Montag, 16. Mai 2011

Zitat des Tages: Licht und Gelichter

Wo ist hier deine Bleibe,
du ledernes Gespenst?
Die Sonne ist eine Scheibe,
die in der Gosse glänzt.

Zwischen Verrecken und Fronde -
eine einzige Angstpartie!
Bewahr dich vor dem Monde!
Er wird eine Strafkolonie.

Man springt nicht gern vom Wagen,
wenn der Zug schon fährt.
Kann sich der Metzger beklagen,
dass die Ratte bei ihm verkehrt?

Geh, stiehl dir einen Stutzen
und verschwinde im Tann!
Schließ dich in den Abruzzen
einer Räuberbande an!

Und bist du Boss geworden,
dann wirst du abgesägt.
Auch der höchste Banditenorden
beschlägt.

Die Lampe in den Bergen
leuchtet so traulich bei Nacht.
Und von den sieben Zwergen
wird einer umgebracht.

(Fritz Grasshoff [1913-1997]: Halunkenpostille. Hamburg 1947)

Die Medien im Dienst der neoliberalen Bande

Auf die Unterstützung der Medien können sich die Interventionsstrategen [der NATO] mittlerweile fast blind verlassen. Allen voran auf die des ZDF

Mittlerweile ist aus der so genannten humanitären Intervention in Libyen ein hässlicher Krieg geworden. Stillschweigend hat sich das Ziel der UN-Resolution, die Zivilbevölkerung zu schützen, in die erklärte Absicht der NATO verwandelt, das Gaddafi-Regime zu beseitigen. Wer hätte das gedacht? Eigentlich jeder, der halbwegs bei Sinnen ist und sich mit den Interventionsstrategien des Westens ein wenig auskennt. Und die Interventionsstrategen können sich mittlerweile auf eine Kraft schier blind verlassen: die Medien. (...)

Punkt für Punkt machen sich Journalisten dumpfste NATO-Propaganda zu eigen. Folglich stehen Verhandlungen überhaupt nicht mehr zur Debatte.

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Anmerkung: Es ist erfreulich, solche Wahrheiten auch einmal im Freitag lesen zu können - bis in die Propagandamedien wird sich das aber natürlich nicht herumsprechen. Gerade die öffentlich-rechtlichen Sender genießen ja einen fast unerschöpflichen Vertrauensvorschuss - vollkommen zu unrecht, wie man immer wieder bemerken muss. Es ist zwar unbestritten, dass in den öffentlich-rechtlichen Sendern noch die letzten Fragmente eines einstmals recht kritischen Journalismus aktiv sind, aber das kann und darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den Hauptnachrichtensendungen pure Propaganda gesendet wird, die größtenteils nichts mit sachlicher Information zu tun hat. Der Rest des Programms zu "normalen" Tageszeiten besteht aus austauschbarem Unterhaltungs- und Ruhigstellungsmüll, der ebenfalls vollgestopft ist mit neoliberaler Propaganda - und natürlich mit der unvermeidlichen Werbung, die den Menschen immer wieder suggeriert, dass Perversionen vollkommen "normal" seien.

Zu Libyen möchte ich noch anmerken: Wer auch nur eine Sekunde daran geglaubt hat, bei diesem Kriegseinsatz ginge es um irgendwelche "humanitären Ziele", der muss auch an den Weihnachtsmann glauben. Krieg und Humanismus schließen sich gegenseitig aus - ganz egal, was die Propaganda-Maschine auch an Worthülsen blubbern mag. Das hochalberne Märchen, dass irgendwelche NATO-Soldaten in fernen oder auch nicht so fernen Regionen für die Freiheit der Menschen dort und die Demokratie andere Menschen ermorden, sollte auch dem Dümmsten unter uns nicht mehr plausibel erscheinen. - Deutschen Soldaten ist so etwas ja ohnehin grundgesetzlich verboten, auch wenn sich die neoliberale Bande daran nicht hält.

Da man annehmen darf, dass beim ZDF und bei anderen Medien nicht unbedingt nur die Dümmsten des Landes arbeiten (im Gegensatz zu BLÖD-"Zeitung" & Co.), steckt hinter der Propaganda offensichtlich etwas ganz anderes als Dummheit. Da mag einjeder selber seine Schlüsse ziehen.

Wahlmanipulationen in Deutschland?

Das Thema war in Deutschland bisher tabu. Doch nun sind zwei Politikwissenschaftler auf eindeutige Hinweise gestoßen, die auf systematische Unregelmäßigkeiten oder möglicherweise auf Manipulationen bei der Auszählung der Stimmzettel von Bundestagswahlen hindeuten. (...)

