Samstag, 17. März 2012

Song des Tages: Death Whispered A Lullaby



(Opeth: "Death Whispered A Lullaby", aus dem Album "Damnation", 2003)

Out on the road there are fireflies circling
Deep in the woods, where the lost souls hide
Over the hill there are men returning
Trying to find some peace of mind
- Sleep my child -

Under the fog there are shadows moving
Don't be afraid, hold my hand
Into the dark there are eyelids closing
Buried alive in the shifting sands
- Sleep my child -

Speak to me now and the world will crumble
Open a door and the moon will fall
All of your life, all your memories
Go to your dreams, forget it all
- Sleep my child -

Freitag, 16. März 2012

Die konstruktive Auflösung der Demokratie

Wie tief die Demokratie inzwischen gesunken ist, bestätigen die aktuellen Ereignisse in Nordrhein-Westfalen. Einstimmig votierten alle Landtagsfraktionen für einen Antrag, der die Auflösung des Parlaments beinhaltete. Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg schloss die Sitzung mit den Worten: "Damit ist der Landtag aufgelöst. Ich danke Ihnen für die konstruktive Zusammenarbeit und wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend."

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Anmerkung: Wir stecken vermutlich noch viel tiefer im Weimarer Sumpf der politischen Albernheiten, Grotesken, Korruption und Hinterzimmermentalität als vermutet. Diese Nachricht von der Auflösung des Landtages in NRW und den nun anstehenden Neuwahlen ist den Propagandaberichten zufolge eingeschlagen "wie eine Bombe", mit der niemand auch nur im Haaransatz gerechnet hat. Trotzdem entblödet sich beispielsweise der WDR nicht, in einem allerersten Beitrag zu dem Thema zu bemerken: "Die CDU zeigte sich gelassen und sehr gut vorbereitet: per Lieferwagen ließ sie ein großes Wahlkampfplakat vor den Landtag fahren." Darunter wird das besagte Plakat sogar abgebildet. So "unvorhersehbar", gar "überraschend" war dieser Vorgang also - ein Lastwagen samt passendem Megawahlkampfplakat mit entsprechend dümmlichem Inhalt stand bereit und konnte direkt im Anschluss an die "geplatzte Bombe" vor den Landtag gekarrt werden.

Es ist doch offensichtlich, dass nichts an diesem Vorgang "unvorhersehbar" oder "überraschend" war - es ist vielmehr alles so gelaufen, wie es in den schmierigen Hinterzimmern der neoliberalen Bande ausgeklüngelt worden ist. Man steuert angesichts der schwächelnden neobliberalen Blockpartei FDP mit Vehemenz auf eine "große Koalition" zu - nicht nur in NRW, sondern auch im Bund. SPD und CDU sind sich in dieser Frage offensichtlich einig. Die Personalentscheidungen insbesondere bei der SPD bekräftigen das nachhaltig: Ob nun Hannelore Kraft, Peer Steinbrück, Sigmar Gabriel oder Frank Steinmeier - mit diesen Leuten ist nicht einmal rudimentär sozialdemokratische Politik zu machen. Das zentrale Hauptziel ist es, die kapitalistischen Zerstörungen weiter fortzusetzen und sie zu zementieren sowie den Superreichtum zu füttern - dagegen haben natürlich auch die abgeschlagene FDP und die Grünen nichts einzuwenden, so dass für den Notfall auch weitere Koalitionsmöglichkeiten zur theoretischen Verfügung stehen.

Dieses Theater ist eine so grottenschlechte, stirnzerfetzende Farce, die tatsächlich nur noch mit dem "Wir lassen solange wählen, bis es passt" in der Endphase der Weimarer Republik vergleichbar ist. Die Propagandamedien WDR, Tagesschau & Co. blenden einfach aus, dass es in NRW für Rot-Grün ein Leichtes gewesen wäre, diese vollkommen absurde Auflösung des Landtages zu verhindern und damit den forcierten Haushalt und vor allem die angeblich angestrebten politischen Ziele zu retten - man hätte sich schlicht und ergreifend mit der Linken an einen Tisch setzen müssen. Dass die NED (neoliberale Einheitspartei Deutschlands, bestehend aus SPD, CDU, FDP und den Grünen) statt dessen lieber das Scheitern ihrer Politik, eine Auflösung des Landtages und baldige Neuwahlen bevorzugt, bedarf eigentlich keines weiteren Kommentars.

Das ist wahrlich eine "konstruktive Zusammenarbeit", wie Uhlenberg so schön bemerkte - allerdings nicht für die Bevölkerung, sondern für die Ziele und zum Wohle der Superreichen und der NED. So kennen wir unsere korrupte politische Marionettenbande.

