudeln oder Haferflocken esse oder auch mal nichts zu mir nehme. Aber für meine Kinder ist mir das überhaupt nicht egal.

    Ich leb übrigens nicht in Griechenland oder Afrike sondern in einer ziemlich pompösen deutschen Grosstadt. Und ich arbeite fast Vollzeit. Solche Sorgen sind heute schon völlig normal in Deutschland, auch wenn alle oder viele das leugnen, ganz besonders das Fernsehen.

    @Annabelle: Solche Lehrerinnen wie dich müsste es tausemdfach mehr geben!!!

    AntwortenLöschen

Es wäre schön, wenn Du nicht "anonym" kommentierst - falls Du kein passendes Profil hast, denk Dir doch einfach einen passenden Nicknamen aus und trage diesen unter "Wählen Sie eine Identität aus: Name/URL" ein (das Feld "URL" kannst Du dann einfach frei lassen). Ansonsten geht Dein Kommentar - falls er mal im Spam-Ordner landet - in den zunehmenden und stets "anonymen" Spam-Botschaften allzu leicht verloren. Vielen Dank! :-)

Wichtig: Bitte den geschriebenen Kommentar vor dem Abschicken markieren und in die Zwischenablage kopieren, damit er nicht im Nirwana verschwindet, falls der Text (was hier aus mir unbekannten Gründen leider gelegentlich vorkommen kann) beim ersten Versuch nicht ankommen sollte.

Entschuldigen muss ich mich für die furchtbare "Captcha-Abfrage": Die stammt nicht von mir (ich habe diesen Bullshit in den Blogeinstellungen ausdrücklich für alle - also auch für anonyme - Poster abgeschaltet), sondern vom großen Bruder Google persönlich - und ich habe keinerlei Einflussmöglichkeiten darauf.

Kommentare zu Postings, die älter als drei Wochen sind, werden wegen des Spamschutzes nicht sofort freigeschaltet.