Samstag, 10. September 2011

Zitat des Tages: Haben oder Sein

Die in der Werbung und der politischen Propaganda angewandten hypnoseähnlichen Methoden stellen eine ernste Gefahr für die geistige und psychische Gesundheit, speziell für das klare und kritische Denkvermögen und die emotionale Unabhängigkeit dar. Ich bezweifle nicht, dass durch gründliche Untersuchungen nachzuweisen wäre, dass der durch Drogenabhängigkeit verursachte Schaden nur einen Bruchteil der Verheerungen ausmacht, die durch unsere Suggestivmethoden angerichtet werden, von unterschwelliger Beeinflussung bis zu solchen semihypnotischen Techniken wie ständige Wiederholung oder die Ausschaltung rationalen Denkens durch Appelle an den Sexualtrieb. Die Bombardierung durch rein suggestive Methoden in der Werbung, vor allem in Fernsehspots, ist volksverdummend. Dieser Untergrabung von Vernunft und Realitätssinn ist der einzelne tagtäglich und überall zu jeder Stunde ausgeliefert: viele Stunden lang vor dem Bildschirm, auf Autofahrten, in den Wahlreden politischer Kandidaten etc. Der eigentümliche Effekt dieser suggestiven Methoden ist ein Zustand der Halbwachheit, ein Verlust des Realitätsgefühls.

(Erich Fromm [1900-1980]: Haben oder Sein. 1976, via Konsumpf)


(Bild: erich-fromm.de)

Über die wahren Interessen der Kriegsparteien in Libyen

  1. Der Streit um Libyens Schätze: Italien hat bereits Verträge mit dem libyschen Übergangsrat unterzeichnet. Alle anderen stehen bereit, um sich ihren Anteil zu sichern

    Die libysche Bevölkerung und der Rest der Welt plagt derzeit noch die große Frage, wo der ehemalige Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi steckt. Unterdessen sind die Führer der Anti-Gaddafi-Allianz schon deutlich weiter. Hinter den Fassaden haben bereits die ersten Verhandlungen begonnen, wie jetzt die reichen Ölvorkommen aufgeteilt werden sollen.

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  2. Die Diskrepanzen in der Darstellung des Krieges in Libyen könnten kaum größer sein: Während westliche Medien vom Sieg des Volkes über Gaddafi berichten, wird der Sturm auf Tripolis in Lateinamerika, Afrika und Asien als imperiales Verbrechen verurteilt. So prangern 200 prominente afrikanische Künstler, Wissenschaftler und Politiker in einer gemeinsamen Erklärung Frankreich, die USA und Großbritannien als "Schurkenstaaten" an und bezeichnen deren Politik als "ernsthafte Gefahr einer neuen Kolonialisierung" des Kontinents. Hierzulande hingegen halten die tonangebenden Politiker und Publizisten hartnäckig am Bild einer "demokratischen Revolution" fest, deren Entfaltung durch die NATO geschützt wurde.

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Anmerkung: Es dürfte niemanden überraschen, dass es selbstverständlich handfeste ökonomische Interessen sind, die hinter dem NATO-Krieg in Libyen stecken. Jetzt scheint der Gegner besiegt zu sein und man teilt die Kriegsbeute - in diesem Fall vornehmlich das Öl - unter sich auf. Die bislang geschätzten 30.000 Kriegstoten nimmt man dabei als "Kollateralschäden" billigend in Kauf.

An diesem Beispiel sieht man auch sehr gut, wie unsere Propagandapresse funktioniert: Dort wird nach wie vor ein vollkommen einseitiges, geschöntes, vielleicht sogar gefälschtes Bild von diesem Krieg gezeichnet. Hintergründe wie die im Telepolis-Text genannten fehlen bei Tagesschau & Co. völlig, und auch von der gemeinsamen Erklärung aus Afrika habe ich erst aus dem Artikel des Ossietzky erfahren.

Ich schließe mich der Meinung aus Afrika an: Die NATO ist ein kriegstreiberischer Bund von Schurkenstaaten, der in erster Linie der Durchsetzung der Interessen einer kleinen, sehr reichen Minderheit dient. Dieses "Bündnis" muss aufgelöst werden, und zwar sofort. Krieg kann und darf in keinem Falle ein Mittel der Politik sein - und erst recht kein Mittel zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen. Man wähnt sich im finstersten Mittelalter, wenn man solche Sätze schreiben muss.

