Samstag, 14. Januar 2012

Der Sieg der Dummheit

Sie ist Voraussetzung für jede Karriere, Garant für bleibenden Reichtum, Grundlage einer zufriedenen Existenz – die Dummheit. Diese These vertritt Esther Vilar in ihrem in einer Neuauflage erschienenen Buch "Der betörende Glanz der Dummheit". (...)

Esther Vilar: Nun, [die Dummheit] bringt einen nach oben. Wenn man reich ist, hilft sie einem, sein Vermögen zu behalten. Einem Dummen fällt es nicht schwer, den Bedürftigen ihre Wünsche abzuschlagen, weil er sich gar nicht in diese hineinversetzen kann. Und dann geht natürlich auch das Karrieremachen leichter.

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Anmerkung: Dieses Buch ist interessant zu lesen - es bietet manch neue Einsicht in einige Dinge, über deren Wesen man eigentlich ausreichend nachgedacht zu haben glaubte. Einzig beim Thema Religion kann ich Vilar nicht folgen - es will mir partout nicht einleuchten, weshalb die Vorstellung vom Tod ein so großes Entsetzen verursachen sollte, dass auch intelligente Menschen Zuflucht bei Religionen suchen.

Desillusionierend ist das Buch aber allemal, da es wenig Raum für einen positiven Ausblick in die Zukunft lässt. Den Siegeszug der Dummheit können wir gerade ja wieder Tag für Tag mitverfolgen - sogar mit Pauken und Trompeten.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Esther Vilars "Der dressierte Mann" habe ich einmal vor Publikum gelesen. Ich mag ihre schlaue Art, diesen Humor, der, um etwas zu beweisen, oft von der Gegenannahme ausgeht und zeigt, wie irrsinig das Gegenargument ist. Das schönste Kompliment für diese Art der Logik machte bei der Lesung ein Mann, der plötzlich hinaus gegangen ist. Er sagte noch "Ich halt´s nicht mehr aus. Ich bin so ein dressierter Mann."

Lieber Charly, auch hier siehst Du einmal mehr, dass wir nicht umhin kommen, uns mit Religion zu beschäftigen. Wir müssen die Argumente der Gläubigen kennen. So, wie wir die Denkweise der Neoliberalen verstehen müssen. Du kennst bestimmt "Kapitalismus als Religion" von Walter Benjamin. Tatsächlich ist Vieles, was wir heute beobachten, mit einer gewissen Religionskenntnis leichter begreifbar. So leitet Benjamin etwa den Begriff "Erlös" von der "Erlösung" ab. Und wenn ich an die Massen von Menschen denke, die täglich in die Tempel des Konsums pilgern, was ist das anderes, als eine Art perversen, stummen Gebets, einer verzückten Verehrung der Ware, die uns versklavt?
Es grüßt Dich der Wolf.

Charlie hat gesagt…

Lieber Wolf,

mit Religionen kenne ich mich ganz gut aus - und auch wenn das Thema sehr vielschichtig ist, so ist mir rückblickend doch noch nicht eine einzige Religion oder "spirituelle Richtung" begegnet, die ich heute für irgendwie sinnvoll halten kann. Je fundamentalistischer eine Religion auftritt oder von ihren Gläubigen interpretiert wird, desto gefährlicher wird sie.

Auch die Analogien zwischen dem Kapitalismus / Neoliberalismus und einer Religion sind mir sehr bewusst - ich habe vor ein paar Tagen erst auf den Roman "Die Religion der Diebe" von Klaus Vorwerk hingewiesen - in diesem Buch wird das sehr schön herausgearbeitet.

http://narrenschiffsbruecke.blogspot.com/2012/01/die-religion-der-diebe.html

Neben den von Dir genannten Worten "Erlös" und "Konsumtempel" gibt es zahlreiche weitere sprachliche Hinweise darauf - beispielsweise die ständig stattfindenden Produktpräsentationen, die "Messen" genannt werden, die "Gläubiger", die Ähnlichkeit zwischen "Credo" und "Kredit" oder die "frohen Botschaften", die bei steigenden Aktienkursen verkündet werden. Ich glaube, es gibt sogar eine linguistische Doktorarbeit zu dem Thema - Titel und Autor fallen mir aber gerade nicht ein. Auch die Uniformen gehören dazu - ich nenne das gerne "die Schlips-Borg".

Das Thema bleibt jedenfalls sicher eines der ganz wichtigen - denn der zunehmende, unheilvolle Einfluss des Religiösen auf die Menschheit wird immer deutlicher erkennbar. Und mit diesem zunehmenden Einfluss entfernt sich die Menschheit immer weiter von einem aufgeklärten Zeitalter der sozialen Gerechtigkeit.

Solidarische Grüße!