Mittwoch, 22. Februar 2017

Der "Linksextremismus" in der Presse: Antikapitalismus ist Ketzerei!


Es ist immer wieder lustig, wenn sich systemtreue Kapitalisten über die "extreme Linke" auslassen. Der unfreiwillige Slapstick, der dabei logischerweise entsteht, ist ganz besonders in Deutschland zur höchsten Kunstform aufgestiegen: "Stammtische" (oder das, was zu diesem Boulevardthema medial verbreitet wird) können das ebenso gut wie pseudolinke Blogger (Lapuente, Berger, Sasse & Co.) und natürlich Journalisten.

Kürzlich habe ich bei Zeit Online wieder einmal ein solches Stück der Blut und Wasser schwitzenden Realsatire entdeckt. Dort lässt sich der Zeit-Autor Alexander Tieg über Antikapitalismus, Antifaschismus und generell "radikale" Kritik am vorherrschenden Katastrophensystem aus und macht das – wie sollte es in diesen grausigen Tagen auch anders sein – ausgerechnet am Aufhänger "Trump" fest. Um den nächsten amerikanischen Präsidenten geht es im Artikel aber gar nicht, auch wenn die Überschrift – wie so oft – etwas anderes suggeriert.

Tieg beschränkt sich in diesem Text darauf, einige wenige Positionen der "extremen Linken" herauszugreifen, sie zu wiederholen und in einen gewollt süffisanten Kontext zu stellen. Das ist seine "Kritik". Da wird inhaltlich nichts diskutiert, widerlegt oder auch nur ansatzweise irgendwelchen Gegenpositionen gegenübergestellt. Eine solche Mühe macht sich ein heutiger Propagandist gar nicht mehr, denn es ist aus seiner verqueren Sicht ja ohnehin klar, dass der Kapitalismus das beste aller möglichen Systeme sei, so dass es für solche Figuren schon völlig ausreicht zu schreiben: "Hihi ... er hat 'Antikapitalismus' gesagt! Wie lustig! Was für ein dummer Radikaler!"

Dabei ist bereits der Begriff der "extremen Linken" eine absurde, kapitalistische Neusprech-Verzerrung. Kapitalismuskritik ist also bereits "extrem" oder gar "radikal"? – Es verwundert nicht, dass Tieg hier stattdessen die reißerische, boulevardeske Formulierung "Sturz des Systems" benutzt – schließlich soll dem Leser eingebläut werden, dass "Linksradikale" nicht nur "der Omma ihr klein' Häuschen" wegnehmen, sondern selbstredend den "freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat" gleich komplett abschaffen wollen: Das sind alles Stalinisten!

Es lohnt sich, dieses Pamphlet aufmerksam zu lesen, sofern ein großer Brecheimer bereitsteht und die Fähigkeit und der Wille zu einem sehr schwarzen Humor vorhanden sind – ansonsten könnte die Lektüre böse intellektuelle und emotionale Auswirkungen haben. Tieg schreibt beispielsweise:

In den Pausen zwischen den Veranstaltungen werden im Foyer Flyer verteilt, auf denen vor der Gefahr eines weltweiten Faschismus gewarnt wird. Es gibt Buch- und T-Shirt-Stände, Kaffee gegen eine Spende und zu Mittag Kartoffeln mit Spinat.

Das ist ein repräsentatives Beispiel für seine Art der "Kritik" an "Linksextremen": Sie verteilen Flyer und bieten nur vegetarisches Essen an. Das muss reichen, um sie als weltfremde Spinner zu identifizieren – inhaltlich gibt es dazu aus der Sicht des sesselpupsenden Autors nichts weiter anzumerken. Dafür bemängelt er umso strenger:

Donald Trump? Ist nicht das eigentliche Ziel. Es geht Möller um das System, das große Ganze, nicht um einzelne Personen. Dass er und seine Mitstreiter damit vielleicht eine Chance verspielen? Egal, es geht ihnen um eine globale Revolution.

Wie können diese Kommunisten denn auch bloß auf den lächerlichen Gedanken kommen, dass es tatsächlich nicht um Trump oder andere Einzelpersonen geht – obwohl die versammelte Mainstreampresse doch seit Wochen wie irrsinnig auf dieser Personalie herumreitet wie Lucky Luke auf seinem albernen Gaul? Das kann der Autor beim besten Willen nicht fassen – da gibt es tatsächlich ein paar (leider viel zu wenige!) Menschen, die etwas weiter denken als von zwölf bis mittags und sich nicht einspannen lassen in das Themen-Setting der hiesigen Propaganda! Sapperlot – das müssen Extremisten, Putin-Freunde, Stalinverehrer, Terroristen, Kinderschänder sein! – Merke: Antikapitalismus ist Ketzerei, wenn es nach semi-religiotischen Kuhjournalisten wie Tieg geht.

Ich hatte beim Lesen dieses Artikels jedenfalls ebenso viel Spaß wie beim Ansehen einer blutigen Folge von "The Walking Dead". Andere Menschen müssen sicherlich kotzen, wenn sie das tun – und zu allem Überfluss soll es sogar – manchmal dumme, manchmal korrumpierte – Geister geben, die dem Gefasel dieses Schreiberlings tatsächlich zustimmen: Von der Lektüre der Kommentare bei Zeit Online rate ich daher dringend ab.

Eine Zeit, in der bereits das bloße Infragestellen des kapitalistischen Systems als "linksextrem" gebrandmarkt wird, muss logischerweise eine Zeit des aufkommenden bzw. bereits erblühenden Faschismus' sein. Und das ist ganz gewiss keine Zeit, in der irgendein halbwegs vernunftbegabter Mensch leben möchte – bzw. lange überleben kann. Der Irrsinn feiert einmal mehr braun-stinkende Triumphe.

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Lager



(Gemälde von Sigmar Polke [1941-2010] aus dem Jahr 1982, Dispersion und gestreute Pigmente auf Dekostoff und Wolldecke, Privatbesitz [sic!])