Die Absurditäten des Wettbewerbes

Im Streit mit der Bundesnetzagentur hat die Deutsche Post eine Niederlage erlitten. Das Kölner Verwaltungsgericht wies einen Eilantrag des Unternehmens ab, mit dem die Post eine Portoerhöhung für ihre Billigtochter Firstmail verhindern wollte (Az: 22 L 1011/11). (...)

Die First Mail ist als hundertprozentige Tochter der Deutschen Post in Düsseldorf, im Ruhrgebiet und in Berlin im Niedrigpreissegment tätig. Sie wendet sich an Kunden, die ausschließlich nach dem Preis entscheiden, wem sie ihre Postsendungen anvertrauen. Oft sind das öffentliche Verwaltungen.

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Anmerkung: Das muss man sich genüsslich auf der Zunge zergehen lassen: Da gründet die Deutsche Post ein Tochterunternehmen, das der Post "Konkurrenz" machen soll - und die obskure Behörde, die sich "Bundesnetzagentur" nennt, sieht durch Dumpingpreise den "Wettbewerb gefährdet", während wir am Rande noch erfahren, dass es ausgerechnet oft öffentliche Verwaltungen sind, die dieses Billigangebot nutzen.

Ich weiß nicht, welchen Teilbereich ich da lächerlicher und absurder finden soll: Ein Konzern, der sich selbst "Konkurrenz" macht, eine Behörde, die einen Wettbewerb im Postwesen prinzipiell für sinnvoll hält, oder öffentliche Verwaltungen, die offensichtliche, nicht kostendeckende Dumpingangebote nutzen.

Wie man generell auf den verwegenen Gedanken kommen kann, es sei erstrebenswert, wenn das gesamte Straßennetz nicht mehr von einem, sondern von mehreren Zustellern abgelaufen oder abgefahren wird, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. Die Welt wird immer irrer - und die Medien berichten darüber, als sei nichts normaler. Kafka hätte das nicht besser hinbekommen.

Mittwoch, 7. September 2011

Die Partei stellt sich vor

Mit Neusprech zur Vollbeschäftigung

Wer Unpopuläres verkaufen will, der muss sich etwas einfallen lassen. Politiker und Lobbyisten lassen sich dafür gern neue Begriffe einfallen, die vom wahren Kern des Problems ablenken sollen. Da werden dann Kriege zu humanitären Interventionen, aus der Vorratsdatenspeicherung wird die Mindestdatenspeicherung und das unbeliebte Hartz IV soll durch einen neuen Namen ein besseres Image erhalten. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), die von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie finanziert wird, knöpft sich nun den Niedriglohn vor: der sei eigentlich ein Einstiegslohn, findet die INSM und versucht das auch gleich mit einem passenden Gutachten zu belegen.

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Anmerkung: Das alte perfide Spiel in immer neuen Variationen. Eine hübsche, aber keineswegs vollständige Auswahl für die neoliberalen Versuche, ihre klar bürger- und gesellschaftsfeindlichen Handlungen durch manipulierende Begriffe oder Bezeichnungen zu verschleiern, findet man unter neusprech.org.

Im Telepolis-Artikel werden auch einige alarmierende Zahlen genannt, die belegen, wie massiv sich die Ausbeutung in Deutschland durch den so genannten Niedriglohnsektor bereits ausgebreitet hat - und weiter ausbreitet. Erst gestern habe ich auf ein krasses Beispiel hingewiesen, wie diese Ausbreitung im Privatfernsehen propagandistisch begleitet wird.

Das Ziel der ganzen Veranstaltung - die Verarmung und Ausbeutung der so genannten Mittelschicht - wird dabei nur allzu deutlich sichtbar, wenn man genauer hinschaut. Dennoch wird die Propaganda - auch mit der Hilfe der "seriösen Medien" - weiter ungebremst auf uns einprasseln. Irgendwelche Zeichen für eine Korrektur oder gar Änderung des Kurses sind nirgends zu entdecken.

