Samstag, 20. Oktober 2012

Wohnungsinserat: Preisgünstig wohnen in Wanne-Eickel


Auf Wunsch eines Bloglesers, der eine kleine, momentan leerstehende Wohnung im Herzen des Ruhrgebietes in Herne (Wanne-Eickel) besitzt und diese zu einem, wie ich finde, sehr fairen Preis vermieten möchte, veröffentliche ich hier das folgende Wohnungsinserat. Wer Interesse an der Wohnung hat, kann sich gerne bei mir unter editor@gmx.li melden.

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Zu vermieten ist eine 41 m² große Single-Wohnung (zwei Zimmer, Diele, Bad) in Wanne-Eickel. Sie liegt im 1. Obergeschoss des unten abgebildeten, sanierten Hauses und ist sofort bezugsbereit. Ein Supermarkt, ein Kiosk und eine Bushaltestelle befinden sich in unmittelbarer Umgebung; die Innenstadt von Wanne ist auch fußläufig erreichbar.


Hausansicht


Treppenhaus

Der Grundriss sieht folgendermaßen aus (grün eingefärbt):



Die Warmmiete (also Miete inkl. Nebenkosten) beträgt 239,-- Euro. Ein separater Kellerraum sowie eine gemeinsame Waschküche gehören mit zur Wohnung.

Menschen in akuten Notlagen werden bevorzugt behandelt.

Schöne neue Arbeitswelt in England


Das große neoliberale Projekt der britischen Konservativen ist, im Zuge der Krisenbewältigung den Staat möglichst einzuschrumpfen und möglichst viele seiner Aufgaben zu privatisieren. Dabei entstehen viele Ideen, wie die propagierte "Große Gesellschaft" und der "Kleine Staat" aussehen könnten. Schatzkanzler oder Finanzminister George Osborne hat jetzt eine neue Idee vorgestellt, wie man die Arbeit von lästigen Regulierungen befreien und ganz flexibilisieren könnte.

Osborne will, wie er auf einer Konferenz der Konservativen am Montag erklärte, Unternehmen die Möglichkeit schaffen, den Angestellten viele Rechte zu nehmen, wenn sie ihrerseits den Arbeitnehmern Anteile ausgeben. Um dies den Unternehmern schmackhaft zu machen, will der Finanzminister, der in den nächsten Jahren weitere 10 Milliarden Pfund bei Sozialprogrammen einsparen will, 100 Millionen Pfund aufwenden, so dass die Unternehmensanteile in der Höhe zwischen 2000 und 50.000 Pfund, die den Angestellten offeriert werden, von den Steuern befreit sind.

Und Osborne entblödet sich nicht zu sagen: "Erhaltet Anteile und werdet zu Besitzern der Unternehmen, für die ihr arbeitet. Eigentümer, Angestellte und Steuerbeamte sind daran beteiligt. Arbeiter der Welt, vereinigt euch!"

(Weiterlesen)

Anmerkung: Es ist bemerkenswert, dass die neoliberale Bande trotz der katastrophalen Entwicklungen auf der ganzen Welt an ihrem Zerstörungskurs völlig unbeirrt festhält und dabei auf die irrwitzigsten Ideen kommt. Dieser Vorstoß aus England ist nun ganz besonders perfide, weil er manch einen Menschen, der in finanzielle Not geraten ist, tatsächlich dazu verleiten könnte, seine in Jahrzehnten mühsam erkämpften, unendlich wertvolleren Arbeitnehmerrechte an das Unternehmen zu verkaufen.

Wie pervers muss man eigentlich sein, um auf solche Gedanken zu kommen und sie dann auch noch allen Ernstes in die bereits zerfallende Welt zu posaunen? Die Aufstände in England waren offensichtlich noch längst nicht ausreichend - diese unverbesserliche Bande verlangt eine deutlich höhere Dosis, will mir scheinen. Und dieses infantile Gefasel von einer "großen Gesellschaft" und einem "kleinen Staat" nimmt denen doch hoffentlich sowieso niemand mehr ab. Hier geht es schlicht um die Verarmung und unkontrollierte Ausbeutung der großen Gesellschaftsmassen zugunsten einer sehr kleinen "Elite" - wie überall im neoliberalen Projekt der erneuten "Neuordnung" der Welt, das eigentlich eine Rückkehr in frühkapitalistische Zeiten darstellt, wie immer am Ende des kapitalistischen Zyklus'.

