Samstag, 5. August 2017

XXX EILMELDUNG XXX: Das politische Erdbeben


Ein exklusiver Bericht des Narrenschiff-Reporters Charlie Charlieson vom Ort des Grauens

Ich zittere noch am ganzen Körper. Gestern hat in der freiheitlich-demokratischen Bundesrepublik Deutschland ein "politisches Erdbeben" (NDR, Tagesschau) stattgefunden, das scheinbar alles aus den Angeln hebt, was zuvor noch religiös als ewige Gewissheit gepriesen wurde. Fassungslose Kuhjournalisten haben Eilmeldungen und Sondersendungen am Fließband produziert, während die Bande der Schlips-Borg wie gewohnt abzuwiegeln versuchte.

Welche unsägliche Katastrophe ist also über das glückselige Paradies Deutschland, in dem es "uns so gut geht wie nie zuvor" (BLÖD-"Zeitung" vom 04.08.17), hereingebrochen? Haben endlich die DKP und die MLPD die Regierungsgeschäfte übernommen? Sind Außerirdische in Hannover gelandet und haben den Kommunismus ausgerufen? Ist Hitler von der dunklen Seite des Mondes zurückgekehrt und hat mithilfe von Flugscheiben und finsteren Echsenmenschen die Macht an sich gerissen? – Ich habe knallhart recherchiert und decke hier auf:

Eine Hofschranze der Kapitalistischen Einheitspartei (KED) aus der norddeutschen Provinz, die jenseits der dortigen Kuhweiden niemand kennt, hat plötzlich herausgefunden, dass der olivgrüne Giftlack, mit dem sie sich zuvor angepinselt hatte, doch nicht so gut zu ihrem Teint und ihrer Geldbörse passt. Deshalb hat sie ihn abgelegt, um künftig lieber wieder den schwarzen Originalanstrich des Rautenmonstrums zu zeigen.

In der Tat: Das ist noch viel schlimmer als ein Erdbeben – man spürt förmlich, wie die verängstigte, panische Bevölkerung in Scharen aus den einsturzgefährdeten Häusern auf die Straßen strömt und um den Fortbestand des freiheitlich-demokratischen Paradieses bangt. In unserer geliebten, alternativlosen KED ist "irgendeine Olle" (Zitat aus Regierungskreisen) vom Bezirk KED-3 zu KED-1 gewechselt, und flugs ruft die Staatspropaganda den Notstand aus. Schließlich ändert sich dadurch nicht nur auf den norddeutschen Kuhweiden, sondern auch sonst alles! Wir haben es hier mit nicht weniger als einem Staatsstreich zu tun, der unser gelobtes Paradies in den Grundfesten erschüttert: In Niedersachsen gibt es ab sofort eine rot-grüne Minderheitsregierung und eventuell sogar Neuwahlen! Dagegen wäre ein Tsunami aus der Nord- und Ostsee, der die gesamte Provinz in Schutt und Asche legt, nur eine Randnotiz auf Seite 17 der örtlichen Kuhblätter. – "Man muss schon sehr genau wissen, was staatsgefährdend ist und was nicht", sagte Carsten Maschmeyer (CDU, vormals SPD) dazu, während er eine Flasche Bier mit einem gewissen Herrn Schröder (noch immer SPD) leerte.

Wie soll es nun bloß weitergehen? Die Ungewissheit treibt die Menschen in der Krisenregion zu maßlosen Hamsterkäufen. Auf den Autobahnen in Richtung Süden bilden sich gigantische SUV-Staus und niemand weiß, ob er die Nacht überleben wird. Die rechtsstaatlichen Strukturen sind zusammengebrochen und ein plündernder Mob zieht durch die ansonsten menschenleeren Straßen und Feldwege des einstmals blühenden Landes und melkt Kühe und Ziegen (zum Eigenbedarf). Und doch harre ich auch weiterhin aus und berichte vom Ort des Grauens, während Hannover in Flammen aufgeht. Morgen wird nichts mehr so sein, wie es einmal war.

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Und morgen lesen Sie an dieser Stelle: Skandal! Helene Fischer popelt in aller Öffentlichkeit!