Ich warte nun mit Spannung auf den Tag, an dem im ersten Tagesschau-Beitrag oder Artikel der Süddeutschen oder FAZ genauso selbstverständlich von "Einstiegslöhnen" schwadroniert wird wie im Zusammenhang mit den Hartz-Gesetzen heute längst "Arbeitsmarktreformen" herbeifantasiert werden oder aus der Finanzkrise der privaten Banken scheinbar über Nacht plötzlich die "Schuldenkrise des Staates" wird. Derlei Beispiele gibt es so viele.

Lassen wir uns nicht länger an der Nase herumführen - soll sich diese Bande ihre "Einstiegslöhne", ihre "Reformen", ihr virtuelles Geld, ihre Krisen, ihr ganzes kapitalistisches System doch in den Enddarm einführen und per One-Way-Ticket zum Mond reisen. Es reicht. Oder, um es frei nach Udo Lindenberg zu formulieren: Schlips-Borg "verpisst euch, keiner vermisst euch."

Kapitalismuskritik und die Folgen

(...) Die Grundsatzfrage lautet: Will man das System umfänglich privatwirtschaftlichen Akkumulierens beibehalten oder nicht? Und wenn man es nicht will, was dann?

Darauf gibt es keine leichten Antworten; es ist dies, mit Brecht, das Einfache, das so schwer zu machen ist. Die scheinbar leichte Antwort: Kapitalismus ja, aber bitte ohne Arbeitslose und Finanzkrisen, ist keine. Da muss [man] gar nicht ins "Kapital" sehen, ein Geschichtsbuch reicht: Die Krise, das Ausbeuten gehören zum System wie der Stuhlgang zum Essen. Wer die Welt, in der er und seine Kinder leben, anders haben will, der muss bereit sein, sich eine Welt ohne die Deutsche Bank zu denken. Wer das nicht will, weil er dem Fernsehen glaubt, wonach derlei etwas mit Mauer und Gulag zu tun hat, der soll dann aber auch aufhören zu heulen. (...)

Aber über Sozialismus – ganz einfach definiert als weniger Armut durch weniger Reichtum – muss man reden, wenn man nicht will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist.

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Anmerkung: Ein bemerkenswerter Kommentar, den N24 vom European übernommen hat. Besonders die folgende Passage hat es mir angetan - dem ist nichts weiter hinzuzufügen:

"Wem die Erinnerung an den realen Sozialismus dabei nicht behagt, der hat nur zwei Möglichkeiten: Entweder er bleibt bei dem 'Nie wieder!', wie es ihm sein Bundespräsident zum Jubiläum des Mauerbaus, selbigen stiekum zu Auschwitz machend, vorgebetet hat und wartet auf den moralisch revidierten, echt sozialdemokratischen, niemanden um seine Doppelgarage bringenden Kapitalismus, auf die Gefahr hin, dass er da lange warten kann. Oder er setzt sich hin und überlegt sich, ob die Welt Großbanken und Versicherungskonzerne tatsächlich braucht, und verabschiedet sich erst einmal von dem blindwütigen, geifernden, bornierten Antikommunismus, der in der BRD eine Art Staatsreligion ist und den selbst Thomas Mann für die 'Grundtorheit der Epoche' hielt."

Dienstag, 6. September 2011

Zitat des Tages: Unruhe

Schmaler wird der Pfad,
auf dem ich gehe.
Näher rücken
Abgründe.

Ohnmächtig sehe ich
den Hunger neben mir.
Hinter mir rast
blinde Wut.

Undurchdringlich ist
der Nebel vor mir.
Hoffnung nur im
tristen Grau.

Brüchiger scheint der
Boden unter mir.
Und in mir ist
Unruhe.

(Margit van Ham, in "Das Blättchen" vom 22. August 2011, 14. Jahrgang, Nummer 17)

Der feuchte Traum der neoliberalen Bande - diesmal bei Stern-TV

Sie arbeitet rund um die Uhr. Sechs Tage pro Woche und oft bis zu 15 Stunden am Tag. Michaela (...) ist Multijobberin. Um über die Runden zu kommen, hat die allein erziehende Mutter von zwei Kindern gleich drei Arbeitsstellen. Kein Einzelfall.