Dass diese sauberen Herren nun schon sozialistische Phrasen missbrauchen und instrumentalisieren, um ihren perfiden Gedankenmüll unter die Leute zu bringen, deutet auf eine weitere faschistoide Stufe der Eskalation hin. Nein, die Gier der Superreichen ist noch lange nicht gestillt - sie ist nie gestillt in diesem System. Auch diesmal werden sie das erbärmliche Spiel so lange vorantreiben, bis der regelmäßige "große Knall" kommt. Das war bisher unzählige Male in der Geschichte so, das wird - im Rahmen dieses Systems - unvermeidlich auch wieder so sein.

Wer sich mit den Ursachen für diesen anhaltenden Wahnsinn etwas näher auseinandersetzen will, sollte sich diese kleine Informationsveranstaltung zum Thema "Geld und Wachstum" ansehen - danach wird vieles verständlicher, was ansonsten fast unerklärlich scheint. Es diskutieren: Prof. M. Kennedy, Dirk Müller, Prof. H. Peukert, Prof. H. Spehl. Eine spannende Informationsveranstaltung, die die wichtigsten Fakten und grundlegendsten Infos bezüglich unseres Geld- und Wirtschaftssystems kompakt und auch für Laien verständlich zusammenfasst (vielen Dank an M. für den Tipp).





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Aufkäufe


"Thyssen fragt an, zu welchen Bedingungen er das Gottesgnadentum haben kann."

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 12 vom 16.06.1920)

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Zitat des Tages: Nach dem Gewitter


Der Blitz hat mich getroffen.
Mein stählerner, linker Manschettenknopf
ist weggeschmolzen, und in meinem Kopf
Summt es, als wäre ich besoffen.

Der Doktor Berninger äußerte sich
Darüber sehr ungezogen:
Das mit dem Summen wär' typisch für mich,
Das mit dem Blitz wär' erlogen.

(Joachim Ringelnatz alias Hans Gustav Bötticher [1883-1934], in "Simplicissimus", Heft 25 vom 19.09.1927)

Lachnummer des Tages: Kompetenzzentrum fehlt offenbar die Kompetenz


Seit durch den Chaos Computer Club im vergangenen Jahr eklatante Sicherheitsmängel bei der Staatstrojaner-Software aufgedeckt worden sind, suchen Innenminister von Bund und Ländern nach einem Ausweg aus dem Datendilemma. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich kündigte im Oktober 2011 an, sein Ministerium werde ein eigenes Kompetenzzentrum zur Entwicklung von Überwachungs-Software einrichten. (...)

Der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl, musste gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung einräumen, die Entwicklung von Software durch das BKA werde "voraussichtlich noch Monate dauern, vielleicht sogar Jahre. Vielleicht werden wir eines Tages sogar kleinlaut zugeben müssen, dass wir es gar nicht können." (...)

Der Datenschutzexperte der Linksfraktion, Jan Korte, sagte tagesschau.de, dass es dem Kompetenzzentrum offenbar an der Kompetenz mangele, Programme zu entwickeln. "Innenminister Friedrich hat die Eigenentwicklung ja als Lösung für die verfassungsrechtlichen Probleme präsentiert. Dass nun doch wieder private Dienstleister mit ins Boot geholt werden, ist nicht nur peinlich, sondern bedarf auch einer politischen Erklärung", sagte Korte.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Wir erinnern uns: Hans-Peter Uhl, das ist das sympathische Unions-Genie, das vor einem Jahr im Bundestag unter anderem verkündet hat, dass "unser Land von Sicherheitsbeamten geleitet" werde und "nicht von Chaoten". Solche kompetente "Sicherheitsbeamte" und Softwarespezialisten arbeiten nun offenbar auch im neuen staatlichen "Kompetenzzentrum". Experten und Genies, wohin man schaut in diesem Regime.

Viel skandalöser als der Umstand, dass das "Kompetenzzentrum" natürlich inkompetent ist, ist aber die Tatsache, dass diese impertinente Bande auch weiterhin und offenbar in zunehmendem Maße Schad- und Schnüffelsoftware gegen die Bevölkerung in Deutschland einsetzen will und dies mit der Hilfe "privater Dienstleister" auch längst tut. Ich frage mich nach wie vor, wie diese einer Diktatur würdige Vorgehensweise mit dem Grundgesetz vereinbar sein soll - völlig unabhängig von der Frage, ob es sich um selbst entwickelte oder um eingekaufte Schadsoftware handelt. Das ist ein andauernder Frontalangriff auf elementare Bürgerrechte, der nicht tolerierbar ist.