Im Jahre 1932 karikierte Thomas Theodor Heine dies so:


"Eigentlich sollte man die Urne nicht zum Wählen benützen, sondern gleich zur Beisetzung."

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine, in "Simplicissimus", Heft 27 vom 02.10.1932)

Ich fürchte, dem ist nichts hinzuzufügen.

Sonntag, 11. März 2012

Zeitdokument: Die rasante Fahrt des Kapitalismus in den Abgrund - Berlin in den 20er Jahren




Anmerkung: Den oft völlig unkritischen Filmkommentar, der sich augenscheinlich einer imaginären "demokratischen Mitte" verpflichtet fühlt und mit der die Zeit des scheinbar regulierten Kapitalismus der Nachkriegszeit nur allzu gern (und ganz bewusst) verwechselt wird, kann man ausblenden. Die vielen historischen Filmaufnahmen und Zitate von Zeitzeugen entschädigen dafür umso mehr und vermitteln ein recht anschauliches Bild der damaligen Zeit, die unserer in vielerlei Hinsicht so sehr ähnelt. Ganz besonders hinweisen möchte ch dabei auf die Kapitel Ablenkungs- bzw. Vergnügungssucht und Sport. Diese Konsumelemente waren offenbar schon immer sehr erfolgreich, wenn es darum ging, die Sorgen, Ängste, Gefühle und Handlungen der Menschen zu manipulieren.

Insbesondere der Schluss der Dokumentation ist dann aber nur noch peinlich, wenn der Aufstieg des Nazi-Terrors, der vorher im Film nahezu nicht thematisiert wird, in wenigen Minuten abgehandelt und als reine Folge der Weltwirtschaftskrise und der "gelungenen Propaganda" der Nazis dargestellt wird. Das ist hanebüchener Unsinn, wie er blödsinniger kaum sein könnte. Die Filmemacherin - Irmgard von zur Mühlen - sollte als mehrfach ausgezeichnete Preisträgerin in ihrem Metier auch 1986, als die Doku entstand, schon gewusst haben, dass die NSDAP vom Großkapital unterstützt und allein deshalb überhaupt in die Lage versetzt wurde, irgendwelche nennenswerten Wahlerfolge zu feiern. Die verhängnisvolle Weigerung der damaligen SPD, eine "Einheitsfront" mit allen Linken gegen die rechte Gefahr zu bilden, wird zwar erwähnt, aber auch nicht weiter bewertet. Und die eigentliche Ursache der ganzen Katastrophe - nämlich der rapide an Fahrt aufnehmende Kapitalismus samt aller grotesken Begleiterscheinungen - wird zwar mehr oder weniger korrekt beschrieben, aber eben nicht als Ursache benannt.

Trotz aller offensichtlicher Mängel dieses Filmes empfehle ich ihn - zur Not drehe man den Ton ab, wenn der Sprecher seinen scheinbar neutralen Senf dazu gibt und beschränke sich auf die (ausschließlich historischen) Filmaufnahmen und die mannigfaltigen (und oft ebenfalls diskussionswürdigen) Zitate aus jener Zeit. In einem wilden, wahnsinnigen, schrillen Tanz ging damals die Welt schreiend unter - und wir stehen an eben dieser Schwelle heute erneut. Die Parallelen sind nicht nur offensichtlich, sondern sehr schmerzhaft ins Auge springend.

Passend dazu ein Gedicht aus eben dieser Zeit - von einem, der auch im Film zitiert wird und der ganz genau wusste, worüber er schrieb:

Misanthropologie

Schöne Dinge gibt es dutzendfach.
Aber keines ist so schön wie diese:
Eine ausgesprochen grüne Wiese
und paar Meter veilchenblauer Bach.

Und man kneift sich. Doch das ist kein Traum.
Mit der edlen Absicht, sich zu läutern,
kniet man zwischen Blumen, Gras und Kräutern.
Und der Bach schlägt einen Purzelbaum.

Also das, denkt man, ist die Natur?
Man beschließt, in Anbetracht des Schönen,
mit der Welt sich endlich zu versöhnen.
Und ist froh, dass man ins Grüne fuhr.

Doch man bleibt nicht lange so naiv.
Plötzlich tauchen Menschen auf und schreien
und schon wieder ist die Welt zum Speien.
Und das Gras legt sich vor Abscheu schief.

Eben war die Landschaft noch so stumm.
Und der Wiesenteppich war so samten.
Und schon trampeln diese gottverdammten
Menschen wie in Sauerkraut herum.

Und man kommt, geschult durch das Erlebnis,
wieder mal zu folgendem Ergebnis:
Diese Menschheit ist nichts weiter als
eine Hautkrankheit des Erdenballs.

(Erich Kästner [1899-1974], in "Simplicissimus", Heft 21 vom 19.08.1929)