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Tempo der Zeit



(Zeichnung von Hannes König [1908-1989], in: "Der Simpl", Nr. 10 vom August 1946)

Song des Tages: Rain From Heaven




(The Sisterhood: "Rain From Heaven", aus der EP "Gift", 1986)

We forgive as we forget
As the day is long
As the day is long

Rain from heaven

As the water flows over the bridge
As we walk on the floodland
As we walk on the water
We forget
We forget

Rain from heaven


Donnerstag, 3. August 2017

Buchempfehlung: Der Präsident


Ein Gastbeitrag des Altautonomen

Jeder angebliche Gänsehaut-Thriller, der mir mit den Adjektiven "hochspannend", "gruselig", "schlafraubend" etc. empfohlen wird, hat bei mir eine Chance von 50 Seiten. Danach klappe ich das Buch entweder zu oder ich merke gar nicht, dass ich bereits bei Seite 100 angelangt bin.

Zuletzt hatte ich hier das Buch "Wolfsspinne", einen aktuellen Roman über die Hintergründe des NSU-Komplexes, vorgestellt. Es war eines der ganz wenigen Bücher, die ich von einem auf den anderen Tag durchgelesen habe, weil es mich fesselte.

Nun habe ich mit dem "Präsidenten", einem erst vor wenigen Tagen in deutscher Sprache erschienenen Roman von Sam Bourne alias Jonathan Freedland, offenbar einen neuen Rekord aufgestellt, denn ich verzichtete zugunsten der Lektüre sogar auf meine Joggingrunde – und das will etwas heißen: 479 Seiten in unter 24 Stunden. Auf dem Cover sieht man die Silhouette von Donald Trump. Obwohl er und andere historische bzw. hochaktuelle Protagonisten wie Hillary Clinton nicht namentlich erwähnt werden, weiß der Leser, um wen es sich jeweils handelt. Es fehlt vermutlich deshalb der Hinweis, dass "Übereinstimmungen mit lebenden Personen oder Ereignissen rein zufällig" seien.

Die Geschichte beginnt gleich auf den ersten Seiten mit dem Befehl des US-Präsidenten an das Pentagon, alle boden-, see- und luftgestützten Atomwaffen in Richtung China und Nordkorea in Marsch zu setzen. Nach einem Wortgefecht mit den Staatsführern fühlte sich der Präsident beleidigt. Sein Finger liegt bereits auf dem "roten Knopf", denn er wartet im Oval Office auf die Bestätigung der Startcodes. Den Mitwissern im Weißen Haus ist eines klar: Jemand muss sofort etwas unternehmen, ansonsten steht die Welt kurz vor dem 3. Weltkrieg. Ein Attentat scheint der einzige Ausweg.

Um nicht zu spoilern, verkneife ich mir, mehr zum Inhalt zu schreiben. Der Preis des Taschenbuches dürfte mit 10 Euro auch erschwinglich sein.


Dienstag, 1. August 2017

Realitätsflucht (37): Enderal


Nach längerer Abstinenz möchte ich heute mal wieder von einer Realitätsflucht berichten, die es wahrlich in sich hat. Diesmal handelt es sich um das Spiel "Enderal", einer – analog zum Vorgänger "Nehrim" – sogenannten "Total conversion" des Spieles "The Elder Scrolls V: Skyrim". Geschaffen wurde auch dieses Meisterwerk von dem Non-Profit-"Studio" SureAI. Das Spiel ist kostenlos für jedermann und seit 2016 verfügbar – Voraussetzungen sind lediglich eine installierte Version von "Skyrim" sowie, damit unweigerlich verbunden, ein Steam-Account.

Details zum Download und zur einfachen Installation finden sich auf enderal.com. – Der folgende Text sowie die Bilder beinhalten Spoiler, vor denen ich jeden, der dieses Spiel noch genießen möchte, ausdrücklich warne.



"Enderal" hat mich umgehauen. Gerade eben lief erst der Abspann und ich stehe noch voll und ganz unter dem Eindruck, den dieses beeindruckende Kunstwerk hinterlassen hat. Die Damen und Herren von SureAI, die auch diesmal in jahrelanger, nebenberuflicher Detailarbeit entgeltfrei und aus reinem Enthusiasmus an diesem Mammutprojekt gearbeitet haben, entführen den Spieler hier auf den abermals völlig neu entworfenen Kontinent Enderal. Dort erinnert so gut wie nichts an "Skyrim", denn die komplette Spielwelt, die fast ebenso groß ist wie die des Originals, wurde völlig neu gestaltet.


