Freitag, 27. Dezember 2013

Zur Schau gestellte Korruption, Beispiel BMW


In den 70ern sprachen viele Linke spöttisch vom Baader-Meinhof-Wagen. BMW ist für sie das Großkapital, also der Feind. Der frühere grüne Außenminister Joschka Fischer nimmt das heute nicht mehr so genau. Das beweist ein ungewöhnlicher Werbe-Clip.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Dieser irrwitzige n-tv-Text, der absatzweise selbst zum perfiden Hochglanzwerbetext für den BMW-Konzern mutiert, ist ebenso lächerlich wie die zitierten "kritischen" Reaktionen einiger Grüner, deren Partei in Hessen gerade zur räudigen CDU ins verkeimte Bett gestiegen ist und auch ansonsten nirgends durch kritische, alternative, gar "linke" Ansätze auffällt. Fischer tut genau dasselbe, was so viele seiner ehemaligen KollegInnen der SPD und der Grünen auch getan haben und weiterhin fleißig tun: Er kriecht der "Elite" in den schmierigen Enddarm, um Geld zu scheffeln. Schröder, Riester, Clement, Schlauch und so viele andere tun seit geraumer Zeit exakt dasselbe, werden dafür aber nicht medial an den (Schein-)Pranger gestellt.

Das schmälert zwar die Niedertracht und Habgier Fischers nicht, wirft aber einmal mehr ein bezeichnendes Licht auf die Propagandamedien. Schröders korruptes Verhalten ist keinen Medienbericht wert - Fischer kann dasselbe allerdings immer noch nicht tun, ohne dass zumindest mediale Scheinkritik geübt wird. Über die CDU und natürlich die FDP muss ich in diesem Zusammenhang gar nicht weiter nachdenken - da ist es für diese Medien (und wohl auch für die Mehrheit der Bevölkerung) ohnehin sonnenklar, dass es sich mehrheitlich um korruptes, käufliches Gesindel handelt, das sich nach dem Ende der "politischen Karriere" die wohlverdiente Bezahlung bei der "Elite" abholt.

Es ist ein essenzieller Bestandteil des stets erzählten Medienmärchens von der Demokratie, gebetsmühlenartig ohne Unterlass zu wiederholen, dass SPD und Grüne "Linke" seien. Die Propagandisten bzw. abhängigen Lohnschreiberlinge in den Redaktionen werden diesen grotesken Stumpfsinn sicher auch dann noch verbreiten, wenn die rot-grün-gelbe Regierung im Jahre 2024 die ersten "Wohn- und Umerziehungscamps" für Arbeitslose und andere sozialschmarotzende Volksfeinde von irgendwelchen Konzernen planen und erbauen lässt. Mit anderen Worten: Damit die Demokratiesimulation auch weiterhin reibungslos funktioniert, bleiben SPD und Grüne im medialen Märchen "Linke" bis in alle Ewigkeit - ganz egal, wessen Interessen diese Parteien klar erkennbar und unmissverständlich tatsächlich vertreten. Deswegen muss über Fischers Engagement für BMW heute scheinkritisch berichtet werden - und diesen Anlass nutzt man redaktionsseitig dann gleich effizient aus, um das holde BMW-Produkt mit salbungsvollen Sätzen wie den folgenden in den höchsten Tönen zu bewerben: "BMW ist der einzige deutsche Hersteller, der ein völlig eigenständiges Elektroauto auf den Markt bringt. Sechs Jahre Arbeit haben die Münchner in dieses Projekt gesteckt und geschätzte drei Milliarden Euro für ihre 'elektrische Revolution' investiert." - Potzblitz, was wären wir nur ohne die mutigen Revolutionäre von BMW!

Und so wird auch Fischer gleich wieder von aller Schuld reingewaschen, ohne dass der Text das explizit benennen muss - schließlich bewirbt er ja etwas "Gutes". Dass hinter BMW mit den Quandts eine der reichsten Familien Deutschlands steht, die schon zur Terrorzeit der Nazis mit Zwangsarbeit und Faschismus den Grundstock für ihr heutiges groteskes Supervermögen gelegt hat, kommt in diesem Narrativ nie vor.



Ob nun Quandt, Fischer, Schröder, Merkel oder Lindner - dieser ekelhafte kapitalistische Sumpf der raubenden Nutznießer und ihrer getreuer Vasallen kann mit diesen verkommenen Parteien, diesen willfährigen Medienhuren und dieser betäubten, desinformierten und dem lächerlichen Schauspiel der Demokratiesimulation weiterhin blind folgenden Bevölkerung niemals trockengelegt werden. Wenn die politische Korruption so offensichtlich und selbstverständlich ist wie heute, sich aber niemand ernsthaft daran stört und sie vor allem keinerlei strafbewehrten Konsequenzen hat, ist die Endphase des maroden Systems unverkennbar eingeläutet. So wiederholt sich die böse Geschichte zyklisch immerfort.

