Freitag, 8. Dezember 2017

SPD, CSU und Linkspartei: Modern und gerecht im Kapitalismus


Niemand muss mehr einen satirischen Text schreiben – die SPD übernimmt diesen Job liebend gerne, und das sogar ohne gefragt zu werden:

Chulzens SPD


"Das ist unser Weg: Modern und gerecht." (Dezember 2017)

Da kreischen die Synapsen, da klappern die Schräubchen und da knirscht der braune Sand im kaputten Getriebe, dass es eine wahre Wucht ist. Und weil mir zu diesem kafkaesken, geradezu aus der Zeit gefallenen Bild der Orwell'schen Parole am roten (*glucks*) Rednerpult aus der Hölle des blanken, stinkenden Irrsinns nichts weiter einfällt, ziehe ich den Kreis etwas weiter und begebe mich in die böse Schlangengrube der bayerischen Schwesterpartei, die inzwischen vor lauter Korruption und Faschismus nicht einmal mehr laufen kann:

  • Du fandest, Stoiber war ein intellektueller, menschenfeindlicher Tiefpunkt, der nicht mehr unterboten werden könne?
  • Du hast dich geirrt und bekamst Seehofer.
  • Nach Seehofer könne es nun aber wirklich nicht mehr schlimmer und korrupter werden, warst du dir sicher?
  • Und wieder lagst du falsch, denn nun steht Söder vor der Tür und brüllt "Ausländer raus!", während er sich die Taschen vollstopft und roboterhaft weitere rechtsradikale Floskeln absondert.
  • Nun endlich glaubst du, das untere Ende der Schlips-Borg-Verkommenheit sei damit aber wirklich, wirklich erreicht, denn noch tiefer könne selbst die Mafia nicht mehr sinken? Und du musst nicht lachen?
(To be continued, endlessly ...)

Was für ein Segen, dass wir die Linkspartei haben, die uns allesamt aus diesem himmelschreienden Jammertal ins kapitalistische Paradies zurückführen wird. Und das verstehen die FähnchenschwenkerInnen in Kleinbloggersdorf, die dieses lächerliche Abziehbild der SPD wie von Sinnen bewerben, keineswegs als Drohung. So "modern und gerecht" wie die SPD ist die Linkspartei noch allemal. Diesmal aber "in echt" und nicht bloß "gelogen". Da kannste drauf wetten! Wirklich! Ganz ehrlich! Der Kapitalismus ist voll gut, wenn man an ein paar Schräubchen dreht! Das sagt ja sogar Jeanne d'Agenknecht, und die muss es ja wissen, schließlich hat sie studiert und keinerlei Interesse an Geld und Macht.

Die stramme Rebellin würde auf ihre fast 10.000 Euro monatlich als Bundestagsabgeordnete auch sofort verzichten, wenn dadurch der richtige politische Weg erreichbar wäre! Leider ist das aufgrund der Chulz-SPD und der Söder-Mafioso nicht der Fall, also muss sie das Geld wohl oder übel nehmen. Das tut – na ja, zumindest in der Parteitheorie – ein kleinwenig weh, aber ein paar Lebensmittel braucht die Dame ja auch. Wir wollen ja nicht, dass sie verhungert. Dass ihr Gatte als ehemaliger Bundesminister und Ministerpräsident längst bis zum Lebensende ausgesorgt hat und mehr als genug Kohle in die "Bedarfsgemeinschaft" des Ehepaars "einbringt", soll da gar nicht weiter stören. Man nimmt eben gerne in solchen Kreisen, und da grätscht auch kein Amt herein, das den "Bedarf prüft". Das betrifft in Kapitalistan schließlich nur die Ärmsten, die auch den letzten Geldeingang auf dem Konto in Höhe von drei Euro rechtfertigen müssen.

Und da treffen sich all diese Figuren des kapitalistischen Reigens, den sie munter in Richtung Eigennutz und Abgrund mittanzen, wieder: Weder ein Chulz, noch ein Stoiber, ein Seehofer, ein Söder, ein Lafontaine oder wer auch immer muss sich jemals wieder Sorgen darüber machen, wie zur Hölle nächsten Monat die Miete oder die Stromrechnung bezahlt werden soll. Da geht es eher um solche Fragen wie: "Welche/n Posten wird die Herrschaft mir in der Anschlussverwertung wohl anbieten und was bekomme ich da fürs Nichtstun?" Wenn es ganz schlecht läuft – wie bei Stoiber, der nun wirklich zu dumm ist, um sich die Schuhe zuzubinden – muss man eben zähneknirschend nach Brüssel und dort zumindest so tun, als arbeite man für das zusätzliche Geld. Soviel Aufwand müssen geringfügig schlauere Mafioso wie Schröder, Fischer, Koch & Co. gar nicht betreiben - da reicht es, zwei-, drei- oder viermal im Jahr auf einer Tagung in einem Luxushotel irgendwelchen Blödsinn in Mikrophone abzusondern und schon rauscht der Geldsegen.

