Samstag, 18. März 2017

Reform oder Revolution: Der desaströse Zustand der "linken Kritik"


Es gibt viele rätselhafte Phänomene in dieser Welt. Eines davon ist die merkwürdige Art und Weise, in der manche Linke mit inhaltlicher Kritik umgehen. Während es in jenen Kreisen beispielsweise völlig selbstverständlich ist, den Arschlöchern aus der CDU, SPD oder der olivgrünen Partei ordentlich gegen das Schienbein oder lieber in den Arsch zu treten, wenn sie wieder einmal hanebüchenen, meist menschenfeindlichen und kapitalhörigen Blödsinn verzapfen, sind es oft dieselben Kreise, die jammern, aufheulen oder gar über eine ominöse "Spaltung" lamentieren, wenn die Kritik die Linkspartei oder irgendwelche ihr nahestehenden Blogger oder Publikationen betrifft.

Ich verstehe das nicht. Müsste es denn nicht gerade für Linke selbstverständlich sein, inhaltliche Kritik eben nicht daran auszurichten, wen sie betrifft – selbst dann, wenn sie – vermeintlich – Verbündete betrifft? Wie kann es sein, dass manche AntikapitalistInnen wie von Sinnen jener unsäglichen, neoliberalen Tradition huldigen und lieber irgendwelchen Personen (beispielsweise Wagenknecht) oder einer Partei die Nibelungentreue schwören, anstatt sich mit den Inhalten, die diese konkret vertreten, zu befassen?

Ich habe mir schon viel Schelte eingehandelt, weil ich beispielsweise den Wecker'schen und Faulfuß'schen Komplex des esoterischen Irrsinns, die "realpolitische" Linkspartei, die asozialdemokratischen Blogger Lapuente, Berger & Co. etc. kritisiert habe. Nach wie vor frage ich mich aber, wie eine antikapitalistische Gegenwehr aussehen soll, wenn radikale, zumeist intolerante Religiöse, VeganapologetInnen, menschenfeindliche FeministInnen, hirnlose KapitalismuszähmerInnen etc. mit im Boot sitzen.

Zuerst sollte doch, wie immer, das Gebot der Toleranz gelten, sofern keine "absolute Grenze" überschritten wird. Das bedeutet: Wenn jemand Gott, Allah, das Spaghettimonster oder eine verfaulte Haarlocke aus dem Mittelalter anbeten möchte, soll er oder sie das herzlich gerne tun – solange das im heimischen Wohnzimmer geschieht und keine Missionierungsversuche stattfinden. Wenn sich jemand für vegane Ernährung entscheidet, kann er oder sie das ebenso liebend gerne ausleben und auch ausführlich begründen – Missionierung ist hier aber ebenfalls völlig indiskutabel. Und wenn Feminismus in derartig groteske, geradezu faschistoide (da männerfeindliche) Bereiche gerät, wie sie zum Beispiel von Alice Schwarzer und anderen Gruselfiguren gepflegt werden, ist jedwede Toleranz längst obsolet: Frauen sind nicht die "besseren Menschen" und das Matriarchat ist nicht besser als das Patriarchat. Welch ein intellektuelles Trauerspiel, dass ich das hier für erwähnenswert halte. – Derlei Beispiele aus unterschiedlichsten Bereichen gibt es viele.

Die Linkspartei ist in diesem Zusammenhang ein Sonderfall, denn deren ProtagonistInnen sind inzwischen größtenteils längst im kapitalistischen Lager angekommen und reden – wie einstmals SPD und Grüne – allenfalls noch von einer "Zähmung" des kapitalistischen Systems und ansonsten viel von gutbezahlten Posten und Regierungsbeteiligungen. Damit fallen sie nach meiner unmaßgeblichen Meinung in exakt dieselbe Jauchegrube, in der auch SPD und Grüne längst ersoffen und verwest sind. Das dusselige Gefasel, das der Schulzkasper von der SPD gerade wieder – so offensichtlich lügend, dass es weh tut – in alle verfügbaren Mikrofone absondert, mag von dem einen oder anderen Linksparteimitglied, das es wiederholt und womöglich "verschärft", noch ernst gemeint sein – das ändert aber nichts daran, dass das nicht antikapitalistisch und damit auch nicht "links" ist. Der Kapitalismus – und das ist nun wahrlich keine neue Erkenntnis – kann nicht in "kleinen Schritten überwunden", sondern lediglich rückstandslos abgeschafft werden. Ansonsten bleibt er und wuchert krebsartig weiter. Ein Blick in die vergangenen sechs Jahrzehnte reicht völlig aus, um das zu verstehen.