37 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Linksextremismus", my ass. Was soll das sein?

dlog hat gesagt…

Im Kern geht es diesen Leuten nun mal um die Gleichstellung linker und rechter Positionen. Eines guten Beispiels dafür wurde man kurz nach der Wahl des neuen Bundespräsidenten in einer Talkshow habhaft. Dort vermerkte der Generalsekretär der CSU süffisant, die einzigen, die nach der Wahl von Herrn Steinmeier nicht aufgestanden wären und begeistert geklatscht hätten, seien eben nun mal die Abgeordneten der Linken und jene der AfD gewesen. Sekundiert wurde der Sekretär durch lakonische Randbemerkungen des Journalisten einer bekannten Tageszeitung. Da wurde selbst der ebenfalls anwesende Herr Gysi sprachlos. Und das, obwohl es keineswegs eine Pflichtübung ist - auch wenn es so dargestellt wurde - nach der Wahl eines neuen Staatsoberhauptes "johlend" aufzuspringen. Es schien aber, dem "Verständnis" nach, eben doch angemessen zu sein, dies zu tun. Da hing er in der Luft, der Gruppenzwang. Und die Gleichmacherei des Herrn Generalsekretärs kam an: "Da sieht man es mal wieder - Linke, AfD, alles dasselbe".

Die Linke hat ein Problem. Es ist leider (auch) hausgemacht. Und wenn die sich nicht bald ernshaft etwas überlegt, dann wird sie weiterhin und noch stärker (in Koalitionen) über den Tisch gezogen und inhaltlich noch wesentlicher ignoriert, als das bisher schon der Fall ist. Das Verrückte daran ist, dass die Positionen der Linken in anderen Zeiten alles andere als "linksextrem" galten.

Dann schon lieber Schultz oder die AfD, werden sich da wohl so einige denken. Und genau das ist der Schaden, den solche Gleichstellungen verursachen.

dlog hat gesagt…

P. S.
Mit den "einigen, die sich das denken", wären jene Wähler gemeint, die gemeinhin zu den "Verlierern des Systems" gezählt werden und sich vielleicht früher oder bis dato eher mit den Positionen der Linken identifizieren konnten. Ob sie sich nun nach rechts "umorientieren" oder sich von Schultz einlullen lassen, ist eben auch auf die besagte Gleichmacherei zurückzuführen ...

Martin Däniken hat gesagt…

Die,die ihr Leben,ihre Wohnung entrümpln,sind das heimliche Kapitalismuskritiker also Linksextreme,omg! und was ist der politische Untergrund von Messitum...
Beide Gruppen fallen bis nicht so auf was politische Zurdnung angeht ;-)!

epikur hat gesagt…

Man muss schon sagen, dass die Kritik zum Kapitalismus, zur NATO, zur EU, zum westlichen Imperialismus und den USA in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen hat. Freilich nicht in den Massenmedien, aber in den alternativen Medien schon. Und dazu gehören auch Aktivisten wie Tilo Jung, die Nachdenkseiten, Netzpolitik, Wikileaks, Ken Jebsen, Klein-Bloggersdorf und viele viele andere. Man muss sie nicht mögen und man muss auch nicht bei allem der gleichen Meinung sein, aber dennoch haben sie alle mit dafür gesorgt, dass die Herrschenden immer empfindlicher werden und man nicht mehr jede Lüge glaubt.

Die Populismus-, Verschwörungstheorie- und Fake-News-Kampagnen, kombiniert mit solchen tendenziösen Diffamierungsbeiträgen in der Zeit, zeigen auf, wie sehr die Kuh-Medien ihre Deutungs- und Meinungshoheit verloren haben.

schadensmeldung hat gesagt…

@epikur,
ich reibe mich gerade an der Bezeichnung "klein Bloggersdorf". Liest sich wie zwergenwüchsige Meinungsäußerung hinter sieben Bergen, was sicherlich gerade diejenigen erfreuen wird, die zum Kampfe gegen den Kleinblogger-Pöbel aufrufen.
Bitte nicht falsch verstehen, habe Deine Aussage sehrwohl verstanden, aber gewisse Bezeichnungen sollte man schon überdenken, ehe sie sich verfestigen.
Liebe Grüße aus "Klein Bloggersdorf" –
Volker

Charlie hat gesagt…

@ frei-blog: Ich finde, dass Epikur genau den passenden Begriff verwandt hat. Wir hier in Kleinbloggersdorf sind nichts anderes als bröckelnde Zwerge in einer riesenhaften Welt. Ich finde es eher bedenklich, dass er in seiner - freilich fragmentarischen, exemplarischen Auflistung - ausgerechnet Ken Jebsen genannt hat, der dort nach meiner Meinung nichts verloren hat. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ dlog: Deinen Ausführungen ist in der Tat nichts hinzuzufügen. Danke dafür!

P.S.: Ich wünschte, ich könnte meinen Ekel überwinden und mich endlich dazu aufraffen, zum Thema Schulz etwas zu erbrechen. Bislang schaffe ich das nicht - wenn ich den Namen lese, überkommt mich stets der unbändige Drang, mir zehn Liter Korn in den Hals zu schütten, damit es nicht mehr so weh tut.

Liebe Grüße!

Martin Däniken hat gesagt…

@charlie:Alkohol ist keine Lösung...ich stelle mir Chulzens Kopp in einem futurama -mässigen Behältnis vor wie er jahrhunderte/tausende lang in Nixons Regal vor sich hin staubt!
Und errechen da geht einem wertvolle Biomasse verloren-ist nicht gesund....hör auf die Stimme der Vernunft und guck lieber nochmal Total Recall (Verhoeven,natürlich und/oder They live;-)
Da von den Linken im Mainstream nur Frau Kipping und Frau Wagenknecht ab und zu Herr Bartsch und ganz oft Herr Gysi auftauchen ist jede Position die mit denen nicht kompatibel ist Linksextrem.
Wie immer geht es umdie Macht der Definition und wieviel Energie man darauf verwenden möchte-
wenn man nix bessres zutun hat!
Macht man praktische Arbeit oder puhlt man Pfusel ausm Bauchnabel...

Troptard hat gesagt…

Ich bin nicht ganz einvertanden!
Antikapitalistische Kritik ist durchaus auch in den sog. Mainstream Medien geduldet, wenn sie nicht fundamental wird und zu seiner Überwindung/ Beseitigung aufruft.

Solange sich die Kritik am Kapital-ismus darauf beschränkt, seine Krisen zu personalisieren bzw. wie die bürgerliche VWL ihre Krisen nicht systemimmanent zu begründen, sondern diese auf Fehlleistungen seiner handelnden Subjekte zurückzuführen, so ist das durchaus willkommen.

So wurde eine Sarah Wagenknecht von der PDL von diesen Medien durchaus wohlwollend begleitet, wenn sie sich über einen "Kapitalismus ohne Gier" auslässt und den guten Kapitalismus beschwört, sich Ökonomen und Soziologen von links bis rechts ihren Kopf anstrengen dürfen, um mit viel statistischem Material aufzuzeigen, dass es den Lohnarbeitern in diesem System immer schlechter geht und sich Einkommen und Vermögen
immer mehr in den Händen Weniger konzentrieren.

