Freitag, 28. Februar 2014

Hausfrauenkitsch, die Tierliebe und der Kapitalismus


Mein Name ist Penny [ein Schwein], heute habe ich das Licht der Welt erblickt. Wenn man das so nennen kann. Das Licht der Welt, die Sonne, ist nämlich nicht zu sehen. Aber dafür leuchtet ein rotes, warmes Licht. Ich habe insgesamt 13 Geschwister, glaube ich.

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Anmerkung: Diese Geschichte ist triefender Hausfrauenkitsch, wie er übler gar nicht sein könnte. Das Pseudonym “Vincent Herz” kann man getrost im Schlagerbereich verorten, dort gehört es nämlich hin.

Wie verrückt müssen Menschen eigentlich sein, die sich hier über tatsächlich anzuklagende Missstände in der Tierhaltung echauffieren, andererseits aber ein größtenteils leidloses Leben in einer völlig perversen Welt führen, die unablässig dafür sorgt, dass alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren verhungert?

Jedes einzelne dieser Kinder würde sofort und ohne auch nur nachzudenken Fleisch essen, um vielleicht doch am Leben bleiben zu können – und es hätte auch jedes Recht dazu. Was ist das bloß für eine perverse Diskussion angesichts des globalen Elends, das auf diesem Planeten herrscht? So können nur Leute argumentieren, die im Luxus leben und keine Not kennen.

Was wäre doch gewonnen, wenn all diese Leute ihre Wut endlich zugunsten der Menschen einsetzen würden – ganz abgesehen davon, dass der Kampf gegen den Kapitalismus letztendlich natürlich auch ein Kampf für Tiere ist, denn es ist nur der Kapitalismus, der manche unsrer Zeitgenossen dazu treibt, Tiere in großem Stil zu quälen und auszubeuten. Das Bekämpfen von Symptomen ist nicht erst seit Don Quichotte ein beliebtes Ablenkungsmanöver.

Wer das Leiden der Tiere in der Massentierquälerei des Kapitalismus nicht mehr will, der muss verdammt noch mal auch sein Herzblut gegen die Menschenquälerei, die der Kapitalismus verursacht, einsetzen, um dieses menschenfeindliche System endlich loszuwerden – ansonsten ist jede Opposition ohnehin nur Makulatur.

Diese ganze Diskussion gleicht dem Versuch, den Nazis ab 1933 den Antisemitismus ausreden zu wollen. Der Versuch ist ehrenwert, aber vollkommen sinnlos. Der Kapitalismus ist unser Problem – und mit dessen Abschaffung würde auch das Problem der Massentierquälung – als einem unter so vielen – obsolet.

Lächerliche Texte und Diskussionen wie diese helfen dabei nicht im Geringsten. Ich verstehe sehr gut, dass der Autor hier ein (wenn auch hochalbernes) Pseudonym benutzt hat – meinen Namen gäbe ich für einen solchen Groschenroman gewiss auch nicht her. Wer indes meint, es könne im Rahmen des kapitalistischen Systems eine Abkehr von der profitorientierten Fleischproduktion geben und wir könnten einfach so weitermachen und alle fünf Sekunden ein Kind verhungern lassen, während es "unseren" Schweinen und Rindern gut geht, der ist nicht nur irre, sondern ein ausgemachtes Arschloch.

Merke: So gut oder schlecht, wie es der Mehrheit der Menschen auf diesem furchtbaren Planeten geht, so gut oder schlecht geht es selbstredend auch den Tieren. Wundern können sich darüber nur ausgemachte Narren.

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Mehr Eier!


"Es ist Herrn Professor Gegenfurtner gelungen, einem Huhn eine zweite Legvorrichtung zu implantieren, so dass die Kommunalverbände von nun ab in der angenehmen Lage sind, die doppelte Zahl Eier anfordern zu können."

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 12 vom 18.06.1918)

Donnerstag, 27. Februar 2014

Song des Tages: Day of your Beliefs




(Amorphis: "Day of your Beliefs", aus dem Album "Far from the Sun", 2003)

I can hear your yearnings, your anguished cries
let the nourishment pass you by
As it leaves you without, without a trace
it leaves you without the scars

It's the day of the ruins, the time of your relief
it's the day of the judgement, the day of your beliefs

Bitter is the end, the end of your cry
let your nourishment pass you by
It'll leave you without, without your faith
it'll leave you without your grace

It's the day of the ruins, the time of your relief
it's the day of the judgement, the day of your beliefs



Anmerkung: Hups - und so schnell kann der Glaube sich in das auflösen, was er tatsächlich ist: Eine kleine, alberne Hoffnung darauf, dass das eigene Leben vielleicht doch mehr wert sein könnte als all die täglich vernichteten Leben beispielsweise in Afrika ... - Menschen und ihr "Glauben" sind niederträchtiger und egozentrischer als man es vermuten mag.

