Samstag, 28. Juni 2014

Song des Tages: This Ship's Going Down




(Voltaire: "This Ship's Going Down", aus dem Album "To The Bottom Of The Sea", 2008)

A gargantuan hole in the bow will the ocean to enter allow.
Oh, but more a sin than letting it in, it's letting our good fortune out.
The nest to the storm did succumb, while the crow hid his fear in the rum.
And the mast, it broke and threw out the bloke and well now he's surely my chum.

Love letters from under his bed, holds the cabin boy over his head
A futile try to keep it dry what tears have already wet.
They were penned by a girl in Merak, and the Javanese value their tact.
She'll conclude he's horribly rude 'cause he's sure as hell not writing back.

'Cause this ship's going down,
All on account of the weather.
Though we'll drown, there's no need to frown
'Cause we're all going together.
And I won't say: "Woe is me"
As I disappear into the sea,
'Cause I'm in good company
As we're all going together.

I've had women of every kind, but the only one truly was mine
Is the one at home who'll be alone when I am full-up with brine.
For my son I had always a plan, for to raise him as best as I can.
Oh well, you can bet, my only regret is to not see him grow to a man.

'Cause this ship's going down,
All on account of the weather.
Though we'll drown, there's no need to frown
'Cause we're all going together.
And I won't say: "Woe is me"
As I disappear into the sea,
'Cause I'm in good company
As we're all going together.

I was sinking down into the brine, when a curious sight caught my eye.
Seaman Shaft had found him a raft and was makin' a speedy goodbye.
At the risk of sounding absurd, I have always been good as my word.
So a fishgig I lanced into his eye and I knocked his ass overboard.

'Cause this ship's going down,
All on account of the weather.
Though we'll drown, there's no need to frown
'Cause we're all going together.
And I won't say: "Woe is me"
As I disappear into the sea ...
Oh, hell!
'Cause you've all been so good to me,
So we're all going together.



Anmerkung: Ich weiß, ich hatte diesen Song schon vor zwei Jahren hier im Blog, aber das ändert nichts daran, dass ich ihn einfach klasse finde und ihn immer wieder gerne höre - ganz besonders dann, wenn wieder einmal offensichtlich wird, dass wir alle gemeinsam in eben jenem besungenen Schiff hocken, das sich unweigerlich auf seinem klar erkennbaren kapitalistischen Weg "to the bottom of the sea" befindet. Es ist dabei nur eine bemerkenswerte, wahrlich nicht ironiefreie Randnotiz, dass es sich ausgerechnet um einen us-amerikanischen Musiker handelt, der sich heute den wunderbaren Namen "Voltaire" gegeben hat.

Donnerstag, 26. Juni 2014

Wenn Entenhausen gewalttätig wird


Es gibt in der Regel gute Gründe, weshalb ich auf eine bestimmte Website nicht verlinke - die Seite "duckhome" gehörte bisher dazu, weil ich sie ohne die Zuhilfenahme eines Lektors kaum lesen konnte, da der Autor es nicht hinbekam, auch nur einen einzigen Satz fehlerfrei zu tippen und ich demnach beim Lesen - unabhängig vom Inhalt - schon formal ständig stolperte.

Das hat sich nun geändert, denn was ich kürzlich dort lesen musste (inklusive der Kommentare, denn dort legt der Autor allzu deftig und heftig nach), sprengt den Rahmen alles Vertretbaren und offenbart genau den muffigen braunen Geist, mit dem ich nie wieder etwas zu tun haben wollte. Es ist zwar ein alter Hut, dass Gewalt Gegengewalt produziert - aber mit welcher Vehemenz hier für Gewalt gegen die zweifellos schuldigen Vertreter und Verfechter der kapitalistischen Verbrecherbande geworben wird, hat meinen Atem stocken lassen. Wir erleben hier hautnah, wie der kapitalistische Terror rege Früchte trägt und aus seinen Opfern ebensolche entstellte Monstren des Eigennutzes macht.

Westerwelle und seine in die publizistische Welt posaunte Krebserkrankung sind das beste Beispiel dafür - wie die Geier stürzen sich Jochen Hoff und seine UnterstützerInnen auf diese Nachricht und offenbaren ein Welt- und Menschenbild, das steinzeitlicher, verachtenswerter und dümmer kaum sein könnte: "[Westerwelle] muss mit unserem Hass leben, so wie er uns gehasst und verachtet hat." Der Mann erkennt also, dass sein persönlicher Hass die Grundlage seiner schlimmen Entgleisungen ist, ohne aber die intellektuell notwendigen Schlussfolgerungen zu ziehen (ziehen zu können?) - dümmer und simpler geht es kaum.

Es hat sich offenbar auch im Jahr 2014 noch immer nicht herumgesprochen, deshalb wiederhole ich es hier noch einmal: Nicht die (jederzeit austauschbaren) ProtagonistInnen des kapitalistischen Systems sind der Feind, sondern das System selbst! Wie es scheint, sind wir in informationeller und intellektueller Hinsicht auf dem Stand der französischen Revolution (1789) stehen geblieben - der Herr Hoff ist ein bedrückendes, mutlos machendes Beispiel dafür.