Vor allem zwei bedenkliche Muster sind den Wissenschaftlern aufgefallen. Ausgerechnet bei der Wahl 2002, bei der die PDS um den Wiedereinzug in den Bundestag bangte, häuften sich im Osten die Verletzungen des Bendfordschen Gesetzes für die SED-Nachfolgepartei. Wollten da die Wahlhelfer in die eine oder andere Richtung nachhelfen? Zudem traten Unregelmäßigkeiten gehäuft in drei Ländern auf und jeweils war die dominierende Partei davon betroffen: in Bayern die CSU, in Baden-Württemberg die CDU und in Nordrhein-Westfalen die SPD.

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Anmerkung: Dieser ungewöhnliche Artikel aus dem Cicero reißt ein mögliches Problem, unter dem nicht nur Deutschland leiden könnte, nur sehr oberflächlich an - es bleibt daher zu hoffen, dass einige der wenigen verbliebenen kritischen Journalisten dieses Landes diesen Indizien weiter nachgehen werden.

Unter dem Artikel finden Sie auch diesen Link, unter dem Sie die Untersuchung der beiden Politikwissenschaftler Goerres und Breunig nachlesen können. - Ich nehme einmal mehr zur Kenntnis, dass die Systemmedien dieser Meldung von Anfang Mai meines Wissens bislang keinerlei Beachtung geschenkt haben.

Unter uns Gebetsschwestern: Mich würde es nicht im Geringsten verwundern, wenn massive Manipulationen bei Wahlen in Deutschland (und anderswo) seit geraumer Zeit gezielt stattfinden. Selbstverständlich wäre ich aber heilfroh, wenn das Gegenteil glaubhaft bewiesen werden könnte. Diesen Beweis wird die neoliberale Bande aber vermutlich nicht antreten ... und ich erspare allen die Frage nach dem Warum.

Sonntag, 15. Mai 2011

"Vorbild" USA: Konzerne kontrollieren sich selbst

(...) Demnach soll es Konzernen wie Monsanto in Zukunft selbst überlassen werden, die Auswirkungen gentechnisch veränderter Saaten auf die Umwelt festzustellen und zu bewerten. Alternativ könne die Durchführung der Umweltverträglichkeitsprüfungen auch von den Konzernen an Dritte ausgelagert werden, wie US-Medien berichteten.

Das Ministerium begründet den Plan laut [dem] US-Wirtschaftsmagazin Fast Company damit, das neue Prozedere sei "schneller, effizienter und kostengünstiger". Darüber hinaus behält es sich weiterhin das letzte Wort bei der Entscheidung über die Sicherheit von Produkten vor.

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Anmerkung: Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, welche tollen, neuen Regelungen den Verrückten in der US-Regierung immer wieder einfallen. Es beruhigt uns alle natürlich maßlos, wenn Konzerne wie (ausgerechnet) Monsanto sich zukünftig "selber kontrollieren" können - schließlich haben diese Konzerne ja nur das Gemeinwohl im Sinn und nicht etwa schnöde Profit- und Machtinteressen. Das haben sie ja in der Vergangenheit reichlich bewiesen.

Anders gesagt: Man kann nicht so viel Nahrung zu sich nehmen, wie man wieder auskotzen möchte. Noch offensichtlicher kann es doch gar nicht mehr werden, dass dieser neoliberale Irrsinn schnurstracks in die Katastrophe führt - aber die Schlipsträger werden nicht müde, einen hirnverbrannten Schritt nach dem anderen zu tun, und niemand stoppt sie. In den USA sollen Konzerne nicht mehr kontrolliert werden, in Deutschland fordert ein dementer Greis namens Brüderle "mehr Eigenverantwortung" in der "zu privatisierenden" Pflegeversicherung ... zwei Mosaiksteine in einem irren Spiel, das trotz Finanzkrise und global drohendem Kollaps immer weitergeführt wird.

Schaffen wir den Staat doch einfach gänzlich ab. Die Konzerne werden schon gut für uns sorgen - wenn wir denn "Eigenverantwortung" zeigen. Ansonsten ... tja, dann haben wir eben Pech gehabt. Shit happens, sagt man doch so schön.

"Eigenverantwortung" im neoliberalen Sinn endet aber dort, wo Menschen Konzernprodukte nicht mehr annehmen wollen, weil sie sich davon bedroht fühlen - eine solche "Eigenverantwortung" wird natürlich nicht gewünscht. Wenn es also Menschen gibt, die genveränderte Nahrungsmittel nicht mehr kaufen wollen, dann muss der Staat wieder reaktiviert werden, um Gesetze zu erlassen, die die Menschen dazu zwingen, das zu essen, was Monsanto und Co. anbieten. Bruder Brüderle und seine Kumpane werden schon dafür sorgen.