Am Ende krepieren wir alle - der in der goldenen Badewanne ebenso wie der vor Hunger im Staub sich krümmende. Es ist wahrlich bezeichnend, dass nicht der zweite die Anklage schreibt, sondern ausgerechnet der Privilegierte. Menschen sind pervers bis ins Knochenmark, bis hinein in den Tod.

Der Überwachung nächster Schritt


Das Auto-Notrufsystem "eCall" soll Leben retten: Bei einem Unfall übermittelt es nicht nur Standort und Fahrzeugtyp, sondern baut auch eine Verbindung zur Rettungsleitstelle auf. Nach dem Willen der EU sollen ab 2015 alle Neuwagen damit ausgestattet werden. Jetzt muss darüber mit den Regierungen der Mitgliedsstaaten verhandelt werden.

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Anmerkung: Ich habe im vergangenen Jahr zu diesem Thema, das damals bereits "verhandelt" wurde, schon etwas geschrieben - den Link finde ich auf die Schnelle nicht. Jetzt nehmen die Totalüberwachungspläne der Eurokraten also Form an: Es erscheint in der Tat äußerst plausibel, dass wir den Beteuerungen dieser Schlips-Borg vorbehaltlos glauben können - selbstverständlich dient eine solche Staatswanze im Auto nur der Sicherheit der BürgerInnen bei Unfällen und wird ausschließlich dann aktiv, wenn beispielsweise ein Airbag ausgelöst wird.

Dass selbst der Durchschnitt der vernebelten und für dumm verkauften Bevölkerung diesem Narrativ nicht mehr in Gänze folgt, zeigen die Kommentare zu dieser Tagespropagandaschau-Meldung, die größtenteils ebenfalls eine befürchtete Totalüberwachung zum Inhalt haben. Das ist für dieses Medium, in dem sich ansonsten so oft brav die Vasallen bzw. Sockenpuppen der neoliberalen Bande die Klinke in die Hand geben, durchaus bemerkenswert.

Diesen politischen Figuren glaubt völlig zu recht inzwischen kaum jemand mehr, dass das, was sie tun, aus "Sorge" um das Wohl der Menschen in diesem Land geschieht - und das ist ein wichtiger Schritt auf dem langen und steinigen Weg, der Bevölkerung von einem narkotisierten zu einem zumindest halbwegs wachen Bewusstseinszustand zu verhelfen. Selbstverständlich hat die verkommene Bande diesen unbeabsichtigten Widerspruch der Schlafenden auch in diesem Beispiel höchstselbst zu verantworten - denn wie oft kommt es wohl vor, dass irgendwo in der unzugänglichen Wildnis Deutschlands ein Unfall passiert, ohne dass irgendjemand in der Nähe ist, der unverzüglich Hilfe rufen könnte? Wenn mit der hanebüchenen Begründung solcher seltener Ausnahmefälle ein flächendeckendes, alle Fahrzeuge betreffendes Überwachungssystem eingeführt werden soll, wird offenbar auch der vorletzte schnarchende CDU-Scherge etwas hellhöriger.

Das bedeutet nun aber beileibe nicht, dass diese Überwachung nicht eingeführt wird - da wäre wesentlich mehr Gegenwehr erforderlich. Wir erleben das ja gerade am Beispiel der Vorratsdatenspeicherung: Wenn der erste Anlauf nicht klappt, dann versucht die Bande es eben immer weiter - ein "Nein" ist für diese Gesellen keine Antwort, sondern nur die Aufforderung, dieselbe Frage leicht modifiziert erneut zu stellen, und zwar so lange, bis das Ergebnis "stimmt".

Malen wir uns aus kapitalistischer Sicht doch einfach mal aus, was ein solches "eCall"-System (allein die Bezeichnung ist schon so neoliberal-ekelig-pervers, dass man eigentlich nicht weiter darüber nachdenken möchte) alles bewirken könnte:

  • Der Staat wüsste stets, wo sich sämtliche in Deutschland (in der EU?) zugelassene Fahrzeuge befinden - ob sie geparkt sind oder ob sie sich bewegen, und wenn ja, in welche Richtung.