(Startszene des Spieles: Das "goldene Zwielicht, wo alles begann")

Im Gegensatz zu den Originalspielen aus dem Hause Bethesda besticht "Enderal" vor allem durch eine tiefsinnige, ausgeklügelte und immer wieder äußerst überraschende Geschichte, zu der ich hier aber nichts verraten möchte. Spieltechnisch ist "Enderal" allerdings mit "Skyrim" vergleichbar, auch wenn die Entwickler hier manches geändert haben: Ein beliebiger Teleport zu einer bereits entdeckten Stätte ist hier beispielsweise nicht möglich; ebenso verbessert man seine Fähigkeiten nicht mehr dadurch, dass man sie schlicht anwendet – stattdessen muss man für teils extrem viel Gold entsprechende Lehrbücher kaufen und (nur begrenzt zur Verfügung stehende) "Lernpunkte" investieren, um zum Beispiel den Fernkampf oder diverse Nahkampf- oder Verteidigungstechniken zu verbessern. Auch die "Selbstheilung" bei erlittenem Schaden im Kampf ist hier stark eingeschränkt: Lebensenergie regeneriert sich nicht von selbst, sondern die Regeneration muss veranlasst werden – was außerhalb des Kampfes beispielsweise durch den Verzehr von Nahrungsmitteln oder durch Schlaf geschieht. "Selbstheilungszauber" sowie Heiltränke gibt es zwar ebenfalls – allerdings haben diese einen unangenehmen, negativen Nebeneffekt, auf den ich hier "aus Gründen" nicht näher eingehen möchte, so dass sie nur eingeschränkt nutzbar sind.

Überhaupt ist das Spiel selbst auf der leichtesten Stufe um Längen schwieriger als "Skyrim". Und das macht eine Menge Spaß, auch wenn das Werk zu Beginn etwas sperrig daherkommt und man erst langsam hineinfinden muss. Gerade das macht ja aus meiner Sicht ein wirklich gutes Computerspiel aus: Da gibt es keinen netten Spieleonkel, der den Spieler bei der Hand nimmt und ihm jedes Denken abnimmt. Zwar gibt es (meistens) einen Questmarker auf der Karte – wie man allerdings an den jeweiligen Ort gelangt (was allzu oft gar nicht so leicht herauszufinden ist), muss man schon selber erkunden.

Wie gewohnt gibt es neben der großen Hauptquest unzählige Nebenquests zu erledigen, die größtenteils ebenfalls durch Originalität und Kreativität glänzen: Deppenaufgaben wie "Sammle fünf Vogeleier und bringe sie zu X" sind glücklicherweise die Ausnahme. Einige dieser Nebenquests sind gut versteckt und werden erst gestartet, wenn man mit bestimmten NPCs redet, Bücher liest oder Orte erkundet. Überhaupt die Orte: Die Spielwelt ist vollgestopft mit Höhlen, Lagern, Ruinen und ähnlichen Stätten, von denen nur die wenigsten questrelevant sind. Es lohnt sich sehr, sie alle zu erkunden, denn nicht selten findet man dort wertvolle Gegenstände, magische Waffen oder besondere Rüstungsteile, die im weiteren Spielverlauf höchst nützlich sind. – Ich habe beim ersten Durchlauf allenfalls geschätzte 60 Prozent gefunden und erforscht, obwohl ich nun wirklich in jeden Winkel schaue und immer erst nach rechts abbiege, wenn mein eigentliches Ziel links zu suchen ist. Das illustriert auch die Randnotiz, dass ich von den im Spiel versteckten 100 "magischen Symbolen" gerade mal lächerliche 32 gefunden habe.

Auch die einzige größere (von lebendigen Menschen bevölkerte) Stadt im Spiel – Ark – hat es in sich: Hier verbringt man freiwillig mehr Zeit zur Erkundung als in allen eher langweiligen Städten Skyrims zusammen.