Weil sie dabei nicht auf naheliegende und einfache Gedanken kommen (wollen), dass diese Verwerfungen etwas mit den Produktionsverhältnissen zu tun haben könnten, mit unterschiedlichen Einkommensquellen, deshalb dürfen sie mahnen, beklagen und bejammern und Vorschläge machen, wie sich das alles sozialverträglicher gestalten lässt, damit das weiterlaufen kann wie bisher.

Ich schiebe hier noch einmal etwas von W. Pfreundschuh ein, Betreiber der Seite Kulturkritik.net. Aus einem dreiteiligen, mit ziemlich langen Text zum Thema:

"Die neue Rechte kommt von links"


Die Fehler der Linken sind die Trojaner der Rechten

Wird die Not von Menschen nicht als Notwendigkeit ihrer Befreiung, als Emanzipation begriffen, so wird sie zum Medium der Reaktion, die sich ihre Aufhebung in der Macht einer ungeheuerlichen Subjektivität vorstellt. Und die kommt nicht von ungefähr. Ist das Kapital als bloße Bosheit der Macht begriffen, als Monster der reinen Geldgier und Vorteilnahme, so ist ihr Objekt der brave Mensch, der es durch seine Ohnmacht mit seiner "ehrlichen Arbeit" ernähren muss. Ist Raffgier der politische Gegner, so ist Bescheidenheit die Gewohnheit des Opfers. Es soll durch bescheidene Verhältnisse auch beschieden werden. Nur die Gier soll bekämpft werden, das raffende Kapital, das den Menschen das Geld abknöpft, das sie verdienen. Es soll aus den Verhältnissen einer an sich ehrlichen Marktwirtschaft herausgenommen werden, die nun wie ein Wochenmarkt voller bunter und preiswerter Angebote als natürliches Verhältnis des Warentauschs vorgestellt wird, wenn nur dafür gesorgt ist, dass die Leute auch anständig bleiben und das Geld auch seinen Wert behält (10). In solchem Antikapitalismus, der auf die persönliche Macht des Kapitalisten bezogen ist, können sich Rechte wie Linke auch verstehen. Sie unterscheiden sich nur in der Wahrnehmung des politischen Gegners. Während die Rechte seine Macht als Kulturmacht der persönlichen Begierde auffasst, die den Verfall der Sitten bewirkt und das ganze Abendland zuschanden reitet, versteht die Linke sie als Willkür der Machthaber in den Personifizierungen des Kreditwesens, als Übervorteilung der Kapitalbesitzer durch die Banker, die mit der Vergabe eines Vorschusses wuchern, Zinsen verlangen und somit unredlich an den Bedürfnissen nach Geld profitieren. Geld erscheint hier wie ein Kuchen, der nur zu verteilen ist und dabei lediglich die Verteilungsgerechtkeit besorgt werden müsse.



altautonomer hat gesagt…

Martin Däniken, Charlie: Schulz muss sich wohl selber täglich eine Ampulle "Heuchelin forte" injizieren, sonst steht er das gar nicht durch. Setzt ihm einen Stahlhelm auf und er könnte in jedem Kriegsfilm die Rolle des häßlichen Deutschen übernehmen.



Arbo hat gesagt…

@Charlie:

Du hast schon recht. Ich sehe hier aber auch einen Widerspruch dahingehend, dass häufig angewidert von Politikverdrossenheit geschrieben wird, gleichzeitig aber - wie in dem von Dir verlinkten Beitrag - jegliche kritische Regung ins Lächerliche gezogen wird. Jede Wette: Wenn daraus Ernst wird, sich Massen in eine kritische Richtung bewegen, dann ist Schluss mit Lustig - dann ist das Terrorismus...

Das mit dem Flyer und dem veganen Essen war vom Autor sicher erwähnt, um diese Bewegungen lächerlich zu machen. Gleichwohl zeigt sich dahinter der konservative Kleingeist. Null Ahnung von "basis-organisierten" Veranstaltungen, null Verständnis für alternative Lebensstile. Das sind Leute, die fühlen sich von jedem vegetarischen Gericht bedroht und müssen dann - aus Protest - einen Grillabend veranstalten. (Kein Witz: Ist in meiner alten Uni-Heimat vorgekommen, von konservativen Studierenden, die angepisst waren, weil es mal einen Veggie-Tag geben sollte...) Ich schreibe das auch deshalb, weil ich ein paar Mal solche basis-organisierten Veranstaltungen mitbekommen habe und erleben durfte, wie autoritär denkende Personen geradezu aus den Latschen gekippt sind, als die gesehen haben, wie da zig Leute bei der Volxküchen-Verköstigung mitmachten. Sowas gibt es in deren Welt nicht. Das könnte dort nie funktionieren.

Ich weiß nicht, ob ich da gleich - wie Du - vom Faschismus reden möchte. Ich bin mir aber sicher, wenn der Faschismus wieder seine Fratze in aller Breite zeigt, sind die es, die die Zaungäste spielen und wieder von nicht gewusst haben wollen...

@dlog:

Auch ich stimme Dir zu. Du hast es ganz richtig erfasst. Den Artikel oben habe ich aber eher tatsächlich im Schwerpunkt so empfunden, als ob "Linke" lächerlich gemacht werden sollten.

LG
Arbo

Arbo hat gesagt…

@ Charlie:

>>Ich finde es eher bedenklich, dass er in seiner - freilich fragmentarischen, exemplarischen Auflistung - ausgerechnet Ken Jebsen genannt hat, der dort nach meiner Meinung nichts verloren hat. Aber das ist wieder ein anderes Thema.<<

Ich fand an entsprechender Stelle in einem Kommentar von Dir folgende Ankündigung:
>>Zu Jebsen schreibe ich später (hoffentlich) noch mehr, die Recherchen sind leider zeitlich sehr aufwändig.<<

Das hast Du dann später in der Diskussion wieder zurückgenommen (alles wäre dazu weiter oben gesagt, hattest Du geschrieben). ;-) Auch, wenn ich wenig Hoffnung habe, dass Du dieses Fass aufmachen willst, würd's mich trotzdem - in einem anderen Beitrag - interessieren.