Der von mir sehr geschätzte Bloggerkollege Epikur schrieb kürzlich bei Feynsinn:

Es wird massenmedial derzeit so hart geschossen (Populismus, Verschwörungstheorie, Querfront, Fake News, Social Bots, Hate Speech etc.), da braucht es keine giftigen Seitenhiebe innerhalb der linken Bloggerszene. Seien sie Reformer, Revoluzzer oder meinetwegen Brokkoli-Jünger.

Woher kommt bloß diese merkwürdige Haltung mancher Linken, Kritik nur am offensichtlichen, nicht aber am inhaltlich ebenso klar erkennbaren Gegner aus dem "linken Lager" üben zu "dürfen"? Wieso soll Kritik dort überflüssig sein? Ist es denn so schwierig zu begreifen, dass es hier nicht um Frau gegen Mann, Alt gegen Jung, Veganer gegen Fleischesser oder Gottesfürchtige gegen Atheisten geht, sondern um das absolut existenzielle Thema Menschheit / Natur gegen den Kapitalismus und dessen winziges Grüppchen der elitären Nutznießer? Das ist tatsächlich eine Überlebensfrage, so pathetisch das auch klingen mag! Alle übrigen Nebenschauplatzthemen kann – oder gerne auch: muss – man in Angriff nehmen, wenn der Krankheitsherd endlich bereinigt ist. Vorher ist das allerdings so zielführend wie ein Pflaster beim Beinbruch oder Herzinfarkt.

Die Idee, die unmittelbar übernommen und zur populären Meinung reduziert wird, ist eine Gefahr. Erst wenn die Revolutionäre hinter Schloss und Riegel sitzen, hat die Reaktion Gelegenheit, an der Entstofflichung der Idee zu arbeiten.

(Karl Kraus [1874-1936]: "Pro Domo et Mundo", Aphorismen, 1912)

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"Tja – große Gewinne erfordern kleine Opfer!"

(Zeichnung von Karl Arnold [1883-1953], in "Simplicissimus", Heft 7 vom 12.05.1920)

Musik des Tages: The Planets




(Gustav Holst [1874-1934]: "The Planets", Suite für großes Orchester aus den Jahren 1914-16, Op. 32; National Youth Orchestra of Great Britain, CBSO Youth Chorus, Leitung: Edward Gardner, 2016)

  1. Mars, the Bringer of War
  2. Venus, the Bringer of Peace
  3. Mercury, the Winged Messenger
  4. Jupiter, the Bringer of Jollity
  5. Saturn, the Bringer of Old Age
  6. Uranus, the Magician
  7. Neptune, the Mystic
  8. Pluto, the Renewer

Anmerkung: Der letzte Satz dieser Suite stammt nicht von Holst, sondern wurde dem Werk im Rahmen einer Auftragsarbeit von dem englischen Komponisten Colin Matthews im Jahr 2000 hinzugefügt. 1914 war der Himmelskörper Pluto noch nicht entdeckt – heute gilt er allerdings nicht mehr als "Planet", sondern zählt zu einer ganzen Reihe weiterer "Zwergplaneten", die in den Tiefen der äußeren Bereiche des Sonnensystems ihre einsamen Bahnen ziehen. Aus meiner Sicht ist dieser Satz hier so sinnvoll wie eine Operation am gesunden Herzen, da der komplette Schluss des Werkes, der mit den leise verklingenden Stimmen des "Fernchores" in der "Unendlichkeit" geradezu perfekt ist, grundlos zerstört wird. Für sich genommen ist "Pluto" sicherlich ein gelungenes Stück Musik, das aber hier nichts verloren hat.

Anhand dieser programmatischen Musik der sich allmählich in der Atonalität auflösenden Spätromantik lässt sich nebenbei wunderbar nachvollziehen, wo so mancher Filmkomponist bzw. Plagiator der vergangenen Jahrzehnte die Ideen für plakative, meist stark simplifizierte Soundtracks gefunden hat.