(Ark, die Hauptstadt von Enderal)

Wie schon im Original kann man auch "Enderal" auf höchst unterschiedliche Weise spielen. In meinem ersten, gerade zuende gegangenen Durchlauf habe ich beispielsweise eine strahlende Heldin gespielt, die mittels Schleichen, Bogen und – für den Notfall – dicker Zweihandaxt jedes kriminelle Vergehen sowie jedweden magischen Schnickschnack abgelehnt und stets zum Wohle der Allgemeinheit heroische Taten vollbracht hat. Das geht selbstredend auch anders: Es ist ein völlig anderes Spielerlebnis, einen Nahkämpfer, einen Magier, einen fiesen Dieb oder beliebige Mischformen davon zu wählen und entsprechend auszubauen.

Auch der oft morbide Humor kommt hier – trotz der dramatischen Geschichte – nicht zu kurz. Bei der Erkundung eines zerstörten, menschenleeren Dorfes bietet sich auch schonmal ein solcher Anblick:


(Ein Kind auf einem Schaukelpferd)

Grafisch gibt es zu "Enderal" nichts zu sagen – es handelt sich um das bekannte "Skyrim"-Niveau. Das umfangreiche Spiel, für das ich beim ersten Mal etwa 300 Stunden gebraucht genossen habe, ist auch ansonsten professionell produziert: Die Vertonung der sehr vielen Dialoge haben größtenteils professionelle SprecherInnen übernommen, und die Musik steht dem Soundtrack anderer Spiele in nichts nach (die Musik kann hier kostenlos heruntergeladen werden). Hier sind besonders die vielen Lieder (ich glaube, ich habe 15 gezählt), die man zum Beispiel in Tavernen hören kann, wenn man den dortigen BardInnen lauscht, hervorzuheben. Ein Beispiel:


(Das Lied vom letzten Sonnenuntergang)



Das Spiel lief auf meinem Win7/64-System bis auf wenige Abstürze problemlos – es ist in solchen Spielen ohnedies immer sehr sinnvoll, oft zu speichern. Gelegentlich tauchten Bugs wie verschwundene Begleiter oder eine durch die Oberfläche ins "Nichts" gefallene Spielfigur auf, die aber durch einen Neustart des Spieles stets schnell zu beheben waren. Bis heute werden kontinuierlich Patches veröffentlicht, die man im Launcher auch sofort angezeigt bekommt, sobald sie verfügbar sind.

Ganz besonders hervorheben möchte ich noch das "epische" Finale, das ich in einer vergleichbaren Form noch in keinem anderen Spiel oder auch Film erlebt habe. Ich würde hier sehr gerne ein Video verlinken, um das zu veranschaulichen – rate aber jedem, der das Spiel vielleicht einmal selber ausprobieren möchte, davon ab, es bei youtube zu suchen. Dieses Finale ist bombastisch. Davon können sich die hochbezahlten Profis der kommerziellen Entwicklungsstudios nicht nur eine Scheibe, sondern gleich einen ganzen Batzen oder auch zwei abschneiden. So kam denn auch der Rezensent von gamestar.de zu dem entwaffnenden Schluss, den ich nur doppelt unterstreichen kann:

Auch im Anschluss erzählt Enderal eine Geschichte auf Weltklasse-Niveau, die nicht nur mit einem Skyrim den Boden aufwischt, sondern auch durchgehend von professionellen Sprechern vertont wurde.

Wer dieses grandiose, tatsächlich unvergleichliche Spiel, das an die besten, längst vergangenen Zeiten der Gothic-Reihe erinnert, trotz alledem nicht ausprobiert, ist selber schuld. Ich ziehe meinen Hut bis in die Kniekehle vor all den Menschen, die an diesem Projekt mitgewirkt haben, ohne einen einzigen lausigen Cent dafür zu bekommen.


(Schlussbild eines der verschiedenen Enden von "Enderal")

"So schreitet wohl, Meydame!"