LG
Arbo

Fluchtwagenfahrer hat gesagt…

Charles,
ein paar Brocken von mir.
"Sie können ja alles kritisieren,da können wir ja ergebnissoffen drüber sprechen, aber werden sie ja nicht persönlich... huhuhuhu
Kein Alkohol ist auch keine Lösung!
Kleinbloggersdorf? Framing oder was?
Jebsen hat eine ungeheure Reichweite und macht MEINUNG!
Zu guter Letzt, Veggifaschos, Esoheinis und SONSTIGE sind mir so willkommen wie`n Arschvoll Hämorriden.
Wenn mich einer zwingen will Freitags Grünkernbrätlinge zu essen, ALTERNATIVLOS, er meinst ja nur GUT mit mir, dem klopp ich die Dinger innen Hals, dem Fascho.
LG aus dem Irrenhaus

p.s. ich bin froh das es euch, die großen, kleinen, dicken, dünnen usw. usw. ( kritischen, eher linksgerichteten KLEINBLOGGERSDORFER gibt. Danke für eure Mühsal

altautonomer hat gesagt…

Arbo: Hier gibt es ausreichend fundierte Kritik an Jebsen mit Quellenangaben und Zitaten :

https://exportabel.wordpress.com/?s=Ken+Jebsen

https://dvwelt.wordpress.com/category/antisemitismus/

Fluchtwagenfahrer: Woher kommen Deine Aggressionen gegen Vegetarier etc.?

Als Vegetarier erdulde ich z. B. jeden Heiligabend in der großen Familie schweigend, das rohe Hühnchen-, Rind- und Schweinefleischbrocken auf zwei Raclettebrenner gelegt werden und ihren Gestank verbrannten Fleisches verbreiten. Entspannt bleiben.

Fluchtwagenfahrer hat gesagt…

Moin Altauto,
da hast du mich falsch verstanden.
Mir ist es völlig Wurst ob einer Veggi/aner, Gender, Transe how ever ist.
Ich kann es nur nicht leiden das man mir persönliche Lebensentwürfe aufzwängen will.
Es gibt genügend staatlich verordnete Zwänge.
Gestank verbrannten Fleisches? Bei mir bekommst du nen Fensterplatz!
p.s. Fleisch ist mein Gemüse, Raucher bin ich auch. Ach ja ich vergaß, fahre mit dem Einkaufswagen und dem Auto meistens viel zu schnell.

dlog hat gesagt…

@altautonomer, @fluchtwagenfahrer Ob jemand Veganer ist, juckt mich nicht. Als Vegetarier, der Selbstgedrehte raucht und den meisten Kram, der in Bioläden verscheuert wird, für überflüssig hält, habe ich eh mit anderen Problemen zu tun.

Was diesen ganzen Ess-Streit innerhalb "linker Kreise" angeht, so sei auf @MartinDäniken verwiesen: ist nun wirklich so wie Flusen aus dem Bauchnabel puhlen.

Arbo hat gesagt…

@altautonomer:

danke für die links, aber offen gestanden ist mir vieles von dort zu tendenziös und von der "arbeit" her auch irgendwie nicht seriös. denn im grunde läuft das doch dort ähnlich dem, was kj unterstellt wird (vorgefasst sein, andeuten, rumdeuteln, konstruieren usw.).

ich habe ja charlie auch deshalb gefragt, weil ich mir selbst nicht richtig klar darüber bin, wie ich das einzuordnen habe. die links, die du mir geliefert hast, machen es sich mE zu einfach.

aber damit mache ich den sack hier von meiner seite her erstmal zu, da anderes thema.

Charlie hat gesagt…

Ich hätte mir die Erwähnung des "vegetarischen Essens" (das in diesem Falle ein trickreiches rhetorisches Stilmittel des Zeit-Autors ist) vielleicht besser sparen sollen. Es ist doch immer wieder bestürzend, wie ein solches Randdetail im Handumdrehen zu einem rosafarbenen Elefanten aufgeblasen wird. ;-)

Charlie hat gesagt…

@ Troptard: Ich kann Deinen Einwand in diesem Zusammenhang leider nicht nachvollziehen - denn es geht hier ebenso wie im verlinkten Text ja tatsächlich um "Antikapitalismus" und nicht um irgendwelche Stellschrauben, die "Sozialdemokraten", "Grüne" und auch nicht wenige "Linke" aus der gleichnamigen Partei wieder einmal bemühen wollen, um das kapitalistische System "humaner" zu gestalten und damit natürlich zu erhalten.

Antikapitalistische Diskussionsbeiträge sind in den heutigen Massenmedien nirgends zu finden - dort dreht sich diesbezüglich alles, wenn überhaupt, bloß um pure Kosmetik, also das Gegenteil dessen, was der Begriff "Antikapitalismus" bedeutet.

Trotzdem einmal mehr danke für den Lesetipp! :-)

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ Arbo: Das Jebsen-Fass möchte ich hier in der Tat nicht aufmachen - und das wird auch in näherer Zukunft wohl so bleiben. Das liegt in erster Linie daran, dass ich mir dazu zunächst stunden- oder gar tagelang irgendwelche Videos von diesem stak­ka­toquasselnden Heini ansehen müsste, und dazu habe ich weder Zeit, noch Lust, noch die erforderlichen Stahlnerven. ;-)

Mir reicht das, was ich bisher von ihm kenne, völlig aus, um ihn für eine äußerst suspekte, zwielichtige Person zu halten, die alles mögliche anstreben mag, aber gewiss keinen generell gültigen Humanismus oder gar Sozialismus. Und solange dieser Mann sich nicht klar, eindeutig und glaubhaft (also dauerhaft) äußert und positioniert, bleibt das Fass hier geschlossen und wird gekielholt, um es fernzuhalten. ;-)

Liebe Grüße!

Fluchtwagenfahrer hat gesagt…

Guten Morgen,
abschließend von mir zwei, drei Pkt.
KJ ist nicht ungefährlich, sollte man nicht ignorieren. Ich halte ihn für einen provokativen Grenzgänger, Menschenfänger?.
Kielholen ist nicht das geeignete Mittel. Du schmeißt ihn zwar an Bb raus, ziehst ihn aber an Stb wieder hoch, (das war der kurze Weg). Und durch die gute UW Beschichtung hat man auch nur noch wenig Seepocken oder Muscheln dran die dir die Pelle malträtieren.
schönes WE

Charlie hat gesagt…

@ Fluchtwagenfahrer: Falls Du Lust, Zeit und Nerven dazu hast, Dich intensiver mit Jebsen zu beschäftigen und dazu etwas zu schreiben, bist Du herzlich eingeladen, das zu tun. :-)

Das gilt generell für alle Mitlesenden.

Liebe Grüße!

