Montag, 1. Juli 2013

Gärtnerei der Woche - und ein kleines Plädoyer


Nein, ich verfalle nicht erneut in eine Lobpreisungshudelei, sondern lege Euch einfach energisch nahe, auch den aktuellen Gärtner-Text in der Titanic Online wieder aufmerksam zu lesen. Jeden weiteren Kommentar dazu spare ich mir - Gärtner sagt alles und das wie gewohnt sehr prägnant.

Ich will ein Kind von dem.

Außerdem konsumiere ich solche Abführmittel, Gehirnmassevernichter oder Depressionsverstärker wie "Wetten dass", "Phantom der Oper", "Fußball" oder "Pur" niemals oder nur über meine Leiche, so dass ich ohnehin wenig zum originären Thema beitragen könnte. Was ich aber am Rande noch anbringen möchte, ist ein kleines Plädoyer für den Roman "Das Phantom der Oper" von Gaston Leroux (erschienen erstmals 1909/10), der allen Kritiken zum Trotz weitaus besser ist als sein Ruf. Was Lloyd-Webber und vor und nach ihm andere Kassenklingler der Film- und Musik-Unterhaltungsindustrie daraus gemacht haben, wird dem Originaltext jedenfalls in keiner Weise gerecht. Wer E.T.A. Hoffmann, E.A. Poe oder auch Theodor Storms "Der Schimmelreiter" mag, wird den Roman von Leroux lieben. Wem hingegen Lloyd-Webbers Extremkitsch-Musical gefällt, braucht sich das Buch gar nicht erst ins Regal zu stellen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf den Reclam-Band "Gespenstergeschichten", hg. von Dietrich Weber, 1989, hinweisen, der eine sehr ausgewogene und umfangreiche Auswahl an literarischen Stücken dieses Genres enthält. Motto: Wenn die Realität schon so gruselig und absurd ist, dass sie jede Fiktion mühelos überbietet, bleiben doch nur die fiktiven, fast schon heimeligen Gespensterwelten, um sich zumindest temporär zu flüchten und den Geist zur Ruhe kommen zu lassen.

Ob das nun eine großartig andere Qualität besitzt als die "Wetten dass"-Hirnvernichtung, höre ich schon manchen Kritiker murmeln - unbedingt, ja! Denn hier wird nicht Ablenkung und Abstumpfung propagiert und praktiziert, sondern eine gewollte und nachvollziehbare Stärkung eines "wachen Geistes". Eine Flucht ins Scheinidyll ist eben etwas grundsätzlich anderes als eine Flucht in die Dunkelheit.

Und das gilt - ebenfalls am Rande - nicht nur für Literatur und Musik, sondern für alle Bereiche des kreativen Schaffens und Genießens - inklusive der verpönten Welt der Computerspiele.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich muss mal schauen, wie ich den in den Feedreader reinkriege. Es ist wirklich jeder einzelne Text lesenswert.

Charlie hat gesagt…

Das finde ich auch - ich habe die Kolumne viel zu spät entdeckt. Sie gehört nicht nur in ein Satire-Magazin.