Dienstag, 6. September 2011

Der feuchte Traum der neoliberalen Bande - diesmal bei Stern-TV

Sie arbeitet rund um die Uhr. Sechs Tage pro Woche und oft bis zu 15 Stunden am Tag. Michaela (...) ist Multijobberin. Um über die Runden zu kommen, hat die allein erziehende Mutter von zwei Kindern gleich drei Arbeitsstellen. Kein Einzelfall.

(Weiterlesen - nur mit eingeschaltetem Gehirn)

Anmerkung: Hier können wir ein Paradebeispiel dafür beobachten, wie die Konzernmedien versuchen, die konsequente und nachhaltige Ausbeutung von Menschen als "Heldentaten" und "erstrebenswerte Ziele für viele" anzupreisen. Es ist an Perfidie kaum zu überbieten, einem solchermaßen ausgebeuteten Menschen, der für 80 Stunden Arbeit pro Woche gerade mal 1.200 Euro netto im Monat (für einen Drei-Personen-Haushalt!) bekommt, unkommentiert den grotesken Satz "Ich will kein Sozialschmarotzer sein" in den Mund zu legen.

Beide Personen aus diesem Beispiel sind bedauernswerte Menschen - sie wussten es vielleicht nicht besser oder wollten mal ins Fernsehen (oder haben möglicherweise auch finanzielle Anreize dafür bekommen?) - in jedem Falle aber ist es ein bodenloser Skandal, dass es solche Fälle überhaupt gibt und dass diese dann auch noch als "leuchtende Beispiele" vorgeführt werden, an denen sich andere Hartz-Opfer offenbar orientieren sollen.

Beide Beispiele sind heftig. Die genannte Dame hat offensichtlich keine Zeit mehr, sich um ihre Kinder zu kümmern - das dürfte bei einer 80-Stunden-Woche ziemlich schwierig werden. Noch übler aber ist der zweite Fall, der deutlich macht, dass der vorgeführte Tagelöhner offensichtlich auch in den Zeiten, in denen er viel zu wenig zum Leben oder gar nichts verdient, keine staatlichen Hilfen bekommt bzw. beansprucht. Im Text heißt es dazu lapidar:

"Oft allerdings reicht das Geld auch nicht, dann muss [er] sich bei Freunden was leihen. In den letzten drei Monaten etwa waren es gerade einmal 500 Euro, die [er] nach Hause gebracht hat. In solchen - schlechten Zeiten - wünscht sich der Vater eines Sohnes nichts mehr als einen festen Job. Aber sonst ist er ganz zufrieden mit den Freiheiten, die die Gelegenheitsjobs mit sich bringen."


Das ist also der Ausweg, den Stern-TV seinen Zuschauern anpreisen will: Wenn das Geld nicht reicht, soll man sich eben etwas "bei Freunden" leihen. Offenbar haben in der Vorstellungswelt dieser TV-Redakteure alle Menschen viele reiche und spendable Freunde ... und wie dieses Geld letztlich zurückgezahlt werden soll, bleibt ebenso ein gehütetes Geheimnis. Auch wären weitere Informationen sehr hilfreich - wie beispielsweise die Frage nach den Krankenversicherungsbeiträgen des Tagelöhners, die ja offensichtlich nicht vom Amt und auch von keinem Arbeitgeber gezahlt werden, oder wie das Kind über die Runden kommt, oder wovon er die Miete, den Strom etc. zahlt. Auf jeden Fall sollte man nie - und das ist der Grundtenor dieses Beitrages von Stern-TV - die Hilfen des Staates in Anspruch nehmen, ganz egal, welchen Preis man auch zahlen muss. Jede auch noch so schamlose Ausbeutung ist hinzunehmen und wird sogar als "Freiheit" angepriesen - wer hingegen staatliche, gesetzlich garantierte Hilfe tatsächlich in Anspruch nimmt, ist automatisch ein "Sozialschmarotzer".

Da reibt sich die neoliberale Bande begeistert die teigigen Hände und schwelgt in feuchten Träumen - genau solche Untertanen braucht sie, die sich öffentlich und namentlich zur willfährigen Ausbeutung und Armut bekennen und dabei auch noch von "Freiheit" faseln ... - Die Dummheit der Betroffenen wird hier nur noch überboten von der Dreistigkeit und den schon obszön anmutenden neoliberalen Propagandaabsichten der Stern-TV-Macher.

3 Kommentare:

jakebaby hat gesagt…

Das musst du unter der Kategorie 'Des eigenen Glueckes Schmied' verbuchen.

Immerhin rund 3.75 netto die Stunde und unter satte 5 Euro brutto.

Ich hatte es davon neulich mit dem Tammox und da gings uA. um Leute, die mit rund 20 Euro Vollzeit am Tag nach Hause kommen. (Deutschland)
Unser Schlagabtausch US vs Germany-Abartigkeiten wird zunehmend ekelhafter.
Der Punktestand ist vollkommen egal.
Deutschland gewinnt immer, da viele der jetzt gemeinsamen Widerlichkeiten schon immer Bestandteile Amerikas verkoerperten.

Nicht so in Deutschland.
Unfass aber dennoch vorhersehbar.
Und keiner siehts denn 'Blindness is our favorite Friend'

Gruss
Jake

Charlie hat gesagt…

Recht hast Du. Ich würde den Spruch aber etwas anders formulieren: "Blindness of the People is the favorite Friend of the Rich".

jakebaby hat gesagt…

Wenn das oberste 1% der Superreichen Amerikas soviel besitzt, wie die ersten/untersten 150 Millionen Amerikaner an Besitz (schulden), sind auch die Reichen 'anders blind.

In einer gefuehlt/realen, globalen 80/20 oder auch gerne 90/10 Gesellschaft, unterliegt die Blindheit der untergeschichteten Massen eher einer durchdeprimierten, hoffnungsgeloesten Aufgabe gegen eine uebermaechtig erscheinende Macht. Wissend oder unwissend, blind wie auch sehend.

Die Blindheit der 'Macht basiert auf Opportunity, bewusst, vorsaetzlich und unnachgiebig destruktiv, .....
Diese intentional destruktive Blindheit koennte man durchaus als zuegellosen Wahnsinn bezeichnen, welcher aber in keinster Weise den wahren/realen Charakter der diesbezueglichen 'Eliten entschuldigt.

Kaltbluetiges Verbrechen an Milliarden ..... und es sollen offensichtlicherweise noch viele mehr werden. .... Globalisierung!!

Gruss
Jake