---


"Aus der Partei hab' ich rausgemusst wegen meiner dicken Taschen, und zu meiner Haustür komm' ich nicht mehr rein."

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 49 [Sondernummer "Korruption"] vom 02.03.1925)

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Musik des Tages: One And The Many




(The Enid: "One And The Many", aus dem Album "Invicta", 2012)

Anmerkung: Die engelgleiche Stimme, die ihr hört, gehört einem Mann; die Musik, die ihr vernehmt, stammt nicht von Mendelssohn, Mahler oder Brahms, sondern von Robert John Godfrey, und es spielt auch kein Orchester, sondern nur eine handvoll Musiker, die auf kleinsten Bühnen Platz finden. Seit 40 Jahren veröffentlicht dieser Musikbesessene mit seiner Band einen musikalischen Paukenschlag nach dem anderen, ohne dafür auch nur im Entferntesten die Würdigung erfahren zu haben, die er längst verdiente - jedes einzelne Album dieser Band seit 1973 ist deutlich eigenständig und bietet mehr als genug kreativen Spielraum, den die allermeisten anderen (ernsthaften) Bands während ihrer gesamte Bestehenszeit nicht einmal im Ansatz erreichen. Wenn es einen Komponisten in der Grauzone zwischen Rock- und "E"-Musik gibt, der sich selbst konsequent nicht ständig plagiiert, dann ist es Godfrey. Dessen musikalischer Weg ist offensichtlich auch im Alter von nunmehr 66 Jahren längst nicht zuende.

In dem hier verlinkten Werk aus dem jüngsten Album der Band sind die Parallelen zur religiösen Musik der Romantik offensichtlich - wie alle ernsthaften Komponisten, egal aus welcher Zeit, kopiert Godfrey hier aber nicht bloß, sondern zitiert, variiert, verfremdet und fügt dem Ganzen etwas gänzlich Neues, das es so in publizierter Form gewiss noch nicht gegeben hat, hinzu. Allein der Titel des Stücks legt auch die Vermutung nahe, dass die kirchenmusikalischen Zitate hier dazu dienen, die Absurdität eben jener religiösen Verbrämung aus der Vergangenheit klar und deutlich darzustellen. Leider liegt mir der Text zu diesem Stück nicht vor, so dass ich diese Vermutung nicht verifizieren kann.

Sobald ich auf den zweiten Teil dieses Titels, "the many", schaue, fällt mir aber unwillkürlich ein anderes, wesentlich älteres Stück von The Enid ein, nämlich: "Something Wicked This Way Comes" (aus dem Album "The Spell", 1985). Heute wissen wir längst, welche dunkle, habgierige, kapitalistische Brut Godfrey damals herankriechen sah - oder besser: Wir sollten es wissen, aber leider weiß es die Mehrheit trotzdem bis heute nicht, weil sie entweder zu blöd, zu abgelenkt, zu naiv, zu indoktriniert oder zu faschistoid ist.

Wenn ich einen Soundtrack zum Untergang dieser in die völlige Perversion abgeglittenen Menschheit schreiben müsste, würde ich auch auf vielfältige religiöse Motive und Formen in der Musik zurückgreifen. Glücklicherweise muss ich das aber nicht, sondern darf mich an den kreativen Untergangshymnen anderer Menschen erfreuen. Und das tue ich hier.


Montag, 23. Dezember 2013

Ein Pazifist feiert Weihnachten in Black Mesa


Vom Weihnachtsterror an die Grenze zum Amoklauf getrieben, bleibt mir heute nur, Euch etwas Altes, neu Aufgesetztes, politisch Inkorrektes und pädagogisch Wertloses zu empfehlen, das ich ansonsten meide wie die Gesellschaft von Jungliberalen und anderen Schlips-Borg, das dafür aber kostenlos ist: Ein echtes, richtiges, hirnzersetzendes und brutales Ballerspiel für den PC.

Die meisten von Euch dürften es ohnehin schon kennen - alle anderen, die es vielleicht selber noch spielen möchten, seien vor Spoilern gewarnt und sollten im Zweifelsfall nur den Downloadlinks weiter unten folgen und den Rest dieses Textes ignorieren.

Es geht natürlich um Black Mesa, vormals bekannt als Half Life. Das ursprüngliche Spiel ist uralt, aber eine völlig bekloppte Fangemeinde hat es als so genannte "Mod" in die Jetztzeit gerettet: Da hat eine ganze Horde von Menschen jahrelang unentgeltlich daran gearbeitet, die komplette Grafik und das komplette Gameplay an die heutige Zeit anzupassen, so dass sich das Spiel heute nicht grundlegend von regulären, kommerziellen Titeln unterscheidet.

