Mittwoch, 27. Juli 2011

Knastfabriken – das menschenverachtende Gulagsystem der USA

(...) Carol Strickman vom Mediatorenteam kritisierte, es sei "äußerst beunruhigend", dass die Gefängnisbehörde kein substantielles Angebot in Hinblick auf die Hauptforderung der Streikenden gemacht habe, die Langzeitisolierung zu beenden. "Manche dieser Männer sind seit 20 oder mehr Jahren im SHU-Trakt und tragen schwere gesundheitliche Schäden davon, weil sie 23,5 Stunden pro Tag in einer Betonzelle von 1,80 mal drei Meter eingesperrt sind." Die Häftlinge würden nicht mehr als die Einhaltung grundlegender Menschenrechte fordern, so Strickman. (...)

Die Ursachen für die unerträglichen Haftbedingungen haben System im "gefängnisindustriellen Komplex" der USA. Streik- und Protestaktionen der Insassen sind deshalb an der Tagesordnung. Der letzte große Streik fand im Dezember 2010 im Südstaat Georgia statt. Tausende Gefangene weigerten sich, ihre Zellen zu verlassen und zu arbeiten. Auch sie verlangten nur die Achtung ihrer minimalen Rechte: Zugang zu Ausbildungsmöglichkeiten, faire Bewährungsverhandlungen, angemessene medizinische Versorgung, nahrhafte Mahlzeiten, Entlohnung ihrer Arbeit und ein Ende aller grausamen Zusatzstrafen. Die offizielle Antwort: Prügel, Zwangsverlegungen und Isolationshaft. (...)

Derzeit befinden sich allein über eine Million afroamerikanische Männer und Frauen im "gefängnisindustriellen Komplex". Der Begriff umschreibt, dass es sich dabei um einen beständig wachsenden Wirtschaftszweig handelt, in dem Arbeitszwang für alle herrscht. Zunehmend lassen Industrie und US-Armee in den Knastfabriken produzieren. Konzerne und Privatgefängnisindustrie machen Milliardengewinne mit der Zwangsarbeit der Inhaftierten. Ein lukrativer "Billiglohnsektor" im eigenen Land, kein Ärger mit gewerkschaftlich organisierten Werktätigen oder unkalkulierbaren Veränderungen in den üblichen Billiglohnländern.

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Anmerkung: Privatisierte Gefängnisse, die Profit "erwirtschaften", flächendeckende Zwangsarbeit, eine Zunahme der Gefangenenzahlen von 200.000 Personen im Jahre 1968 auf 2,3 Millionen im Jahre 2008 - das klingt doch nach einer weiteren tollen neoliberalen Idee für die kapitalistischen Ausbeuter auch in Deutschland!

Wie pervers muss der Neoliberalismus eigentlich noch wüten, bis auch der letzte Minderbemittelte bemerkt, dass der Fisch nicht nur vom Kopf her, sondern gänzlich stinkt - und eigentlich längst vermodert und verfault ist? Ein solches pervertiertes System ist doch geradezu darauf erpicht und angewiesen, dass möglichst viele und zunehmend mehr (vornehmlich junge) Menschen inhaftiert werden, damit sie gezielt und durchorganisiert ausgepresst und ausgebeutet werden können. Wie ist der drastische, explodierende Anstieg der Zahl der Inhaftierten in den USA sonst zu erklären? Und wie ist es in irgendeiner Form ethisch zu rechtfertigen, wenn irgendwelche Superreiche sich unter Ausnutzung und Ausbeutung dieser Inhaftierten private Profite aneignen?

Immer öfter ertappe ich mich bei der Lektüre solcher Berichte aus dem "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" bei dem verstörenden Gedanken, versehentlich in die Lektüre eines dystopischen Science-Fiction-Romans geraten zu sein. Aber diese Horrorwelt, die da immer wieder beschrieben wird, ist leider real - und sie ist in Siebenmeilenstiefeln auf dem Weg zu uns bzw. teilweise schon längst angekommen.

Der Kapitalismus zeigt uns hier einmal mehr sein wahres Gesicht. Demokratie, Freiheit oder Gerechtigkeit haben keine Bedeutung für dieses menschenverachtende System - und wenn Menschenrechte dem Profit der schlipstragenden Aasgeier im Wege stehen, haben auch diese selbstredend keine Bedeutung und Berechtigung mehr.

Freuen wir uns auf das Kommende.

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