Donnerstag, 16. März 2017

Star Trek: Erinnerungen an "Deep Space Nine"


Science Fiction entwirft keineswegs Zukunft, sondern Alternative; sie springt in die andere Wirklichkeit und meint nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart.

(aus: Dieter Wuckel: "Science Fiction. Eine illustrierte Literaturgeschichte", 1986)

Kürzlich habe ich mir – nach langer Zeit – mal wieder sämtliche Folgen der Star-Trek-Serie "Deep Space Nine" (DS9) angeschaut. Ich habe diesen Teil des Star-Trek-Universums lange gescheut und erst relativ spät damit angefangen, mich damit auseinanderzusetzen – umso erhellender war nun die erneute Sichtung.

Ich weiß, dass es sehr konträre Meinungen zu dieser Serie gibt. Auch ich gehöre zu denjenigen, die diesem dritten Ableger nach der Originalserie aus den 60er Jahren und der Neubelebung mit dem unvergesslichen Captain Picard aus den 80er und 90er Jahren ("The Next Generation") sehr skeptisch gegenüberstehen. Seinerzeit habe ich diese Serie "übersprungen", also nicht angeschaut, da ich sie nach den ersten Folgen schlichtweg schlecht und langweilig fand. Später habe ich das aber nachgeholt.

Aus heutiger Sicht muss ich mein damaliges Urteil relativieren. Die Serie ist nicht so übel, wie ich damals vermutet habe. Es gibt hier eine Menge zu entdecken, auch wenn die Charaktere trotz allem allzu platt und eindimensional wirken. Insbesondere bietet DS9 einige der besten, teilweise auch witzigsten Folgen zum Ferengi-Thema (also der Star-Trek-Allegorie zum Kapitalismus). Es ist eine wahre Lust, dem Ferengi Quark und seinen Spießgesellen immer wieder dabei zuzuschauen, wie sie auf der Suche nach immer neuen, völlig sinnlosen Profiten die wunderlichsten, lächerlichsten und auch gefährlichsten Dinge anstellen – in dieser Hinsicht "funktioniert" DS9 tadellos.


(Quark und sein geliebtes "goldgepresstes Latinum")

Überhaupt kommt der Humor hier nicht zu kurz. Es gibt haufenweise Szenen, die zum brüllenden Lachen oder auch leisen Schmunzeln anregen - und für Star-Trek-Kenner gibt es gleich reihenweise "Insider"-Witze, die ich hier nicht näher erklären mag. Erinnern möchte ich lediglich an die Folge mit den "Tribbles", die auf eine der lustigsten Episoden der Originalserie zurückgeht und hier nicht minder herzerfrischend ist.

Gleichwohl bleiben einige Kritikpunkte bestehen, die ich schon damals unausstehlich fand. Dazu gehören in erster Linie die allzu kriegerische Ausrichtung dieser Serie, die ich nach wie vor ekelhaft finde, sowie die völlig hanebüchene esoterische Komponente. Es "passt" nicht ins Star-Trek-Universum, dass sich die Sternenflotte verhält wie die US-Regierung, welche die infantile Fabel vom "von außen aufgezwungenen Krieg" erzählt. Das ist dusseliger Bullshit – hier artet das Szenario in dumpfe Propaganda aus, die gewiss mit der US-amerikanischen, imperialistischen Realität jener Zeit etwas zu tun hatte, gewiss aber nichts mit "Star Trek", wie Gene Roddenberry es gedacht hatte. All die Folgen, die sich mit dem "Krieg gegen das Dominion" sowie der "Taktik", wie diesem "Feind" zu begegnen sei, befassen, kann man also getrost auslassen oder sich gleich entsprechende Kriegsfilme aus Hollywood ansehen.