Es versteht sich von selbst, dass darüber im Artikel von tagesschau.de kein Wort verloren wird.


(Bild: Frank Kopperschlaeger)

Kuriose Werbung: Der "Nasenformer"


Diese entzückende Reklame fand ich im Heft Nr. 1 des "Simplicissimus" vom 01.04.1920 - allerdings handelt es sich dabei mitnichten um einen Aprilscherz (eine Beleganzeige findet sich beispielsweise in der Wochenschrift "Jugend", Heft 2 vom 07.01.1920, Seite 40).



Ob die werbende Firma das Jahr 1920 überdauert hat, ist nicht überliefert. Gesichert ist aber wieder einmal die schnöde Erkenntnis, dass im Kapitalismus im wahrsten Sinne versucht wird, "aus Scheiße Geld zu machen".

Dienstag, 16. Oktober 2012

Song des Tages: Deep




Feel my heart burning
Deep inside ... yearning
I know it is coming

A fettered heart, waking
A tainted youth, fading
Leave it all behind
Delirious again
Mesmerise my senses
Souls entwine one more time

All our times will come
Searching oblivion
Leaving nothing but the memories of
All the things you give
They're all you'll leave behind
Within their mind

Open laughter held in distant days
Eternal stars have changed
I know that it can't be the same
There's no lament for you tonight

Feel my heart burning
Deep inside ... yearning
I know it is coming

All our times will come
Searching oblivion
Leaving nothing but the memories of
All the things you give
They're all you'll leave behind
Within their mind

And time recedes every day
You can search your soul but you won't see
As we pass ever on and away
Towards some blank infinity

(Anathema: "Deep", aus dem Album "Judgement", 1999)


Buchempfehlung: Der genetische Krieg


Klappentext: Die Hungerwaffe im Kampf um die Weltmacht / Christian Corall, Entwicklungshelfer in Nepal, wird gekidnappt und bald wieder freigelassen. Doch den Freunden und Angehörigen präsentiert sich bei seiner Rückkehr ein veränderter Mensch: Dem jungen Mann schärfte sich während seiner Gefangenschaft der Blick für die sozialen Ungerechtigkeiten; er entlarvte die Phrase von der "Grünen Revolution", jener trügerischen Hilfsmaßnahmen reicher Industrieländer für die sogenannte Dritte Welt.

Überraschend für alle tritt Corall bei McGill, dem mächtigsten Getreidemulti der USA, eine Praktikantenstelle an - und sieht seine Befürchtungen bestätigt: Maßgeschneiderte Getreidesorten, ertragreich, aber nicht zur weiteren Aussaat geeignet, machen die Hungernationen abhängig von alljährlichen Saatgut-Lieferungen und zwingen sie zu Wohlverhalten.


Christof Schade studierte in Berlin und München Volkswirtschaft. Er arbeitete dann als Rundfunkreporter in Berlin. Ab 1968 war er Redakteur für das ZDF in München, zahlreiche Reisen. Er ist ein pessimistischer Zukunftsbetrachter, voller Hoffnung, dass er unrecht hat.

(Christof Schade [geb. 1937]: "Der genetische Krieg". Roman, 1985)


Anmerkung: Weite Teile dieses bedrückenden Buches, 1985 noch als "Science Fiction" deklariert, sind heute bereits bittere Realität. Die Machenschaften von Konzernen wie beispielsweise Monsanto gehen über das im Roman Beschriebene sogar weit hinaus: Man hat sich gentechnisch manipulierte Pflanzen, die sich auf natürlichem Weg auch über den eingesetzten Rahmen hinaus unweigerlich verbreiten, "patentieren" lassen und zockt auf diese Weise auch jene Bauern ab, die sich bislang noch weigern, das gentechnisch veränderte Konzern-Saatgut einzukaufen.

Selbstverständlich existieren bis heute keine seriösen Langzeitstudien bezüglich der Auswirkungen solcher genetischer Manipulationen auf Menschen, Tiere und Pflanzen. An ihren Machenschaften und der stetigen Weiterverbreitung ihrer "Produkte" werden die Konzerne beharrlich und voraussichtlich auch weiterhin jedoch nicht gehindert.

Nähere Informationen erfahrt Ihr beispielsweise durch die erschreckende Arte-Dokumentation "Monsanto - Mit Gift und Genen":



Der genetische Krieg ist keine Science Fiction mehr - er ist in vollem Gange, und die profitgierigen Konzerne sind dabei, ihn zu gewinnen.