Montag, 20. Januar 2014

"Memory of the Camps": Die Filmaufnahmen aus den KZs nach ihrer Befreiung



Es gibt mehrere Versionen dieses Filmes im Netz; ich habe diese aufgrund der vergleichsweise guten Bild- und Tonqualität ausgesucht. Die spanischen (oder portugiesischen?) Untertitel stören nicht, wie ich finde.

Anmerkung: Wer meint, schon alles zu diesem furchtbaren Thema gesehen zu haben, sollte sich diese Rohfassung einer nicht fertiggestellten Dokumentation aus dem Jahr 1945 erst recht ansehen, die nun endlich - wenn auch immer noch gekürzt - öffentlich zugänglich ist. Es handelt sich um vielfach ungeschnittene Filmaufnahmen von russischen und amerikanischen Kameraleuten, die das dokumentieren, was die Alliierten damals in den befreiten Lagern im ganzen Kriegsgebiet vorgefunden haben und was kurz nach den Befreiungen dort geschah. Es ist dabei völlig nebensächlich, dass der Regisseur Alfred Hitchcock an der Bearbeitung der Dokumentation beteiligt war - auch wenn genau dies der alleinige Grund gewesen ist, weshalb wenige Medien wie das neoliberale Kampfblatt Der Spiegel oder der britische, ebenfalls kapitalistisch abhängige "Independent" überhaupt über diese Restauration eines Filmdokuments berichtet haben.

Wichtig allein sind die Aufnahmen - und auch der weitgehend erhalten gebliebene englische Kommentar dazu ist zeithistorisch durchaus sehr informativ. Ich habe schon viele, mehr oder weniger gut ausgearbeitete Dokumentationen über die befreiten Konzentrationslager nach dem Krieg gesehen, aber nirgends habe ich die Situation so ungeschminkt, so deutlich und in ihrem wahnsinnigen Extrem so entwaffnend ehrlich in ihrer puren Grausamkeit und Menschenverachtung gesehen, wie das hier der Fall ist. Gerade die Tatsache, dass der Film nicht fertiggestellt worden ist, sondern nur in dieser auf youtube leider immer noch geschnittenen Rohfassung vorliegt, macht ihn zu einem noch viel eindrücklicheren, noch unmanipulierteren Dokument dieses bislang finstersten Kapitels der deutschen Geschichte.

Was Spiegel & Co. bei der ohnehin hanebüchenen, extrem dürftigen und oberflächlichen Berichterstattung über dieses Dokument - wie immer im Zusammenhang mit dem Holocaust - völlig unter den Tisch fallen lassen, sind die kapitalistischen Ursachen, die damals in letzter Konsequenz und in logischer Genauigkeit Schritt für Schritt zu diesem irrsinnigen Horror geführt haben, der für Millionen von Menschen die reale Hölle auf der Erde bedeutet hat. Selbstverständlich ziehen diese Propagandamedien auch keine weitergehenden Schlüsse daraus, die etwas mit den heutigen, in eine ganz ähnliche Richtung driftenden Entwicklungen - oder eher: Wiederholungen - des kapitalistischen Systems zu tun haben. Die Drangsalierung und Schikanierung von Menschen, die Einteilung in "wertvolle", "nutzbare" und "unnütze" Menschen ist längst wieder im vollen Gange - und sogar der offen herausposaunte Rassismus beispielsweise gegen Muslime oder "Zigeuner" gehört zu unserem gesellschaftlichen und vor allem politisch-medialen Alltag.

Während sich die "Elite" einmal mehr die teigigen Hände reibt und vor lauter aus allen Ritzen quellendem Superreichtum gar nicht mehr weiß, wie und weshalb sie denselbigen überhaupt noch vermehren soll, zerfleischen sich die restlichen 99 Prozent der stetig verarmten und ausgebeuteten Menschen wieder gegenseitig, suchen wie von Sinnen untereinander die "Schuldigen" für die Verarmung und gehen einmal mehr den verschiedensten Formen des Faschismus' auf den grenzdebilen Leim. Und die Herrschaft grinst wohlgefällig dazu, bleibt wie immer im Hintergrund und wird nicht angeklagt. Eigentlich fehlt da nur noch, dass sie wieder groteske Perücken und Kostüme statt Anzügen und Schlipsen zu tragen beginnt - der Rest unterscheidet sich vom Feudalismus der gruseligen Vergangenheit nicht mehr.

Der Film verdient einen neuen, einen treffenderen Titel. Ich nenne ihn deshalb: "Dahin führt uns der Kapitalismus - zwingend, logisch und letztlich unausweichlich". - Wer das gerne möchte, mache einfach weiter wie bisher.

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"Hier trägst Du mit"



(Plakat einer faschistischen Ausstellung des Reichnährstandes über "Rassenhygiene" mit der Aufschrift: "Hier trägst Du mit. Ein Erbkranker kostet bis zur Erreichung des 60. Lebensjahres im Durchschnitt 50.000 [Reichsmark]." In: Volk und Rasse, Illustrierte Monatszeitschrift für deutsches Volkstum [sic!], hg. v. Heinrich Himmler und Richard Walther Darré, Nr. 10, 1936)

4 Kommentare:

Herr Karl hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Charlie hat gesagt…

Kommentare von "Herrn Fahrenkamp" (© Anabelle) sind hier unerwünscht.

Rammlus hat gesagt…

Ein wirklich sehenswerter, erschütternder Film!

Und heute, wenn man sich anhören muss was in der momentanen "Flüchtlingskrise" an "Rülpsern" von diversen Parteien abgesondert wird, aktueller denn je.

Hier kann man sich den Film übrigens in sehr guter HD-Qualität ansehen:
http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/memory-of-the-camps/

Charlie hat gesagt…

@ Rammlus: Danke für die Aktualisierung! Es ist schon erschütternd genug, dass solche Dokumente von youtube regelmäßig wieder gelöscht werden.