Arbo hat gesagt…

@Charlie:

Du schreibst' mir von der Seele. Es gibt div. Gründe, warum ich mir das eine oder andere von ihm schon antu'. Aber genau da hast Du Recht, das ist der Punkt: Du müsstest Dich durch Stunden an Material wühlen und dazu auch noch einmal kritisch gegenchecken. Ich frage mich manchmal, ob das nicht auch kalkultierte Strategie bei ihm ist. Nunja, vielleicht muss ich dazu selbst mal zur Tastatur greifen...

Wg. Veggie: Das stimmt, das ist der berühmte rosa Elefant. Allerdings ist das Perfide, dass Du praktisch darauf eingehen musst, weil unter dessen Füßen schließlich das genussvoll zertrampelt wird, um das es eigentlich geht: antikapitalistische Bewgungen. Wie gesagt, das ist auch die ganze Doppelmoral dahinter: Rummosern wg. Politikverdrossenheit und dann auf die, die sich engagieren, einhacken - weil sie sich nicht in dem Sinne, der Dir vorschwebt, engagieren wollen.

>>Antikapitalistische Diskussionsbeiträge sind in den heutigen Massenmedien nirgends zu finden - dort dreht sich diesbezüglich alles, wenn überhaupt, bloß um pure Kosmetik, also das Gegenteil dessen, was der Begriff "Antikapitalismus" bedeutet.<<

Ich bin mir nicht sicher, ob Du das so absolut sagen kannst. Die Diskussion, die der Pontifex angestoßen hat, geht mE deutlich Richtung weg vom Kapitalismus. Da darfst Du natürlich auch nicht alles auf die Goldwage legen und musst zT auch zwischen den Zeilen lesen. Aber wenn Du mal schaust, was einem dort für Gegenwind entgegenschlägt, der kommt genau von den kapitalistischen Besitzstandswahrern, die auf einmal ihre Felle wegschwimmen sehen...

altautonomer hat gesagt…

Arbo: Und der Bruder vom rosa Elefanten heißt "Genderlala"!° Auch so ein in Kleinbloggrsdorf negativ besetztes und beliebtes Triggerwort.

Zu Jebsen. Der Satz "Der hat aber auch viel Richtiges/Gutes gesagt/gemacht" bleibt bei mir ohne Resonanz, wenn die betr. Person im Grunde ihres Charakters ein Arschloch ist, ganz gleich, ob sie Jebsen, Trump, Schulz, La Puente oder Don Alphonso heißt ist dabei egal. Verkackt ist verkackt.

OT: La Puente hat sich wieder einen rausgehauen. Er kombinieret folgende Headlines miteinander:
"...der Heppenheimer Hiob" (das ist sein Pseudonym beim ND) - "Die wirkliche Schande für die Bundesrepublik". In diesem Punkt volle Zustimmung, wobei, Heppenheim hätte gereicht.

Guxu hier: http://www.neulandrebellen.de/2017/02/die-wirkliche-schande-fuer-die-bundesrepublik/

Charlie hat gesagt…

@ Arbo: Du bist ebenso herzlich eingeladen wie alle anderen, Dich über Ken Jebsen auszulassen. Ich würde das Ergebnis - freilich kommentiert - sofort hier ins Netz stellen, selbst wenn es meiner eigenen Wahrnehmung widersprechen sollte.

Zum Thema Antikapitalismus muss ich aber vehement widersprechen: Ich finde es arg befremdlich, dass Du ausgerechnet den Popen und die Berichterstattung über ihn als Gegenbeispiel anführst. Schließlich ist der Opa der "Vorsitzende" eines der schlimmsten kapitalistischen Konzerne (über die Vatikanbank hast Du gewiss auch schon etwas gelesen), und während der alte Mann fleißig und medial begleitet "Kapitalismuskritik" (was eben nicht mit "Antikapitalismus" zu verwechseln ist, s.o.) übt, geht alles seinen gewohnten Gang und auch im prunkvollen Vatikan ändert sich nicht einmal der Hauch eines kleinen zarten Blättchens.

Oder glaubst Du allen Ernstes, dass beispielsweise die Vatikanbank inzwischen von einer menschenfressenden Heuschrecke zu einem menschenfreundlichen Sozialverein mutiert ist, der nicht mehr der grenzenlosen Profitgier, sondern dem humanistischen Allgemeinwohl verpflichtet ist? - Nein, diese rhetorische Frage musst Du nicht beantworten. :-)

Liebe Grüße!

Arbo hat gesagt…

@Charlie:

OK, ich überleg' mir mal was - obwohl es bei dem Thema sicher ein längerer Beitrag wird und ich wohl sicher auch Zeit brauche, da das einen geradezu geistigen Masochismus abverlangt. ;-)

Dein Argument bzgl. Pontifex kann ich nachvollziehen, halte das aber - ohne Dir zu Nahe treten zu wollen - für etwas zu vorurteilsbeladen. Ich will jetzt nicht zu viel persönliches schreiben, aber ich bin in der DDR groß geworden, habe also keine religiöse Erziehung erhalten, zudem in meiner Jugend ziemlich anti-religiöse Einstellungen und Musik gepflegt ;-) - und habe deshalb "zum Glauben" an sich auch nicht den Bezug, den z.B. Katholiken haben. Ich schreibe das, weil ich beruflich im links-katholischen Milieu zu tun hatte und die mich dort trotz meiner Herkunft und Nicht-Religiösität ganz erstaunlich tolerant aufgnenommen haben.

Die dürften dem, was Du hier schreibst, zu ganz großen Teilen zustimmen. Die beschäftigen sich ganz konkret mit Alternativen zum kapitalistischen System.

Nun wirst Du Dich vielleicht fragen, warum ich das schreibe.

Das liegt daran, dass die mit Franziskus auf einmal einen Aufwind erleben, hier mit gestärktem Rücken gegen Neoliberalismus usw. gerade stehen. Dazu musst Du wissen, dass viele kritische Leute aus der Kirche in den 1970ern (nagle mich nicht auf's Jahr fest) durch die lateinamerikanische Befreiungstheologie und kritischer Pfarrer politisiert wurden. Vor dem Hintergrund kannst Du Franziskus sehen.

Vielleicht magst Du auch da noch ein Haar in der Suppe finden. Klar, das mit der Vatikanbank ist immer noch'ne üble Sache, wo Du Dich fragen kannst, was das mit Anti-Kapitalismus zu tun haben soll (wenngleich er da mE auch aufzuräumen versucht, siehe hier im ehemaligen Nachrichtenmagazin).