Wenn das alles nicht "modern und gerecht" ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Es wird wirklich mal wieder Zeit für eine GroKotz. Nicht nur in der SPD sehnen sich so viele nach den sicheren Pfründen, die ihnen ein sorgloses Leben bis zur Bahre ermöglichen. Ich tue das ebenfalls.

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Die weiße Weste


"Wie sich der kleine Max die Anwendung des Säuberungsgesetzes vorstellt ..."

(Zeichnung von Helmut Beyer [1908-1962], in: "Der Simpl", Nr. 9 vom August 1946)

Song des Tages: Tyranny of Secrets




(The Mission: "Tyranny of Secrets", aus dem Album "Another Fall from Grace", 2016)


Mittwoch, 6. Dezember 2017

Alle Jahre wieder: Advent, Advent, Gehirnchen brennt


"Alle Wochen wieder kommt das Propagandakind ..."

Ich kann es nicht mehr zählen, wie oft ich mich in den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren über die stets überschwenglich herausposaunten "Verbesserungen" auf dem kapitalistischen "Arbeitsmarkt" ausgelassen habe. Die Propagandakanone der Kapitalhuren hört damit jedoch nicht auf, so dass auch ich dazu gezwungen bin, die ewige Wiederholung immer und immer wieder zu praktizieren. Gerade durfte ich bei n-tv (und gleichlautend in fast allen anderen Qualitätsmedien) lesen:

Engpässe in ersten Branchen: Arbeitslosenzahl sinkt auf historisches Tief / Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft geht ins achte Jahr – und auch auf dem Arbeitsmarkt hält der Boom an. Nie zuvor waren im wiedervereinigten Deutschland weniger Menschen ohne Job.

Das muss man erst einmal verdauen: Seit nunmehr mindestens acht Jahren geht es "uns" also so gut wie "nie zuvor". Das sitzt. Was soll ein linksgrün-versiffter Kommunist wie ich dagegen bloß haben können, wenn es nun sogar schon "Engpässe" in gewissen Branchen gibt? Ob das wohl an der mangelhaften Qualifikation des zur Verfügung stehenden Schröder'schen Heers der verzweifelt nach Erwerbsarbeit Suchenden oder doch eher am ungenügenden Angebot der Ausbeuter liegt? Solch dumme Fragen stellt in Kapitalistan aber niemand mehr, denn hier herrscht der "Eigenverantwortungs-" und "Konkurrenz"-Wahn: Wenn Du keinen Porsche, keine Villa und keine Segeljacht besitzt, bist Du eben selber schuld!

"... auf die Erde nieder, wo wir Schafe sind"

Da fällt auch niemandem mehr auf, dass in derselben Kuhpresse – meist auf Seite 39ff unter "Ferner liefen" und nach den Lokalnachrichten über den Taubenzuchtverein – immer wieder Meldungen wie diese an die braune Oberfläche ploppen wie auf der gärenden Oberfläche eines vulkanischen Sees:

Das ist Volksverdummung / (...) Zunächst einmal fehlt die eine Million Menschen, die von Fremdfirmen vermittelt werden oder zum Zeitpunkt der Erfassung krank sind. Auch Hartz-IV-Empfänger über 58 Jahre und Ein-Euro-Jobber werden nicht als arbeitslos registriert. Das weist die Statistik als Unterbeschäftigte aus, im Kleingedruckten. Dann sind wir statt bei 2,4 Millionen Arbeitslosen in Deutschland schon bei 3,3 Millionen. Aber das ist auch noch nicht die volle Wahrheit. Da fehlen noch die Teilzeitangestellten, die gerne 30 Stunden in der Woche arbeiten würde, aber nur zehn oder 20 Stunden arbeiten können, weil sie keine andere Möglichkeit finden. Von den zwölf Millionen Teilzeitbeschäftigten sind das sechs Millionen. (...) Wenn Sie alle mitrechnen, von denen ich gerade gesprochen habe und dann noch die stille Reserve derjenigen dazurechnen, die sich nicht bei der Arbeitsagentur melden, sind Sie schnell bei fünf bis sechs Millionen und nicht mehr bei 2,4 Millionen.