Montag, 31. Juli 2017

Schlips-Borg-Nachrichten aus dem Paralleluniversum des sabbernden Irrsinns (4): FDP


Von der FDP ist man ja so einiges gewohnt: Vom schmierigen Teppich-Schmuggler Niebel, über den staatlich Zwangsverarmte der spätrömischen Dekadenz bezichtigenden Westerwelle, den ewig pubertären Aktenkofferträger Lindner bis hin zur offen Sitzungsgelder abzockenden EU-Schwänzerin Koch-Mehrin war schon alles und noch viel mehr dabei. Diese Parteisimulation, die tatsächlich bloß ein offen korrupter Lobbyverein ist, kann aber auch heute noch ungläubiges Kopfschütteln hervorrufen, wie gerade beim WDR nachzulesen war:

Personalengpässe an Schulen in NRW sollen nach den Vorstellungen von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) vorübergehend mit Fachkräften aus der Wirtschaft überbrückt werden.

Ja, wenn das mal nicht eine richtig gute, sehr rückwärtsgewandte Idee ist: Wer sollte den SchülerInnen auch besser die kapitalistische Indoktrination verpassen als pädagogisch völlig unbedarfte "Fachkräfte" [sic!] aus den Reihen der Habgierigen? Schließlich sollen aus "unseren" lieben Kindern ja keine guten oder gar kritischen, eigenständig denkfähigen Menschen, sondern verdummte SklavInnen werden, die lediglich dem Konsum-, Arbeits- und Eigenverantwortungswahn frönen und ansonsten nichts zu sagen haben, das über Schminke, Mode, Trash und Trends hinausgeht.

Da passt wieder einmal der kapitalistische Arsch auf den verkeimten Kackeimer, dass es eine wahre Wucht ist; und folgerichtig findet auch der Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen:

"Das ist eine sehr gute Idee" (...). "Wir fordern als IHK schon lange, dass man das Thema Wirtschaft stärker in den Unterricht miteinbezieht." Fachkräfte aus der Wirtschaft als Lehrer einzusetzen, sei eine Möglichkeit. Die Kosten für den Einsatz müsse allerdings die öffentliche Hand tragen.

Selbstverständlich muss der Steuerzahler die Kosten tragen – wo kämen wir denn auch hin, wenn stumpfe kapitalistische Propaganda zugunsten der "Wirtschaft" auch von ebenjener bezahlt werden müsste! So etwas Widersinniges, geradezu Blasphemisches gibt es im strahlenden Kapitalistan von Kim jong Merkel & Co. nicht.

Wieso ist hier eigentlich nirgends die Rede von den vielen arbeitslosen oder nur prekär und in ständiger, meist durch Ferien unterbrochenen Teilzeit beschäftigten Pädagogen? Gibt es die im wirren FDP-Universum gar nicht oder sind die alle derartig "linksgrünversifft", so dass man sie nicht beschäftigen oder ordentlich bezahlen und entsprechend sozial absichern will? Das ist freilich eine böse Unterstellung meinerseits – wahrscheinlich weiß die arme Frau Gebauer, die ja nichts anderes kennt als die knochenklappernde FDP-Hölle, einfach nichts von deren Existenz. Da muss man also rücksichtsvoll sein.

Dazu passt wunderbar, dass dieselbe Dame auch erwägt, "Schulrankings" in NRW einzuführen. Schließlich brauchen wir nichts dringender als ein deutliches Unterscheidungskriterium, damit "Elite-Schulen" für Reiche von heruntergekommenen, abrissreifen Abstell-Buden für den dummen Rest der Blagen von überflüssigen Habenichtsen endlich klar voneinander abgegrenzt werden können. "Schulrankings"! Mir fällt bei dieser Vorstellung mehr halbverdautes Essen aus dem Gesicht, als ich gestern zu mir genommen habe. Und das ist eine höchst diplomatische Wortwahl.

Wahrlich, die FDP hat in den Jahren der ungewollten und einen leichten Aufatmungsreiz verursachenden Parlamentsabstinenz nichts von ihrem heißen, erotisch stimulierenden, sado-masochistischen Charme verloren.

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Die abgebauten Junglehrer


"Sie müssen Ihre Existenz dem Staatswohl opfern, meine Herren! Analphabeten lassen sich leichter regieren, und die Notverordnungen werden sowieso durch den Rundfunk bekannt gemacht."

(Zeichnung von Wilhelm Schulz [1865-1952], in "Simplicissimus", Heft 29 vom 19.10.1931)