Mittwoch, 27. Juli 2011

Wie die CDU sich selbst karikiert: Über "soziale Kompetenzen" und "Ellbogenmentalität"

Die Mehrheit der Asylbewerber [sei] sozial inkompetent und nicht in der Lage, selbstverantwortlich in eigenen Wohnungen zu leben: Diese Ansicht jedenfalls vertritt der CDU-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern in einem Schreiben zur Heimunterbringung von Flüchtlingen an den Schweriner Flüchtlingsrat, das dieser jetzt auf seiner Homepage veröffentlichte. Auch eine passende "Therapie" hat die CDU für die angeblich verhaltensauffälligen Flüchtlinge: die Unterbringung in einer Gemeinschaftsunterkunft, enge Flure und Mehrbettzimmer inklusive.

(...) Auf die Forderung, die Heimunterbringung abzuschaffen, erklärte der CDU-Landesverband seine ablehnende Haltung so: "Die Mehrheit der Asylbewerber hat Defizite hinsichtlich allgemeiner Regeln des Zusammenlebens. Viele zeigen Verhaltensauffälligkeiten (wie) mangelnde Konfliktfähigkeit, niedrige Toleranzgrenze, 'Ellenbogenmentalität' und Defizite in den sozialen Kompetenzen (beim) Verhalten gegenüber Mitmenschen, insbesondere Frauen und Kindern. (...) Durch die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften und die damit einhergehende Betreuung werden soziale Kompetenzen erworben."

(...) Warum dennoch an der Heimunterbringung festgehalten wird, zeigt eine Stellungnahme des brandenburgischen Landkreises Oberspreewald-Lausitz in einem Rechtsstreit um die Unterbringung von Flüchtlingen von November 2007. Darin heißt es, der Zweck der Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften sei unter anderem, Asylbewerber und potenzielle Nachahmer abzuschrecken.

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Anmerkung: Über soziale Kompetenzen in der CDU muss man, wie ich glaube, keine Worte mehr verlieren - diese sind - ebenso wie soziale Bestrebungen - schlicht nicht vorhanden. Auch zur Ellenbogenmentalität, die gerade von der CDU und dem Rest der neoliberalen Bande ja extrem befeuert und auch vorgelebt wurde und wird, ist nahezu alles gesagt ("Eigenverantwortung" - purer Egoismus also). Wie perfide ist es aber, wenn dieselbe Bande nun Flüchtlingen, die in den meisten Fällen schon ein so hartes Schicksal erdulden müssen und fast alles verloren haben, per se soziale Inkompetenz und ausgerechnet "Ellenbogenmentalität" unterstellt? Ich kann darin nur puren Rassismus und einen vollständigen Realitätsverlust (oder wahlweise eine dreiste, bewusste Lüge) erkennen.

Es ist erfreulich, dass die taz wenigstens am Rande darauf hinweist, dass das ganze hochalberne Gerede von einer "therapeutischen Wirkung" und dem "Erwerb sozialer Kompetenzen" sowieso nichts als lauwarme Luft ist und es in Wahrheit um "Abschreckung" geht. Unsere "christlichen Volksvertreter", wie gewohnt in trauter Eintracht mit den "Sozialdemokraten", stigmatisieren und drangsalieren Flüchtlinge, die bei uns Schutz suchen, in der christlich-sozialdemokratischen Hoffnung, dies werde weitere Flüchtlinge erfolgreich davon abhalten, ebenfalls hierher zu kommen.

Haben all die Personen, die sich so etwas ausdenken, rechtfertigen und seit Jahren in die Tat umsetzen, alle zuvor das Pamphlet des irren norwegischen Terroristen gelesen? Woher sonst kommt eine solche abstoßende Menschenfeindlichkeit? In dieser Eiszeit der rechten Ideologen lernt man wahrlich das Schaudern und Gruseln.

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