Nun, das wissen "wir" ja alles seit geraumer Zeit und glauben dem albernen Schmonzes daher nicht mehr, nicht wahr. Es ist zwar dumm, dass die aktuelle Politik sich nach wie vor auf diese in penetranter Vehemenz wiederholenden Falschmeldungen bezieht und die Regionalseiten des Blätterwaldes nicht beachtet, aber Schafe revoltieren nicht, sondern blöken bloß und folgen brav den Anweisungen der Herrschaft. Die versorgt "uns" unablässig mit weiteren Wohlfühlmeldungen (zitiert nach n-tv):

Deutsche gerade sehr entspannt: Kaum Sorgen bei der "Generation Mitte" / Den 30- bis 59-Jährigen in Deutschland geht es gut, so gut wie noch nie sogar. Das sorgt für Gelassenheit und Zufriedenheit.

"Kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus ..."

Da haben wir es schwarz auf weiß: Wenn Du noch immer nicht "gelassen" und "zufrieden" bist, machst Du wohl etwas falsch – wir leben mitten im Paradies und können bzw. dürfen uns nichts besseres vorstellen als diese göttliche Segnung des kapitalistischen Ausbeutersystems. Merke: Du lebst, um Profit für Reiche zu erwirtschaften – wenn Du das nicht kannst oder ("Jessusmaria!") nicht willst, hast Du Deine Existenzberechtigung verwirkt.

Der kapitalistische Segen macht sich für jeden bemerkbar in diesem verkommenen Land breit:

422.000 Menschen haben keine Wohnung / Die Zahl der Menschen in Deutschland ohne Wohnung schnellt nach oben. Mehr als jeder zehnte Wohnungslose lebt auf der Straße. Ein Wohnungslosenverband macht vor allem die Privatisierungswut der öffentlichen Hand verantwortlich (...).

Diese Menschen sind eben selber schuld, dass sie kein Dach mehr über dem Kopf haben, gelle. Der gnadenvolle Segen des kapitalistischen Wohlstandes hat ihnen die Hand gereicht, diese VerräterInnen haben sie aber dreist ausgeschlagen! Erst letztes Jahr – wiederum zu Weihnachten – durfte ich im Rahmen eines sehr bürgerlichen, geradzu spießigen Weihnachtsfestes den Ausführungen eines SUV-Fahrers und ehemaligen DDR-Bürgers lauschen, der damals bemerkte: "Rausschmeißen sollte man das Gesocks. Ab nach Rumänien, da können sie betteln und schmarotzen!" – Zuvor saßen wir brav gemeinsam in der Dorfkirche und lauschten mehr oder weniger andächtig den Klängen des christlichen Weihnachtsmärchens, während draußen, was ich erst später erfuhr, ein Mann in der Kälte erfror – er war nicht in die warme Kirche gelassen worden, weil er "betrunken" oder sonstwie nicht "angemessen" aufgestellt war. Wieviele Menschen in Deutschland müssen wohl dieses Jahr sterben, weil auch der Staat bzw. seine bürokratischen ErfüllungsgehilfInnen ihnen mit festen Stahlstiefeln ins Gesicht tritt, anstatt ihnen zu helfen?

"... geht auf allen Wegen mit uns ein und aus"

Die Zahlen sind umstritten – bei Zeit Online war beispielsweise zu lesen:

Die Zahl der wohnungslosen Menschen ist in Deutschland im vergangenen Jahr stark gestiegen: Insgesamt waren 2016 etwa 860.000 Menschen ohne Wohnung, wie die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) mitteilte.

Aber auch das ändert nichts daran, dass sowohl die Politik, als auch die "bürgerliche" Meinung bei ihrer vehement menschenfeindlichen Linie verbleibt. Wann hat man zuletzt davon gehört, dass irgendein Politiker oder "Bürger der Mitte" den Kapitalismus kritisiert habe? Ist das 50, 70 oder schon 100 Jahre her? Wer spricht heute noch davon, dass es ein ausgemachter Skandal ist, wenn es einerseits ein paar wenige GesellInnen gibt, die Millionen und Milliarden horten, während so viele, viele andere sogar im Herzen Kapitalistans nicht wissen, wie sie die nächste Woche ohne Hunger, Stromsperre und/oder den Verlust der Wohnung überstehen sollen?