  • Daten wie die gefahrene Geschwindigkeit, ob Verkehrsverstöße begangen werden, ob die Insassen angeschnallt sind, wieviele Personen sich im Auto befinden und vieles mehr wären ebenso ständig verfügbar.

  • Abgesehen von der Totalüberwachung ließen sich daraus auch wunderbare Bewegungsprofile erstellen, die - im Abgleich mit den Handy-Daten - ein fast lückenloses Bild ergäben. Der Staat weiß dann tatsächlich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, wann sich ein Bürger wo aufhält.


  • Im Ergebnis könnten dann beispielsweise auch Bußgeldbescheide wegen zu schnellen Fahrens oder anderer Delikte automatisiert erstellt und verschickt werden - all die Menschen, die derlei Tätigkeiten in den Behörden heute noch mehr oder weniger manuell verrichten müssen, könnten eingespart und ebenfalls ins Hartz-Terror-System der Überflüssigen abgeschoben werden, und zusätzlich entginge dem staatlichen Zugriff kein einziger Verstoß mehr. Außerdem könnten Fahrzeuge auf diese Weise auch einfach gestoppt werden - ein Knopfdruck im Ministerium (oder wahlweise ein Algorithmus im staatlichen Computernetzwerk) reicht aus, und Fahrzeug 1358778 hält unverzüglich an.

    Die Möglichkeiten für überwachungs- und geldgeile Schlips-Borg sind schier endlos - da liegt es nahe, ein solches System heute sehr blumig in schöner Kapitalistentradition als "Hilfesystem für Unfallopfer" zu verkaufen. Lasst Euch nicht für dumm verkaufen: Unfallopfer sind dieser Bande - sofern sie nicht sofort versterben - sehr willkommen, denn sie generieren viel Profit in den privatisierten Kliniken. Diese Kliniken sind für jeden Patienten dankbar - und nichts liegt von ihren Interessen weiter entfernt als eine möglichst gesunde Bevölkerung. Diese Perversion muss man sich stets vor Augen halten, dann versteht man auch allmählich die pervertierten Denkstrukturen der Kapitalisten.

    Ich hoffe jedenfalls sehr, dass es gegen diese perfiden Pläne eine ähnliche Widerstandsfront wie gegen die nach wie vor drohende Vorratesdatenspeicherung geben wird - die Auswirkungen dieser furchtbaren Überwachungsmaßnahme wären ähnlich dramatisch.


    Dienstag, 25. Februar 2014

    Zitat des Tages: Die Maßnahmen


    Die Faulen werden geschlachtet
    die Welt wird fleißig

    Die Hässlichen werden geschlachtet
    die Welt wird schön

    Die Narren werden geschlachtet
    die Welt wird weise

    Die Kranken werden geschlachtet
    die Welt wird gesund

    Die Traurigen werden geschlachtet
    die Welt wird lustig

    Die Alten werden geschlachtet
    die Welt wird jung

    Die Feinde werden geschlachtet
    die Welt wird freundlich

    Die Bösen werden geschlachtet
    die Welt wird gut

    (Erich Fried [1921-1988], in: "Gedichte", 1958)

    Anmerkung: Fried ist ja bekannt dafür, dass er schwierige oder schwer in Worte zu fassende Dinge in einfacher, leicht verständlicher Form auf den Punkt gebracht hat - hier ist ihm das in einer Vollendung gelungen, die ich immer wieder nur staunend bewundern kann. Während in der zweiten Zeile eines jeden Verses die ideale Welt, wie sie wohl von fast allen Menschen herbeigesehnt wird, nüchtern benannt wird, erfolgt im Vorgriff der ersten Zeile stets die faschistisch-kapitalistische Perversion derselben, die das Ergebnis schon im Vorfeld ad absurdum führt. Dieses lyrische Kleinod ist nicht weniger als die Essenz der absurden Logikkette, der auch unsere heutige Zeit wie von Sinnen folgt und die selbstverständlich - wenn sie bis zum Ende weitergeführt wird - wieder im absoluten Irrsinn enden muss.

    Große, bedeutende und die Zeiten überdauernde Kunst muss beileibe nicht immer filigran, brachial oder gar kompliziert sein - dieses Gedicht ist ein bewegendes Beispiel dafür.