Dasselbe gilt für sämtliche Folgen, die sich mit dem unsäglichen Thema der Esoterik beschäftigen. Es ist auch aus heutiger Sicht geradezu eine Peinlichkeit, dass ausgerechnet ein Vertreter der "Föderation der Vereinten Planeten" als religiöser "Prophet" etabliert wird – es fehlt eigentlich nur noch, dass der Mann damit beginnt, Tarotkarten zu legen oder weinende Madonnenfiguren anzubeten. Die Folgen, die mit diesem unsäglichen Thema zu tun haben, sollte man unbedingt in den Faulfuß'schen Abort werfen und sich nicht ansehen: Sobald es um "Drehkörper" und ähnliche Spinnereien geht, ist es an der Zeit, schreiend davonzulaufen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die überaus offensichtliche Fixierung auf die amerikanische "Kultur". Ein amerikanischer, gar grausiger Schnulzensänger (vergleichbar mit einer Helene Fischer hierzulande) ist dort nicht nur eine Randfigur, sondern ein immer wiederkehrendes Element, das nicht nur unsäglich nervt, sondern grobe musikalische Schmerzen verursacht – während sämtliche Figuren der Serie, vom Menschen über Ferengi bis zum Klingonen (sic!) dem süßlichen, ohrtötenden Gesäusel wohlgesonnen lauschen. Der widerwärtige Zausel – Vic Fontaine – sieht aus wie eine schmierige Karikatur aus dem US-TV, ist aber offensichtlich nicht so angelegt, sondern durchaus ernst gemeint. Noch schlimmer hätten die Macher der Serie gar nicht ins verunreinigte Klo greifen können.

Als Resümee bleibt mir nur: Die eine Hälfte dieser Serie ist geniale, witzige, kritische, bedenkenswerte Star-Trek-Kost – die andere Hälfte kann man getrost in die Tonne kloppen. Es ist immerhin erfreulich, dass die Themen Krieg und Esoterik in der nachfolgenden, um Längen sehenswerteren Serie "Voyager" eine ganz andere Beurteilung erfahren haben – aber dazu schreibe ich vielleicht ein anderes Mal etwas mehr.


Dienstag, 14. März 2017

Zitat des Tages: Der Kriegsgott


Heiter rieselt ein Wasser,
Abendlich blutet das Feld,
Aber aufreckend das wildbewachsene Tierhaupt,
Den Menschen feind,
Zerschmettere ich, Ares,
Zerkrachend schwaches Kinn und Nase,
Kirchtürme abdrehend vor Wut,
Euere Erde.

Lasset ab, den Gott zu rufen, der nicht hört.

Nicht hintersinnet ihr dies:
Ein kleiner Unterteufel herrscht auf der Erde,
Ihm dienen Unvernunft und Tollwut.
Menschenhäute spannte ich an Stangen um die Städte.

Der ich der alten Burgen wanke Tore
Auf meine Dämonsschultern lud,
Ich schütte aus die dürre Kriegszeit,
Steck Europa in den Kriegssack,
Rot umblüht euer Blut
Meinen Schlächterarm,
Wie freut mich der Anblick!

Der Feind flammt auf
In regenbittrer Nacht,
Geschosse zerhacken euere Frauen,
Auf den Boden
Verstreut sind die Hoden
Euerer Söhne,
Wie die Körner von Gurken,
Unabwendbar eueren Kinderhänden,
Rührt euere Massen der Tod.

Blut gebt ihr für Kot,
Reichtum für Not,
Schon speien die Wölfe
Nach meinen Festen,
Euer Aas muss sie übermästen.

Bleibt noch ein Rest
Nach Ruhr und Pest?
Aufheult in mir die Lust,
Euch gänzlich zu beenden.

(Albert Ehrenstein [1886-1950], in: "Der Mensch schreit. Gedichte", Kurt Wolff 1916)


Montag, 13. März 2017

Abwärts


Die korrupte Kapitalistenbande liebt die Totalüberwachung aller BürgerInnen heiß und inniglich. Diese schnöde Feststellung ist wahrlich nicht neu, wird aber in regelmäßigen Abständen immer wieder neu bestätigt und gleichsam in Granit gemeißelt. Heute gibt's dazu gleich drei klar verfassungsfeindliche Beispiele, über die ich in den vergangenen Tagen gestolpert bin:

  1. Laut einer Pressemitteilung von Wikileaks soll Frankfurt am Main ein Ausgangspunkt der Überwachungen gewesen (sic!) sein. (...) / Zum Hacking-Arsenal der CIA gehören laut Wikileaks Malware, Viren und Trojaner. Demnach können etwa iPhones, Android-Geräte oder Windows-Rechner ausspioniert werden. Meist braucht es für die Infektion mit der entsprechenden Malware aber einen physischen Zugang zum jeweiligen Gerät. Zudem hat die CIA den Dokumenten zufolge versucht, über eine spezielle Software Samsung-Fernsehgeräte des Modells F8000 mit eingebauter Kamera und Mikrofon in eine Wanze zu verwandeln. Das Gerät soll den Anschein erwecken, ausgeschaltet zu sein, stattdessen aber Gespräche aufzeichnen und diese an einen CIA-Server senden. (Zeit Online vom 7. März 2017)