Immerhin wissen wir dank der Kuhpresse, was Madame Merkel und die übrigen Polithuren in Berlin ganz und gar nicht interessiert:

In Berlins Straßen wächst das Elend / Die Temperaturen nähern sich dem Gefrierpunkt. Der bevorstehende Winter bringt Tausende Menschen in Berlin in Lebensgefahr.

Es sind ja bloß "Nutzlose". Die dürfen ruhig verrecken, auch wenn das niemand öffentlich sagt. So denkt man in Kapitalistan – nicht bloß in der "Regierung", sondern auch im faschistischen Umfeld der Bevölkerung. Es wird endlich wieder Zeit für braune und schwarze Uniformen und rote Armbinden unterm Weihnachtsbaum. – Wenn ich soviel kotzen würde wie ich müsste, wäre mein Klo seit Langem verstopft und mein Wohnort nicht mehr nur eine intellektuelle Kloake.

Es geht uns so gut wie nie zuvor, sagen sie.

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Abseits



(Zeichnung von Anton Hansen [1891-1960], in "Simplicissimus", Heft 42 vom 12.01.1925)

Weihnachten auf dem "Narrenschiff": Geschenke für LeserInnen


Während anderswo in Kleinbloggersdorf fleißig um Spenden gebettelt wird – was dort allerdings das ganze Jahr über und nicht bloß zu Weihnachten geschieht – gibt es auf dem "Narrenschiff" heute Geschenke.

Es geht um zwei Computerspiele (für den PC), die ich abzugeben habe, nämlich um "Pirates of the Flying Fortress" und "Castle Defense" aus dem "Two Worlds II"-Umfeld. Über ersteres (das ich jedem Rollenspielliebhaber nur wärmstens empfehlen kann), habe ich mich hier bereits ein wenig ausgelassen.



Es handelt sich natürlich um unbenutzte, nagelneue Original-DVDs (eine davon noch eingeschweißt). Wer also Interesse an einem oder auch an beiden Spielen hat, möge sich mit entsprechenden Kontaktinformationen in den Kommentaren oder per Mail (editor@gmx.li) bei mir melden. Bei mehr als einer/einem Interessierten entscheidet das (anonyme) Los beim nächsten Blogger-Kaffee mit dem Altautonomen und eventuellen weiteren Gästen – einen Versand noch vor dem 24.12. kann ich in dem Falle nicht garantieren, dafür aber den Datenschutz: Außer mir erfährt niemand den Namen oder gar die Adresse des/der "Gewinners/Gewinnerin". Die anfallenden Verpackungs- und Portokosten übernehme ich selbstverständlich ebenfalls selbst.



Vielen Dank für Euer Interesse an meinem "subversiven" Blog! :-)

Montag, 4. Dezember 2017

Song des Tages: Through the Eyes of the Devil




(Mercenary: "Through the Eyes of the Devil", aus dem Album "Metamorphosis", 2011)

I am disorder, reign the night
I'm spreading terror, death by my side
I face the never, clothed in leather

I will never turn my face
And face dishonour
You will never put me in the fucking corner

In despair the fallen sinners
Bow their heads and await their death
Do you see me? – See me now

Never ends, you will make amends
The sins of your father are yours now
To repay through endless days
I'll hurt you in endless ways

I am the pain, I am the needles in your spine
And through my endless torture my existence is divine
Cut yourself, and you will see it's not a dream
My existence, pure and evil, this is me

In dismay the broken sinners
Upon their cross, their life is lost
Do you see me? – See me now

Never ends, you will make amends
The sins of your father are yours now
To repay through endless days
I'll hurt you in endless ways

Feel now the silence filling you
Bleed now as the needle punches through

It never ends ...



Anmerkung: Dieser Song ist ein hübsches Statement aus Dänemark zum dystopischen Thema der staatlichen Totalüberwachung. Wenn "unser" Überwachungs- und Repressionsminister Thomas "die Misere" das Liedchen verstünde, würde er es wohl verbieten lassen. Genießen wir's also, solange so etwas Subversives – bislang ohne staatliche Zensur – noch geschrieben und aufgenommen bzw. veröffentlicht wird. In jedem Fall ist dieses kraftvolle Musikstück ein wunderschöner, herz- und hirnerfrischender Kontrast zum gruseligen Einheitsbrei des "neuen deutschen Gewimmers", mit dem TV- und Radioanstalten seit Jahren das ganze Land überschwemmen und das letzten Endes in der musikalischen Hölle und intellektuellen Einöde der Schlager-, Zombie- und vorgeblichen "Volks"-Musik – die gar keine ist – mündet.