(Weiterlesen - nur mit eingeschaltetem Gehirn)

Anmerkung: Hier können wir ein Paradebeispiel dafür beobachten, wie die Konzernmedien versuchen, die konsequente und nachhaltige Ausbeutung von Menschen als "Heldentaten" und "erstrebenswerte Ziele für viele" anzupreisen. Es ist an Perfidie kaum zu überbieten, einem solchermaßen ausgebeuteten Menschen, der für 80 Stunden Arbeit pro Woche gerade mal 1.200 Euro netto im Monat (für einen Drei-Personen-Haushalt!) bekommt, unkommentiert den grotesken Satz "Ich will kein Sozialschmarotzer sein" in den Mund zu legen.

Beide Personen aus diesem Beispiel sind bedauernswerte Menschen - sie wussten es vielleicht nicht besser oder wollten mal ins Fernsehen (oder haben möglicherweise auch finanzielle Anreize dafür bekommen?) - in jedem Falle aber ist es ein bodenloser Skandal, dass es solche Fälle überhaupt gibt und dass diese dann auch noch als "leuchtende Beispiele" vorgeführt werden, an denen sich andere Hartz-Opfer offenbar orientieren sollen.

Beide Beispiele sind heftig. Die genannte Dame hat offensichtlich keine Zeit mehr, sich um ihre Kinder zu kümmern - das dürfte bei einer 80-Stunden-Woche ziemlich schwierig werden. Noch übler aber ist der zweite Fall, der deutlich macht, dass der vorgeführte Tagelöhner offensichtlich auch in den Zeiten, in denen er viel zu wenig zum Leben oder gar nichts verdient, keine staatlichen Hilfen bekommt bzw. beansprucht. Im Text heißt es dazu lapidar:

"Oft allerdings reicht das Geld auch nicht, dann muss [er] sich bei Freunden was leihen. In den letzten drei Monaten etwa waren es gerade einmal 500 Euro, die [er] nach Hause gebracht hat. In solchen - schlechten Zeiten - wünscht sich der Vater eines Sohnes nichts mehr als einen festen Job. Aber sonst ist er ganz zufrieden mit den Freiheiten, die die Gelegenheitsjobs mit sich bringen."


Das ist also der Ausweg, den Stern-TV seinen Zuschauern anpreisen will: Wenn das Geld nicht reicht, soll man sich eben etwas "bei Freunden" leihen. Offenbar haben in der Vorstellungswelt dieser TV-Redakteure alle Menschen viele reiche und spendable Freunde ... und wie dieses Geld letztlich zurückgezahlt werden soll, bleibt ebenso ein gehütetes Geheimnis. Auch wären weitere Informationen sehr hilfreich - wie beispielsweise die Frage nach den Krankenversicherungsbeiträgen des Tagelöhners, die ja offensichtlich nicht vom Amt und auch von keinem Arbeitgeber gezahlt werden, oder wie das Kind über die Runden kommt, oder wovon er die Miete, den Strom etc. zahlt. Auf jeden Fall sollte man nie - und das ist der Grundtenor dieses Beitrages von Stern-TV - die Hilfen des Staates in Anspruch nehmen, ganz egal, welchen Preis man auch zahlen muss. Jede auch noch so schamlose Ausbeutung ist hinzunehmen und wird sogar als "Freiheit" angepriesen - wer hingegen staatliche, gesetzlich garantierte Hilfe tatsächlich in Anspruch nimmt, ist automatisch ein "Sozialschmarotzer".

Da reibt sich die neoliberale Bande begeistert die teigigen Hände und schwelgt in feuchten Träumen - genau solche Untertanen braucht sie, die sich öffentlich und namentlich zur willfährigen Ausbeutung und Armut bekennen und dabei auch noch von "Freiheit" faseln ... - Die Dummheit der Betroffenen wird hier nur noch überboten von der Dreistigkeit und den schon obszön anmutenden neoliberalen Propagandaabsichten der Stern-TV-Macher.

Noch einmal: Schwarz-Gelb kürzt Behinderten die Leistungen

Seit der Hartz-Reform [sic!] im Frühjahr bekommen Tausende Behinderte weniger Geld. Die Koalition redet sich heraus, und die Betroffenen können sich kaum wehren.

