Montag, 11. Februar 2013

Die nächste Lügenministerin - und weiter zum nächsten Zerstörungsakt


Ich mag diesen ganzen Rotz - all die Lobudeleien auf Annette "Ich bin völlig unschuldig" Schavan quer durch die neoliberale Einheitspartei und die Propagandapresse - nicht verlinken ... wer diesen infamen Blödsinn lesen oder hören will, soll selber bei Tagespropagandaschau und Co. nachsehen. Ich frage mich nur zunehmend: Wie kann das sein, ohne dass sich eine stark wachsende Mehrheit der Bevölkerung ebenfalls nur noch angewidert an die Stirn tippt und sich im gänzlich falschen Katastrophenfilm wähnt?

Da ist seit vielen Wochen - größtenteils bereits seit vielen Monaten - im Netz Wort für Wort öffentlich nachlesbar, in welchem ungeheuerlichen Ausmaß diese Frau dreist ganze Abschnitte aus anderen Arbeiten, Büchern und Essays einfach kopiert hat, ohne das in irgendeiner Form (auch nicht in einer "falschen") kenntlich gemacht zu haben, und dennoch behauptet sie bis heute weiterhin steif und fest, das nicht getan zu haben. Da bleibt mir die Spucke weg und ich muss unwillkürlich an den "Suppenkasper" denken: "Ich esse meine Suppe nicht - nein, meine Suppe ess' ich nicht!" Mir stellt sich da nur noch die logische Frage: Wenn Frau Schavan es nicht gewesen ist, die dieses Plagiat erstellt hat, wer bitte war es dann? Denn dass diese Dissertation in weiten Teilen ein Plagiat ist, kann ja nun nicht mehr in Zweifel gezogen werden. Das kann man in Hollywood-Filmen vielleicht tun, wenn man mit dem blutigen Messer in der Hand neben der erstochenen Leiche angetroffen wird - aber dort möchte Frau Schavan gewiss auch nicht hin. Entweder hat sie frech und dreist abgeschrieben - oder sie hat es einen anderen Menschen tun lassen, was noch viel übler wäre. Wie man es auch dreht und wendet, der Gestank wird dabei immer widerlicher.

Mich widert das in der Tat nur noch an. Es ist nicht so sehr die Betrügerei selbst, die ich dabei so überaus verwerflich finde, obwohl sie übelriechend genug und mehr als Grund genug dafür ist, dass diese Frau kein politisches Amt mehr ausüben kann. Weitaus schlimmer ist der noch viel ekelerregende Umgang mit der Entdeckung und Bekanntmachung ihres Betruges - das war vor über neun Monaten! Darin übertrifft diese Frau sogar den ex-gegelten Lügenbaron Guttenberg noch, denn der hat - wenn auch zähneknirschend, reuelos und nur auf allergrößten Druck hin - das Vergehen zumindest teilweise und gewohnt elitär eingeräumt. Dem widersetzt Schavan sich jedoch hartnäckig - und erntet dafür von fast allen politischen und medialen Seiten tosenden Applaus und Bekräftigungen. Da stehe ich als einigermaßen normal denkender Mensch fassungslos im luftleeren Raum und kann nicht glauben, was ich da lese und höre. Es sind solche Vorgänge, an denen man den Grad der Verkommenheit eines politischen, medialen und gesellschaftlichen Systems sehr gut erkennen kann. Einmal mehr muss ich auf den Namensgeber dieses Blogs - das Lied "Das Narrenschiff" von Reinhard Mey - verweisen. Wenn Betrug und Lügen zum Normalfall geworden sind, ist das finale Kapitel nicht mehr eingeläutet, sondern auf dem Weg zu seinem Ende. Siehe auch das Gedicht Karl Kinndts im letzten Post.