    Montag, 24. Februar 2014

    "Kapitalismuskritik": Wer in der Blase aufwacht, hält den Blasenrand logischer Weise für den Himmel, oder: Die überflüssige Menschheit


    Aufwachen im Blasenland / Kann die etablierte bürgerliche Ökonomie den Charakter und die Ursachen der gegenwärtigen kapitalistischen Systemkrise begreifen? / Die Wirtschaftswissenschaft befindet sich seit einigen Monaten in heller Aufregung. Ein anscheinend neuartiges theoretisches Konzept, das auf den Begriff der "lang anhaltenden Stagnation" (Secular Stagnation) gebracht wurde, scheint die Analyse der gegenwärtigen Krise voranzutreiben. Fast scheint es so, als hätte die Ökonomenzunft, deren Modelle und ideologische Postulate zumeist den Wahrheitsgehalt schamanischer Beschwörungsformeln aufweisen, endlich ihren Stein der Weisen gefunden, mit dem all das erklärt werden kann, was es ihrer als "Wissenschaft" verbrämten Ideologie zufolge eigentlich nicht geben dürfte.

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    Anmerkung: Der geschätzte Tomasz Konicz bietet in diesem Text einen hübschen Überblick über die im englischsprachigen Raum langsam beginnende Scheindiskussion über die "länger anhaltende Krise des Kapitalismus", den es sich sehr zu lesen lohnt. Es ist dabei eine fast selbstverständliche Notiz am Rande, dass etwas Vergleichbares in Deutschland natürlich nicht stattfindet - hier war man schon immer gründlicher, konformer und herrschaftshöriger als anderswo. Selbst öffentlich "diskutierte" Scheinkritik ist hier nicht geduldet - dafür sorgen unsere wackeren, systemtreuen und so furchtbar "unabhängigen" Propagandamedien und die üblichen Verdächtigen aus der Politik sehr zuverlässig.

    Zunächst versteckt der Autor den eigentlichen Kern seiner Polemik gut und deutet ihn nur gelegentlich an, denn selbstredend bleibt auch diese vorgestellte "Kritik" lammfromm im Rahmen des Kapitalismus', stellt das System niemals in Frage oder postuliert darüber hinausgehende Positionen oder sogar Alternativen - so dass eventuelle "Lösungen", so sie denn jemals "gefunden" werden mögen, auch nur innerhalb dieses Systems liegen können, womit sich der Hund wieder einmal kräftig und schmerzhaft in den eigenen Schwanz bisse. Im zweiten Teil seines Textes wird Konicz dann aber deutlicher - ich könnte bzw. müsste ganze Absätze daraus zitieren, beschränke mich aber auf einen kleinen Teil:

    "Diese Entwicklung kennzeichnet einen fundamentalen Widerspruch der kapitalistischen Produktionsweise. Auch wenn die bürgerliche 'Wirtschaftswissenschaft' sich immer noch weigert, dies zu begreifen: Die Lohnarbeit bildet nun mal die Substanz des Kapitals - doch zugleich ist das Kapital bemüht, durch Rationalisierungsmaßnahmen die Lohnarbeit aus dem Produktionsprozess zu verdrängen. Marx hat für diesen autodestruktiven Prozess die geniale Bezeichnung des 'prozessierenden Widerspruchs' eingeführt. Dieser Widerspruch kapitalistischer Warenproduktion, bei dem das Kapital mit der Lohnarbeit seine eigene Substanz durch Rationalisierungsschübe minimiert, ist nur im 'Prozessieren', in fortlaufender Expansion und Weiterentwicklung neuer Verwertungsfelder der Warenproduktion aufrechtzuerhalten. Derselbe wissenschaftlich-technische Fortschritt, der zum Abschmelzen der Masse verausgabter Lohnarbeit in etablierten Industriezweigen führt, ließ auch neue Industriezweige oder Fertigungsmethoden entstehen. Doch genau dies funktioniert nicht mehr, nachdem sich die Lohnarbeit aufgrund der Rationalisierungsschübe der mikroelektronischen Revolution innerhalb der Warenproduktion verflüchtigt. Letztendlich ist der Kapitalismus schlicht zu produktiv für sich selbst geworden."