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Anmerkung: Ich habe vor einiger Zeit schon zweimal auf diesen Skandal hingewiesen (hier und hier), geändert hat sich aber natürlich nichts. Ich hoffe sehr, dass die im Artikel angekündigten Klagen der Sozialverbände gegen diese menschenverachtende Praxis schnell eingereicht und dann auch zügig entschieden werden.

Es ist furchterregend, mit welcher Kälte und Arroganz die neoliberale Bande hier gegen die wahrlich schwächsten Teile der Gesellschaft vorgeht, die sich selber dagegen überhaupt nicht wehren können. Mir fällt dazu das schlimme Wort "Menschenfeindlichkeit" ein.

Nur am Rande sei darauf hingewiesen, dass die Verwendung des Begriffes "Reform" im Zusammenhang mit beispielsweise den Hartz-Gesetzen auch durch den Freitag nicht nachvollziehbar ist. Schon die ersatzlose Abschaffung der Arbeitslosenhilfe (Hartz-Gesetze) war keine "Reform", sondern eine schlimme Deformierung - und auch jede weitere Änderung dieser Gesetze, die fast immer (wie auch im vorliegenden Fall) eine weitere Verschlechterung für die Menschen bedeutet, ist keine "Reform der Reform", sondern eine weitere Deformierung. Wieso fällt es sogar Blättern wie dem Freitag und vielen anderen so unsäglich schwer, das irreführende neoliberale Neusprechvokabular zu boykottieren?

Sonntag, 4. September 2011

Alt, arm, arbeitslos: Von der Leyens "Gewinner am Arbeitsmarkt" im Portrait



Anmerkung: Es ist grotesk, was mit älteren Menschen in diesem Land angestellt wird. Im Film wird zwar nur die Oberfläche des Themas angerissen, aber das reicht eigentlich schon für die grundlegende Erkenntnis aus, dass von der Leyen als Sprachrohr der neoliberalen Bande wie gewohnt lügt und dass in diesem perversen System Menschen in großem Stil schlicht entsorgt und damit gezielt verarmt, entrechtet, drangsaliert und schikaniert werden.

Es stellt sich immer öfter die Frage, wieso es in diesem Land so ruhig bleibt.

Die Grenzen des Kapitalismus

Die gegenwärtigen sozialen Proteste deuten auf das Ende des heutigen Kapitalismus hin. Das skandinavische Modell mit hohen Steuerabgaben wäre eine Alternative. Doch das Wachstumsmodell als solches ist in der Krise.

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Anmerkung: Ein hübscher, kleiner Zustandsbericht zur aktuellen Lage, der allerdings längst nicht weitreichend genug in seiner Kritik ist. Der Autor kommt denn auch logischer Weise selbst zu dem Schluss: "Mit einer besseren, sozialeren Steuerpolitik allein wird es also nicht getan sein. Wir müssen ganz neu überlegen."

Anders als im Text postuliert wird, existieren allerdings etliche alternative Denk- und Konzeptansätze - es fehlt allein am politischen Willen in den etablierten Parteien, diese Ansätze überhaupt nur zur Kenntnis zu nehmen und zu diskutieren - geschweige denn, sie ernsthaft in Angriff zu nehmen. Lippenbekenntnisse und hohle Worte sind das Höchste, was man aus den Kreisen der neoliberalen Bande erwarten darf.

Die Ziele sind da klar ersichtlich: Die Besitzstände der "Elite" sollen gewahrt bleiben und vermehrt werden, die Umverteilungen und die Ausbeutung von Mensch und Natur sollen weitergehen wie zuvor. Anders als uns das momentane Rauschen im konservativen Blätterwald glauben machen will, gibt es nirgends in den Kreisen der politisch Verantwortlichen in Europa auch nur den Hauch eines Zeichens für eine Veränderung oder gar Abkehr vom radikal-kapitalistischen Katastrophenkurs.

In diesem Zusammenhang sei auch auf den in Deutschland meines Wissens bislang fast völlig missachteten Aufruf von Mikis Theodorakis hingewiesen: "An die empörten Bürger Griechenlands und Europas". Die Empörung ist das letzte Mittel, das uns bleibt - und wir sollten ihr nachdrücklich Ausdruck verleihen.