Doch Merkel wäre nicht die vom Kapital geliebte Merkel, wenn sie nicht wie gewohnt schon eine fiese Trumpfkarte im dunklen Ärmel hätte - wir dürfen nämlich gewiss sein, dass die Nachfolgerin, Johanna Wanka, den begonnenen Zerstörungskurs Schavans (u.A. die Beschneidung der gymnasialen Oberstufe, die Einführung von Studiengebühren, die komplette Zerstörung der einstmals anerkannten und weltweit geneideten Hochschullandschaft u.v.m.) unvermindert oder gar noch härter weiterführen wird. Personen (und neoliberale Parteien) sind austauschbar in diesem System - die zerstörerische Agenda ist es nicht. Und beim Abschied in das postministerielle, finanziell fürstlich abgesicherte Leben auf Steuerzahlerkosten sind diese Zerstörungen dann "Leistungen" und "Erfolge". Vielen Dank, Frau "Schamanin", für alles - insbesondere für die auch nach Ihrem Luxusrentenbeginn ohne albernen Doktortitel weiterhin immer schlechter ausgebildeten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen. Die schlimmen gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen Ihres "Wirkens" sind für Jahrzehnte völlig unabsehbar.

Da kommt mir der Sarkasmus des Zeichners Erich Schilling nur allzu bekannt vor, der 1925 angesichts des steigenden Verbrauchs von durch Skandale immer wieder ausgemusterten Ministern das folgende hübsche Gedenkblatt entworfen hat - so etwas bräuchten wir auch schon länger; und ich bin sicher, dass wirklich alle verstehen, welche fürstlichen Bezüge mit dem "vollen Glas" gemeint sind:

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Entwurf zu einem Gedenkblatt für scheidende Minister


"(Widmung: Wer treu gedient hat seine Zeit, dem sei ein volles Glas geweiht.) --- (Raum für Foto) --- Zur Erinnerung an meine Dienstzeit als Minister d__ ________________ der deutschen Republik vom ______ bis ______ 192_"

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 34 vom 23.11.1925)

5 Kommentare:

darkmoon hat gesagt…

Gerade gefunden:

"In fünf Jahren wird es nach Ansicht von Niedersachsens Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) wieder in allen 16 Bundesländern Studiengebühren geben. „Nicht zuletzt wegen der Notwendigkeit ausgeglichener und schuldenfreier Haushalte wird es Wiedereinführungen geben“, sagte die Politikerin in Hannover."

http://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/Wanka-Bald-gibt-es-bundesweit-Studiengebuehren

Der Gülletopf wird endlich rausgeschafft und durch einen noch ekelhafteren Gülletopf ersetzt. Das alte Spielchen treiben sie wohl bis zum Ende...

*würg

KentReport hat gesagt…

Ich bewundere Dich, wie Du so ruhig und sachlich bleiben kannst bei so einer Dreistigkeit!
Ich glaube, mir würden nach dem 3. Absatz die Finger ausrutschen und ich könnte mich nicht mehr zurückhalten.

Charlie hat gesagt…

@ darkmoon: Danke, einen solchen Link hatte ich gesucht. ;-) Ich bin mal sehr gespannt, ob die Olle jetzt immer noch an diesem "Konzept" der verstellten Bildungschancen für Arme festhält - oder ob sie es sich vor den Wahlen nicht mehr traut.

Wir kennen das alte Bäumchen-wechsle-dich-Spielchen ja schon: Immer wenn man denkt, schlimmer kann es eigentlich nicht werden, zaubern sie irgendeine noch üblere Figur aus dem Ärmel. Das war bei Wulff so, das war bei Guttenberg so, das war eigentlich schon immer so.

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ Kent:

Danke für die Blumen - aber ich kann Dir versichern, dass es bei fast allem, was diese Bande betrifft, immer wieder aufs Neue ein harter Akt der Selbstdisziplin für mich ist, nicht in ausschließlichen Beschimpfungs- und Empörungstiraden zu versinken. ;-) Oftmals gelingt mir das ja nicht ...

Liebe Grüße!

darkmoon hat gesagt…

Charlie: Jo, ich kann mich auch an keinen Fall erinnern wo ein zurückgetretener Minister mal von nem weniger üblen abgelöst worden ist... es ist echt wie bei den Borg: Für einen ausgenockten kommen mind. zwei neue nach....