Aber TheologInnen haben mir ganz offen gesagt, das mit Franziskus endlich ein anderer Wind durch den Vatikan weht - und zwar einer, der den ganzen Konservativen, die dort rumhängen, mächtig stinkt. Da gibt es nämlich auch genügend Neoliberale. Ein gutes Beispiel für Letzteres (bitte Spucknapf bereithalten) hier; bei dem platzt auch mir bekannten Katholiken die Hutschnur. Mit Franziskus aber haben die kritisch eingestellten Leute sozusagen "auch von oben" Rückendeckung.

Also kurz: Ich musste lernen, dass Kirche nicht monolithisch ist, es da an der Basis viele kritische Leute gibt - Leute, die durchaus antikapitalistisch eingestellt sind und durch viele Aktionen auch konkret was gegen "den Kapitalismus" tun. (By the way: Auch heute gibt es noch katholische Marx-Lesekreise!) Und das sind zT auch Leute, die die eigene Kirche genauso - vielleicht sogar noch kritischer (da "Insiderwissen") - sehen, also Leute von außerhalb. Nur wird das außerhalb nicht zur Kenntnis genommen. Die gesamte Arbeiterfrage ist da ein interessanter Aspekt in der inner-kirchlichen Debatte, der die existierende Kritik zeigt.

Tja und genau den kritischen Leuten möchte ich mit einer Pauschalkritik nicht den Boden unter den Füßen wegziehen, auf den - trotz unterschiedlicher Perspektive - gemeinsam gegen Kapitalismus agiert und argumentiert werden kann. Deshalb ist mir das Kirchen-Bashing oft zu einfach, zum Teil unfair und zum großen Teil auch durch weniger Detailwissen charakterisiert. Wie gesagt, ich bin immer wieder über die katholischen Milieus erstaunt und stolpere so regelmäßig wie zielgenau in Fettnäpfchen, die mir meine Vorbehalte so hinstellen. Ich habe selbst schon erlebt, wir mir Fachleute aus der Theologie auf kritische Literatur hingewiesen haben, um bestimmte Aspekte der katholischen Lehre noch kritischer auszuformulieren - gerade mit Blick auf die Arbeiterfrage.

Arbo hat gesagt…

Fortsetzung:

Naja, wenn Du mehr wissen willst, schreib' mir mal besser per Email. ;-)

Du musst das nicht teilen. Ich hoffe aber, dass Du vielleicht nachvollziehen kannst, dass ich hier die Gegensätze, die Du siehst, so nicht teilen möchte. Wie gesagt, ich kenne da viele aus dem Milieu, die anti-kapitalistisch eingestellt sind und in Franziskus - im Vgl. mit den Vorgängern - größere Hoffnung legen. Und ich finde, nicht ganz zu Unrecht.

LG
Arbo

Charlie hat gesagt…

@ Arbo: Das waren in der Tat viele Worte. Der Großteil davon hat mich allerdings fatal an die unsägliche Diskusssion erinnert, in der es um die "Basis" der SPD ging: Auch dort, hieß es, gebe es ja vielfach GenossInnen, die mit dem neoliberalen Kurs der "Parteispitze" nicht einverstanden seien. Die "kleinen Parteimitglieder" seien nicht einverstanden mit der Agenda-Politik und vielen weiteren Details der von Schröder, Steinmeier, Schulz (!), Müntefering, Nahles & Co. betriebenen asozialen Ausverkaufsstrategie zugunsten des Kapitals.

Was soll also diese Berufung auf "die Basis"? Im Kapitalismus bestimmt einzig die Führungsriege, wo es lang geht - und auch im Fall der katholischen Kirche ist es offensichtlich, dass nicht der momentane, jederzeit austauschbare Papst das Sagen hat, selbst wenn man ihm altruistische Beweggründe unterstellen mag (was ich nicht tue).

Vom religiösen Irrsinn, der mir seit jeher unter den Nägeln brennt, fange ich hier besser gar nicht erst an - obwohl: Dieses Fass mache ich an dieser Stelle doch herzlich gerne auf. :-) Wohin das führt, kann man ja unschwer am Beispiel der Eso-Spinner von "Jenseits der Realität" sehen - und es wird Dich vielleicht in ein arges Dilemma stürzen, wenn ich bekenne, dass ich selber aus nicht minder religiotischen Kreisen stamme. Es war ein langer und sehr beschwerlicher Weg, aus diesem sektiererischen Mist herauszufinden.

Um es kurz zu halten: Wenn die "Kirche" antikapitalistisch wahrgenommen werden möchte, muss sie sich auch so verhalten, und zwar konsequent bis in die "obere Führungsriege" (einschließlich der Vatikanbank) hinein. Alles andere ist lächerliches Theater fürs Publikum, das nicht mitbekommt, was hinter den Kulissen geschieht.

Wie hieß es doch so schön in Lloyd-Webbers unsäglichem Musical "Jesus Christ Superstar", als der langhaarige Pseudorevoluzzer die Krämer aus dem "Tempel" vertrieb:

"My temple should be a house of prayer,
But you have made it a den of thieves."


So ist es bis heute - und nichts deutet darauf hin, dass sich das ändern könnte, wobei sich aus meiner Sicht eine "Gebetshöhle" nicht sonderlich von einer "Diebeshöhle" unterscheidet. Ein "Franziskus" ist da ungefähr so glaubwürdig wie eine Merkel, ein Schäuble, Steinmeier oder Schulz.

Das ist verfaulende Propaganda, die ganz anderen - nämlich elitären, kapitalistischen - Interessen dient.

Liebe Grüße!

Troptard hat gesagt…

Hallo Charlie,

ich finde, der Arbo hat das Problem, was hinter der Attitüde Antikapitalismus steckt, noch einmal verdeutlicht. Und da hast Du mich vielleicht auch mit meinem Kommentar nicht so ganz ernst genommen. Ich hatte nicht umsonst einen Textauzug von W. Preundschuh angeheftet.

Die Schwierigkeit besteht wohl darin, dass das, was Antikapitalismus ist, oder sein sollte, immer auch einer subjektiven Deutung unterliegt. Was für mich lediglich Kritik am Kapitalismus darstellt, die Partei ergreift für die Abgehängten in diesem System, die sich, wie in einer Endlosschleife darauf beschränkt, die Verwerfungen stets neu zu benennen, anzumahnen und zu beklagen, versteht sich selbst durchaus als antikapitalistisch.