Um es zu spielen, braucht Ihr bloß drei Dinge:

  1. Einen (kostenlosen) Steam-Account,
  2. die (kostenlose) "Source-Engine" sowie
  3. das eigentliche Spiel bzw. die ebenfalls kostenlose "Mod".

Dass sich für Steam eine separate Trash-Mailadresse empfiehlt, muss ich wohl nicht extra erwähnen, oder?

Wie auch immer. Wenn Ihr diese drei Dinge eingerichtet bzw. installiert habt, könnt Ihr loslegen - und auf eine Reise gehen, wie sie weihnachtlicher im (anti-)kapitalistischen Sinne kaum sein könnte. ;-) Das Spiel beginnt sehr opulent und langsam, aber die Intensität und die Schwierigkeit steigern sich im weiteren Verlauf sehr extrem - was auch meinen einzigen Kritikpunkt an dieser "Mod" darstellt. Denn man merkt ungefähr ab der Mitte des Spiels sehr deutlich, dass hier Fans und "Profi"-Spieler am Werke waren, denn für einen ungeübten Spieler und Grobmotoriker wie mich ist es ab diesem Zeitpunkt selbst im leichtesten Milchbubi-Modus fast unmöglich weiterzuspielen - und das betrifft nicht in erster Linie die Baller-Sequenzen, sondern vielmehr die "Jump-and-Run"-Einlagen und die Wegfindung. Immer wenn ich nach dem 20. Versuch an einer bestimmten Stelle dann doch endlich erfolgreich war und dachte: "Hey, schlimmer oder schwieriger wird's nicht mehr werden können, enstspanne dich jetzt mal!" - dann dauerte es maximal 10 Minuten, bis ich wieder in einer noch aussichtsloseren Lage war. Das ist auf Dauer - wie gesagt, erst in der zweiten Hälfte des Spiels - entnervend, denn es gibt keinerlei Hilfen, die man aufrufen kann - wenn man trotzdem weiterkommen will, kann man entweder nur endlos suchen und üben oder auf Cheats zurückgreifen. Aber auch die helfen beim Suchen des richtigen Weges nicht weiter, sie verhindern lediglich, dass man ständig an derselben Stelle wieder den Löffel abgibt.

Das Spiel ist natürlich so konzipiert, dass der Spieler an vielen Stellen fast zwangsläufig zunächst in sein Verderben laufen muss und erst dadurch lernt, wie er dort überleben kann. Aber diese Häufung in der zweiten Spielhälfte ist dann doch sehr extrem.

Dennoch macht das Spiel - zumindest bis zu diesem Punkt - einen Heidenspaß, denn es stellt sich recht schnell heraus, dass es eben doch viel mehr als ein stupides Ballerspiel ist und zudem eine recht durchdachte Story hat, die - der Fangemeinde sei Dank - in einer Grafik daherkommt, die sich vor der kommerziellen Konkurrenz wahrlich nicht zu verstecken braucht.

Es versteht sich von selbst, dass in diesem Spiel ein Konzern, deren kommerziell "forschende Wissenschaftler" und natürlich die staatlichen Soldaten die "Bösen" sind - und selbstredend spielt auch ein gewisser Schlips-Borg eine tragende Rolle, der - wie sollte es auch anders sein - die böse elitäre Bande, die hinter der ganzen Katastrophe steckt, repräsentiert.

Seit ich mir an Black Mesa die Zähne ausgebissen habe, sehe ich jedenfalls Metalltüren, Metallleitern, Luftschächte, menschenleere Bürokomplexe und überhaupt finstere Industrie- und Militäranlagen mit ganz anderen Augen - und ertappe mich unwillkürlich dabei, wie ich bei einem solchen Anblick unverzüglich mein Brecheisen oder eine dicke Wumme aus der Tasche ziehen will ...

Das ist großes Popcorn-Kino zur Weihnachtszeit: Dumpf, brutal, ekelhaft - und trotzdem so kreativ, herausfordernd und betörend. Die dämlichen Hollywood-Schinken des Kriegs- und Gewaltgenres, die auch dieses Jahr an Weihnachten wieder zuhauf im Verblödungs-TV gesendet werden, können da nicht einmal am Latrinenunterrand mithalten. Ich war, bin und bleibe Pazifist, aber in dieser virtuellen Spielewelt habe ich alle Hemmungen abgelegt und endlich mal wieder die alten Spiele der Kindheit wiederholt: "Boom, boom, bang, bang - lie down, you're dead!" Und wen ich mir dabei mit infantiler Freude vorgestellt habe ... das wollt Ihr wirklich nicht wissen.

Ein fröhliches Konsumterrorfest Euch allen.