    Von solchen, eigentlich gar nicht so schwer verständlichen Denk- bzw. Erkenntnisprozessen ist die politische, mediale und ökonomische "Elite" in Deutschland in etwa so weit entfernt wie der Nord- vom Südpol: Solche Gedanken existieren nicht, sie sind verboten, sie widersprechen den Vorgaben der Herrschaft und damit ist das Thema erledigt bzw. - natürlich geheim - beim "Verfassungsschutz" unter dem Oberbegriff "Terrorabwehr" gelandet.

    Ich frage mich nun schon seit Längerem, was die "Elite" sich dabei denkt: Ob sie tatsächlich davon ausgeht, dass eine hochtechnisierte Zukunft, in der es nur noch ganz wenige Menschen (eben jene selbsternannte "Elite", natürlich) und ganz viel Technik gibt, wirklich erstrebenswert auch für sie selber ist, oder ob sie einfach gar nicht denkt und vor lauter Macht- und Habgier schlichtweg nicht begreift, dass sie nicht nur der großen Mehrheit der Menschen, sondern auch sich selbst kontinuierlich und unvermeidlich die dunklen Gräber schaufelt. Konicz findet dafür den trefflichen Satz: "Der Kapitalismus produziert sozusagen eine überflüssige Menschheit - auf globaler Ebene." Und diese "überflüssige Menschheit" schließt jede "Elite" - und ganz besonders eine so strunzdämliche wie diese - selbstverständlich mit ein.

    Allmählich befürchte ich, dass nicht nur die korrupten politischen Marionetten, die Lobbyisten und die ebenfalls korrumpierten Journalisten angesichts ihres eigenen ergaunerten Wohlstandes - der im Vergleich zu den meisten anderen Menschen obszön, im Vergleich zur "Elite" jedoch mehr als lächerlich ist - längst den Blick auf das Ganze verloren haben, sondern dass es den elitären Damen und Herren, die sich angsichts ihrer absurden Milliardenvermögen für die wirklichen BeherrscherInnen oder gar "LenkerInnen" dieses Planeten halten, in ihrer Luxus- und Machtblase nicht anders ergeht. Sie wissen schlicht und ergreifend nicht, was sie tun - und glauben dabei doch fest daran, dem Elitären - also sich selbst - zu dienen. Das ist so absurd und lächerlich, dass man in schallendes Gelächter über eine solche degenerierte "Elite" ausbrechen müsste, wenn sie durch ihr groteskes Handeln nicht gleich milliardenfaches, globales Leid, das mit Begriffen wie Hunger, Elend und Tod nur unzulänglich beschrieben ist, auslöste.

    Aber auch morgen werden Merkel und so viele andere kleine Wichte, Arschlöcher und Hohlbirnen wieder früh morgens aufstehen und weiter am großen Zerstörungswerk zugunsten der (zu dieser Zeit natürlich noch sanft schlummernden) Superreichen arbeiten - obwohl sie eigentlich längst abwinken, den Stinkefinger zeigen und sich zurücklehnen könnten, weil die bisherige Beute längst ausreichte, um ein auskömmliches Restleben bis ins hohe Alter (samt Vererbung an den eigenen Nachwuchs) zu führen. Allein das zeigt schon nachdrücklich und unmissverständlich, dass der Mensch bzw. dessen dominierende Version, die sich stets in Macht- bzw. Erfüllungsgehilfenpositionen drängelt, eine bis auf die Knochen verkommene Spezies ist, die in der Evolution nur eine einzige Option hat.

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    Wunschtraum


    "Der einzige Diktator, der uns wirklich helfen könnte."

    (Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 20 vom 11.08.1930 - Die Bildunterschrift mag zu Irritationen reizen, erschließt sich aber vor dem Hintergrund, dass zur damaligen Zeit tatsächlich ganz offen der Ruf nach einem Diktator als Ausweg aus der Krise diskutiert bzw. diese Diskussion aus interessierten Kreisen öffentlich platziert wurde. Heute traut die neoliberale Bande sich das - zumindest in Deutschland - aus gewissen Gründen nicht mehr so deutlich. Ich befürchte aber, dass der etwas modifizierte Ruf nach "einem starken Mann" - oder heute wahlweise ganz "modern" nach "einer starken Frau" - auch nicht mehr so lange auf sich warten lassen wird. Umso trefflicher bleibt auch heute Heines Karikatur vom "Goldesel", denn damals wie heute ging und geht es einzig um die weitere, sichergestellte Vermehrung von Geld und um nichts sonst.)