Antikapitalistisch zu sein bedeutet aber nicht automatisch, dass der sich dazu Bekennende auch gegen das Kapital voreingenommen ist. Der -ismus der dem Kapitalismus anhängt, wendet sich sich nur gegen das, was dem Kapital angeblich selbst fremd sein soll, gegen alles, was dem rechtschaffenden Bürger das Leben so schwer macht, was ihm Angst für seine Existenz einjagt.

Als Zusatz: Ich bin selbst seit über dreissig Jahren Vegetarier und verabscheue es, wenn über dass Fressen politisch agitiert wird. Überhaupt, wenn der individuelle Konsum von Menschen zu einem politischen Thema gemacht wird. Allenfalls dann bin ich einverstanden, wenn er als Beschränkung der Konsumtionsfähigkeit derjenigen thematisiert wird, denen ihre Fähigkeit zu konsumieren auf billig gesetzt sind.

Arbo hat gesagt…

@Charlie:

In's Dilemma stürzt mich das als Nicht-Religiösen sicher maximal genau so wie Dich als offenbar "Ausgestiegenen". ;-)

Wie gesagt, meine Position ist aus diversen Gründen anders. Aber ich gebe zu, dass das alles auch vom jeweiligen Milieu abhängt. Sprich: Ich komme eher mit dem links-katholischen Milieu in Berührung. Ich weiß nur, dass ich den katholischen Marxisten, Antifaschisten und Anti-Kapitalisten arg Unrecht tue, wenn ich denen und deren Engagement pauschal das Etikett "nicht-antikapitalistisch" umhängen würde. Das würde mich auch bestimmte Vorbehalte reiten lassen, wenn ich diese Marxisten usw. nur deshalb nicht als "anti-kapitlistisch" begreife, weil sie sich als katholisch verstehen. Das wäre so borniert wie schräg. Naja, vielleicht schreibe ich bei mir später nochmal dazu etwas mehr

Ich halte jedenfalls Deine Haltung für verkürzt. Mich erinnert das ein wenig an die militanten Veganer, die nichts tolerieren, was nicht 150% vegan ist. Dann kannst Du es Dir nämlich in der Mecker- und Opferecke ziemlich gemütlich machen, weil Du immer Recht hast. Das Haar, dass Du in der Suppe findest, ist Dir ständig gewiss. Damit meine ich natürlich nicht, dass Du Dich im Gegenzug total treudoof mit solchen Versprechen abspeisen lassen sollst, wie das Steinmeier, Schulz und Co. versuchen.

Aber ich finde es für den Dialog und Praxis wenig hilfreich, die Latte so hoch zu hängen, dass der Dialog gar nicht erst stattfinden kann und stattdesssen alles ständig in ein Gehaue münden muss. Damit meine ich nicht, bestimmte Grundpositionen über Bord werfen zu müssen. Oder sich in Euphorie zu üben, wenn einem ein neoliberales Trojaner-Pferd geschenkt wird. Aber ich gebe Dir Brief und Siegel darauf, dass ich in jeder ach so anti-kapitalistischen Position genau das Körnchen finde, das widersprüchlich wirkt und das somit dafür herhalten kann, um diese Position als "nicht-antikapitalistisch" und somit "unwürdig" bzw. "unglaubwürdig" zu disqualifizieren, wenn ich es darauf anlege.

Viele Diskussionen im "linken" Bereich entlarven sich für mich daher beim näheren Hinsehen oft als narzisstische Nabelschau. Sie sind häufig mit Vorurteilen beladen und greifen zu kurz bzw. reichen sie kaum über den mit Wortschablonen markierten Reflexionsstopp hinaus. Diese "linken" Diskussionen haben dann in etwa das Niveau der neoliberalen Propaganda, die ebenfalls über Strohpuppen nicht hinauskommt und lieber die eigenen Vorbehalte pflegt. (Was ich nicht auf Deine Diskussion und Dein Thema beziehe, sondern was eher meine allgemeine Beobachtun gist.)

So, damit bin ich jetzt aber ziemlich weit vom Thema abgedriftet und mache meinerseits den Sack wirklich zu. Wie gesagt, vielleicht kommt in nächster Zeit mal wieder was mit mehr Details zu diesem Thema.

LG
Arbo

Arbo hat gesagt…

OK, einer noch...

@Troptard:

>>Was für mich lediglich Kritik am Kapitalismus darstellt, die Partei ergreift für die Abgehängten in diesem System, die sich, wie in einer Endlosschleife darauf beschränkt, die Verwerfungen stets neu zu benennen, anzumahnen und zu beklagen, versteht sich selbst durchaus als antikapitalistisch.<<

Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe. Aber ich will kurz ergänzen, dass sich Kritik am Kapitalismus und anti-kapitalistisches Denken durchaus die Klinke in die Hand geben kann. Es gibt bestimmte "Aussteiger"-Optionen, wo die Leute einerseits die Kritik am Kapitalismus üben, gleichzeitig aber versuchen, aus dem System auszusteigen - indem sie andere (alternative) Wirtschaftsformen leben. Da wir aber nun einmal "im Kapitalismus" leben, lässt sich mE kaum zu 100% der Kontakt zum System vermeiden. Insofern wäre es auch wohlfeil, denen dann vorzuwerfen, doch nicht "richtig" anti-kapitalistisch zu sein. (Was aber nicht bedeutet, bestimmte Scheinlösungen als solche nicht zu benennen.)

Die andere Seite ist, dass sich so ein anti-kapitalistisches Denken ins Elitäre verziehen kann, das "die draussen" abfällig wie Dummvieh behandelt. Sprich: Aus der eigenen Filter-Bubble lässt sich genau so arrogant und elitär über das Fußvolk lästern, wie es womöglich auch von der kapitalistischen Elite nicht anders zu erwarten ist. Der entsprechende Sozialdarwinismus nicht viel besser als der der anderen.

Zum Vegetarismus: Ich bin nicht ganz so lange wie Du Vegetarier, bin aber auf das obige Zitat deshalb angesprungen, weil ich die Vorbehalte diesbezüglich kenne. Und dann die ganze Diskussion um den Veggie-Day, der insofern auch nach hinten losging, als dieses dann als Paradebeispiel für verträumte, weltfremde und linke Grüne hergenommen wurde. Das ist ja das Bild, das der Autor im von Charlie verlinkten Text vermitteln will - die sind verträumte Gutmenschen, labern nur und zu nichts zu gebrauchen. Mich hat das aber auch deshalb "getriggert", weil ich es als Studierender erleben musste, wie Vegetarier die Wahl hatten zwischen Griesbrei oder Milchreis - jeweils wahlweise. Was anderes gab es nicht. Mittlerweile ist das anders und wird von den Fleischessern zT als "Einschränkung" wahrgenommen, nur, weil sie nicht mehr zwischen drei Fleischgerichten, sondern zweien auswählen dürfen. Das sind dann auch genau die Leute, die sich beim Bufett meistens als erstes auf die Käsebrötchen stürzen, bevor es an Salami- oder Schinkenbrötchen geht - von denen dann idR viel zu viele übrig bleiben.