  2. Von der Öffentlichkeit bislang unbemerkt soll der vollautomatische Zugriff auf die Passbilder der Bürger für alle Geheimdienste des Landes durchgesetzt werden. Mit einem Gesetz, das heute in erster Lesung im Bundestag behandelt wird, könnte durch die Hintertür eine zentrale biometrische Datenbank aller Bürger entstehen. (netzpolitik.org vom 9. März 2017)

  3. Der Bundestag hat der verstärkten Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen zugestimmt. (...) Die neuen Regeln erleichtern vor allem privaten Betreibern das Installieren von Kameras, etwa in Einkaufszentren, vor Fußballstadien und auf Parkplätzen. (...) / Auch wurde die Einführung von Bodycams für Polizisten beschlossen, die Kameras direkt am Körper tragen können. Die Bundespolizei darf zudem automatische Lesesysteme für Autokennzeichen einsetzen, um die Fahndung nach Fahrzeugen zu erleichtern. (Zeit Online vom 10. März 2017)

Ist es nicht rührend, wie selbstlos diese Verbrecherbande darum bemüht ist, den "Schutz und die Sicherheit" aller BürgerInnen zu stärken bzw. jene Stärkung böswillig vorzutäuschen, indem sie eifrig an der Vollendung des Panopticons bastelt? Wenn ich nicht sehr genau wüsste, dass das Wohl der BürgerInnen hier gewiss nicht zur Debatte steht, wäre ich glatt bereit, von einer "Helikopter-Regierung" zu sprechen – der hirnbefreite Propagandabegriff "Mutti" unterstreicht dieses infantile, geradezu debile Bild ("Ich liebe doch alle Menschen!" – E. Mielke; oder war's doch die olle Merkel oder der Bürsten-Cyborg de Maizière?) ja sehr deutlich, während der Ausdruck "hab- und machtgierige, menschenfeindliche Mafia" den Kern doch wesentlich genauer trifft.

In diesen gruseligen Zeiten ist es sehr beruhigend, dass ich nicht über eine magische Glaskugel verfüge, mit deren Hilfe ich zehn oder zwanzig Jahre in die Zukunft blicken kann – denn ich möchte heute wirklich nicht wissen, welche braune Katastrophengülle dort auf die Menschheit wartet. Ich habe – leider – ohnehin eine viel zu blühende Fantasie.

Die anhaltende Überwachung der BürgerInnen der halben Welt durch US-Mafiadienste – inzwischen gibt die CIA wohl eine recht gute Kopie der NSA ab – ist inzwischen kein "Skandal" mehr und wird daher auch in den Systemmedien nicht mehr als solcher behandelt. Schließlich geschieht das zu "unser aller Sicherheit" und darf, wenn's nach den Knallchargen in der Politik und den Medien geht, auch gerne von Deutschland aus erfolgen. Ebenso dienen verstärkte Videoüberwachung, kameragespickte Bullen und automatische Kennzeichenlesesysteme selbstverständlich nur der "Terrorbekämpfung", womit allerdings nicht der Kapitalismus gemeint ist. In elitären Kreisen wird schließlich nur der Pöbel videoüberwacht, nicht aber der "Adel", der mit Polizisten in der Regel ebensowenig zu tun hat wie mit erfassbaren Autokennzeichen, wenn's um schmutzige Geschäfte geht. Und eine große biometrische Datenbank aller BürgerInnen, auf die sämtliche "Geheimdienste" Zugriff haben, ist die schlichte Vollendung des feuchten Traums aller Menschenfeinde, Kapitalisten und Faschisten dieser verkommenen Welt, die selbst eine Dystopie wie Orwells "1984" wie einen bunten, lustigen Kindergarten erscheinen lässt.

Es geht in Siebenmeilenstiefeln abwärts. Die Luft wird giftig. Und kaum jemand bemerkt es.

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"Wenn wir uns auch im Kreise bewegen, meine Herren, aber langsam geht es doch abwärts."

(Zeichnung von Helmuth Huth [1924-19??], in: "Der Simpl", Nr. 6 vom März 1948)