Ich schlage als Gegenkonzept einfach mal vor: Wir Bürger kontrollieren uns in Zukunft auch einfach selbst. Wir brauchen keine Polizei - wir machen das einfach selbst, in einem Pilotprojekt, das auf zwei Jahre begrenzt ist. - Wie ... das finden Sie absurd? Sie glauben, in einem solchen Fall gäbe es doch den einen oder anderen, der kriminelle Taten ausüben würde, weil er ja kaum Verfolgung fürchten müsste? - Und in Bezug auf Konzerne, die ausschließlich an Profit und Macht interessiert sind, ist das etwas ganz anderes?

Selten war der Irrsinn des Neoliberalismus so offensichtlich wie in diesem Beispiel.

Lesetipp: Reif - für den Faschismus

Die Zeit war reif. Das wusste niemand besser als ER. ER hatte es immer wieder getestet. Wie ein Koch, der mit seinem scharfen Messer in die im Wasser brodelnden Kartoffeln sticht, um zu prüfen, ob sie gar sind, hatte ER mit seiner schneidenden Stimme und seinen messerscharfen Thesen immer wieder in die Gesellschaft hineingestochen. Und jedes Mal war der Widerstand geringer geworden. ER hatte lange schon erkannt, dass "die Volksseele kochte", wie ER es nannte. Die anderen hatten bis zum Schluss den Deckel drauf gehalten; die Hitze herausgenommen hatten sie nicht.

(Weiterlesen - pdf)

Anmerkung: Eine ziemlich gruselige und sehr treffende Kurzgeschichte von Thorsten Hild, die nur einen sehr kleinen Schritt in die Zukunft wagt und uns vor Augen hält, welche gravierenden Folgen der gegenwärtige Kurs in sehr absehbarer Zeit haben könnte.

Eine solche Geschichte müsste eine weite Verbreitung an unseren Schulen finden. Denn auch dann, wenn man den zugrunde liegenden Pessimismus nicht teilt, wäre eine kritische Auseinandersetzung mit dem Text für nahezu jeden Menschen fruchtbar. Bitte unbedingt lesen!

Neoliberale Überwachungsfantasien, Folge 947: Wie Vodafone Geschäftskunden wirbt

Steuern Sie Ihre mobilen Mitarbeiter oder Fahrzeugflotte mit der Ortungsplattform Vodafone Locate im Vodafone-Netz (...)

Fragen wie "Wo ist meine Fahrzeugsendung?" oder "Wann trifft der Monteur beim Kunden ein?" gehören jetzt der Vergangenheit an. Mit der Ortungsplattform Vodafone Locate sehen Sie auf einen Blick, wo sich Ihre Mitarbeiter oder Fahrzeuge gerade aufhalten oder beim Kundentermin eintreffen.

(Weiterlesen und gruseln)

Anmerkung: Es war nur eine Frage der Zeit, bis mit der Möglichkeit der totalen Überwachung der Mitarbeiter Werbung bei Unternehmen gemacht wird. Man wähnt sich in schlimmsten dystopischen Horrorszenarien, wenn man das liest und die Folgen überdenkt. Falls Sie noch einen Job haben: Ist es nicht ein tolles Gefühl zu wissen, dass Ihr Chef jederzeit darüber informiert ist, wo Sie sich gerade aufhalten?

Letztlich betrifft das aber fast alle Menschen - wir dürfen nämlich sicher sein, dass Geheimdienste und auch die Polizei die Ortungsfunktion von Handys nur allzu gerne nutzen. Die Mobilfunkanbieter sind in dieser Hinsicht willfährige Helfer, wie man an diesem Beispiel sieht.

Sie sollten Ihr Handy also lieber zuhause lassen, wenn Sie sich mal mit einem Muslim oder (noch schlimmer) einem "Linken" treffen oder wenn Sie zu einem Baumarkt fahren, in dem man Chemikalien kaufen kann ... sonst stehen die Schlapphüte bald vor Ihrer Haustür oder Sie wachen gleich in Guantanamo auf.

Nur am Rande sei bemerkt, dass der letzte Satz des oben genannten Zitats sprachlicher Unsinn und schlicht falsch ist. Aber was will man von einem solchen Unternehmen oder einer Agentur, die für solch ein Unternehmen arbeitet, schon an sprachlichen Qualitäten erwarten? Ob nun Grundgesetz oder Grammatik - beides fängt mit "Gr" an, behindert den Profit und ist aus deren Sicht daher irrelevant.