Wer Menschen massakrieren will - aus welchen Gründen auch immer -, der bleibt ein faschistisches Arschloch. Das gilt nicht nur für Westerwelle, sondern ganz besonders auch für den Herrn Hoff.

Lernt diese Menschheit denn wirklich niemals?


Mittwoch, 25. Juni 2014

Realitätsflucht (3): Kingdoms of Amalur


Nun ist es wieder soweit: Während überall der Fußballterror den wirklichen Terror der kapitalistischen Ausbeutungs-, Überwachungs- und Unterdrückungsmaschinerie überlagert, habe ich mich mal wieder in virtuelle Landschaften geflüchtet und dieses Mal die "Königreiche von Amalur" gewählt.

Ich weiß (und wusste es vorher), dass dieses Spiel von vielen Seiten in der Luft zerrissen worden ist und offenbar auch ein ökonomischer Misserfolg für den "Premium"-Entwickler Electronic Arts war - dennoch wollte ich es mir nicht nehmen lassen, den kommerzialisierten Fehlschlag selbst auszuprobieren - einen herzlichen Dank an dieser Stelle an den edlen Spender, der mir das Spiel zur Verfügung gestellt hat.

Was soll ich sagen - es ist in der Tat ein "Rollenspiel für Dummies", das keine erwähnenswerten Rätsel oder andere Herausforderungen für den geneigten Rollenspieler bietet. Ich kann das zwar noch nicht abschließend beurteilen, da ich das Spiel erst (geschätzt aufgrund der bislang freigeschalteten Weltkarte) zu etwa zwei Dritteln durchgespielt habe, aber es würde mich arg wundern, wenn sich das jetzt im Endspurt noch änderte.

Trotzdem: Es ist ein wunderbares, unterhaltsames, fantasievolles Spiel, das in vielerlei Hinsicht überzeugen kann. Die Story ist zwar nicht progressiv, immerhin aber nicht langweilig und zudem stimmig erzählt - gerade die Umsetzung der Dialoge ist sehr professionell, was insbesondere für die englische Fassung gilt, denn die spiele ich: Es ist eine helle Freude, den verschiedenen englischen Dialekten zu folgen, die bestimmten Bevölkerungsgruppen von Amalur zugeordnet wurden. Es ist mitunter sehr erheiternd, den konsequent in konservativstem "British English", oftmals allzu arrogant vorgetragenen Predigden der "Feien" zuzuhören, während beispielsweise die Gnome ebenso konsequent mit einem überaus prägnanten schottischen Akzent reden.

Den einzigen Wermutstropfen mache ich hier bei den "Reisenden" ("Travellers") aus, die im Spiel die genrebekannte Gruppe der Diebe bildet. Die "Travellers" gibt es in Britannien und den USA allerdings wirklich, und es sind tatsächlich "Reisende" - wieso muss in einem solchen Spiel nun das altbekannte Ressentiment bedient werden, dass solche Menschen "Diebe" seien? Denken Menschen, die so etwas entwickeln, nicht nach - oder pflegen sie ein solches rassistisches Weltbild, frei nach dem Motto: "Zigeuner klauen eben"?

Davon abgesehen macht dieses Spiel einfach nur Spaß: Man kann die eigene Spielfigur in verschiedene Richtungen entwickeln und verschiedene Fähigkeiten erlernen und ausbauen - und die visuelle Umsetzung dieser Fähigkeiten in der Auseinandersetzung mit den vielen mehr oder weniger fiesen Gegnern, die überall in der großen Spielwelt lauern, ist fantastisch. Es versteht sich von selbst, dass man auch Tränke brauen, Waffen und Rüstungen schmieden und diese durch Magie verzaubern (also verbessern) kann - und im Gegensatz zu anderen Spielen darf ich hier resümieren, dass in den meisten Fällen die selbst hergestellten und verzauberten Gegenstände weitaus besser sind als alles, was man in der reichhaltig bestückten Welt von Amalur so findet.

In so mancher Kritik zu diesem Spiel habe ich Vergleiche zu "Skyrim" gefunden - was aber völliger Blödsinn ist, denn allein durch die comicartige Grafik wird ja schon klar, dass es hier um eine ganz andere Liga geht.

Ich jedenfalls freue mich tierisch darauf, das gebeutelte Amalur in Bälde von den fiesen Bedrohungen zu befreien ... :-)


Dienstag, 24. Juni 2014

Zitat des Tages: Haus ohne Fenster


Der Schmerz sargt uns ein
in einem Haus ohne Fenster.
Die Sonne, die die Blumen öffnet,
zeigt seine Kanten
nur deutlicher.
Es ist ein Würfel aus Schweigen
in der Nacht.

Der Trost,
der keine Fenster findet und keine Türen
und hinein will,
trägt erbittert das Reisig zusammen.
Er will ein Wunder erzwingen
und zündet es an,
das Haus aus Schmerz.

(Hilde Domin [1909-2006], in: "Nur eine Rose als Stütze. Gedichte", 1959)