LG
Arbo

altautonomer hat gesagt…

arbo: " Mich hat das aber auch deshalb "getriggert", weil ich es als Studierender erleben musste, wie Vegetarier die Wahl hatten zwischen Griesbrei oder Milchreis - jeweils wahlweise. Was anderes gab es nicht. Mittlerweile ist das anders und wird von den Fleischessern zT als "Einschränkung" wahrgenommen,"

Das ist aber entweder ein Beispiel aus der Mottenkiste oder ein Prefake. "Mittlerweile" gibt es viele Unis, die alternativ veg. Speisen anbieten.

Björn Moschinski, bekannter Vegan Head Chef in Berlin, hatte im Oktober 2010 in der Mensa der Uni Bochum Gulasch aus Sojawürfeln gekocht. Die Studenten bekamen das Gericht als üblichen Rindergulasch angeboten. Und siehe da: Sie speisten wie immer, das Gulasch lief gut. Die anschließende Befragung ergab dann Staunenswertes: 264 (88%) der 300 Gulasch-Esser hatten vom veganen Charakter des Essens NICHTS GEMERKT.

Mich ärgern immer wieder diese pauschalen Vorurtele über Fleischverzichtler aller Art und der Vorwurf des Missionarstums. Besser wäre es, doch mal darüber nachzu, denken, warum so wenig Vegetarier/Veganer und Frauen sich in "Kleinbloggersdorf" blicken lassen.

Menschen, die auf das Auto oder das TV-Gerät verzichten gehören schließlich auch zu einer Minderheit, ohne dass sie von Linken verbal verfolgt und gemobbt werden. Mich beeindrucken solche Menschen eher positiv, weil frei zu sein VON etwas in meinen Augen eine Persönlkchkeitsntwicklung ist.

Arbo hat gesagt…

@altautonomer:

Das hast Du wahrscheinlich in den falschen Hals bekommen. Ich habe das mit der Mensa nur als Beispiel genannt, weil ich das aus persönlichem Erleben kenne. Ich wollte damit implizit zum Ausdruck bringen, wie dämlich das Argument der "Fleischessenden" ist, sich in der Freiheit bedroht zu sehen und jedes veg. Gericht zum Gemüsezwang zu erklären.

Zudem: Was bisweilen in Mensen an veg. Kost angeboten wird - hier insb. auch die streng vegetarische Kost (vulgo: "vegan") -, sah mir an "meiner" neuen Mensa fast schon nach einem Plan aus, VegetarierInnen wieder "umzuerziehen". Da muss mensch noch viel Bildungsarbeit leisten, um klar zu machen, dass "vegetarisch" nicht einfach nur "mit gemüse, ohne fleisch" heißt ... ;-)

Mit dem Missionarstum müssen "wir" uns aber auch an die eigene Nase fassen. Es gibt da tatsächlich so welke Kohlköppe, die ihre Saladblätter wie Stahlhelme zu tragen meinen. Und menschenfeindliche Extremisten mit Hang zum elitären Sozialdarwinismus gibt's leider auch. Vielleicht in der Minderheit, aber eine solche Person überschatten mE locker zehn oder mehr normale Veggies; und die sorgen dafür, dass ich mich ständig für die rechtfertigen muss...

>>Besser wäre es, doch mal darüber nachzu, denken, warum so wenig Vegetarier/Veganer und Frauen sich in "Kleinbloggersdorf" blicken lassen.<<

Wahrscheinlich liegt genau im letzten Absatz hier von mir eine Antwort: Es entsteht ja der Eindruck, dass meist die extremen Positionen im Netz anzutreffen sind, sprich: die militanten Veggie-Troll-Blogwarts. Willst Du Dir als normal denkender Mensch diese mit Beiträgen ans Bein heften? Ansonsten meine ich aber auch, dass Dein Eindruck vielleicht etwas täuschen kann. Wenn Du mal auf einschlägigen Kochseiten schaust, findest Du viele veg. Gerichte von Menschen, die offenbar bewusst veg. kochen wollen. Vielleicht denken viele da eher funktionaler?

jakebaby hat gesagt…

Linksextreme in US sind wesentlich uebeler.

"What do the mainstream media, liberal(linke) Protesters, violent Criminals, Mexican Drug Kartels and potential Terrorists have in common? “They’re angry, they’re militant, and they’re willing to engage in criminal Violence to get what they want.”"

"“For the first time, we face an enemy utterly dedicated to destroy not only our country but also Western civilization.”"

"The NRA chief described recent Protests as angry Riots carried out by “Soldiers of the violent Left” and declared that “our country is under siege from a media carpet-bombing campaign,”"

"“A hundred years ago, if you eavesdropped and published the affairs of the head of state, you would’ve been tracked down and hanged for treason,” ..."


" “With all the Threats facing America today, your Right to protect yourself and your Family may be more relevant and more urgently needed than ever before.”

".. the NRA as the “lawful, peaceful” Alternative to his List of Threats to American Values, promising to “defend our Freedom and secure our Safety against any Enemy” and asking, “Are you ready to take on the Leftists and protect the Foundation of American Democracy?”

“Stand up! Speak up! Fight back! We will win because we are the Majority in this Country.”

Me fucking Leftist muss jetzt meine alte Schrotflinte auf Vordermann bringen und ne Menge Munition horten um mich gegen die “lawful, peaceful” Majority zu wehren.
Don't ya love the Smell of Gunpowder for Breakfast!

Gruss
Jake

https://www.yahoo.com/news/what-no-zombies-at-conservative-confab-nras-lapierre-lists-threats-to-civilization-starting-with-the-media-202728570.html

Charlie hat gesagt…

@ Jake: Danke für die Zusammenfassung. In der Tat, hier ist in Deutschland noch etwas "Luft nach unten" übrig, wenn auch nicht mehr viel. Wie hältst Du das aus???

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

OT: Wer noch mehr zum unsäglichen Nebenschauplatzthema des Vegetarismus lesen möchte, kann das beim Kollegen von Krautism tun - der hat das Fass einmal mehr aufgemacht.