41,5 Prozent für die CDU, die damit knapp an der absoluten Mehrheit vorbeischrammte - und die gab es zuletzt 1957 unter Adenauer. Offensichtlich existiert in der Bundesrepublik derzeit eine Mehrheit rechts der viel beschworenen "Mitte". Die deutsche Rechte hat bei den Bundestagswahlen einen fulminanten Wahlsieg errungen, der die CDU beinahe mit einer absoluten Mehrheit beglückte. Die Etablierung bayerischer Verhältnisse im Bund, also die Alleinherrschaft einer konservativen [sic!] Partei, scheiterte an nur fünf Parlamentssitzen, die der Union hierzu fehlten.
(...) Die rechtspopulistische AfD und die FDP lagen mit 4,7 und 4,8 Prozent knapp unter dieser Schwelle. Wenn man noch die 1,3 Prozent Wählerstimmen hinzurechnet, die die NPD auf sich vereinigen konnte, haben 52 Prozent aller an dem Urnengang teilnehmenden Wähler für Partieren gestimmt, die der - mehr oder minder extremen - Rechten zuzuordnen sind.
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Anmerkung: Abgesehen von dem rhetorischen Stumpfsinn, die Union als "konservative" Partei zu bezeichnen und damit die Propagandavorlagen der Elitenhuren und sozialen Zerstörer zu übernehmen, ist diese Bestandsaufnahme von Tomasz Konicz äußerst lesenswert. Angesichts dieser sprachlichen Entgleisung des ansonsten äußerst scharfsinnigen Autors gleich am Beginn seines Textes wird aber auch deutlich, dass die erfolgte Diagnose womöglich ebenfalls auf teils falschen Annahmen - oder einer falschen Bewertung der politischen Parteien - beruht. Das jedenfalls ist meine ganz persönliche Erklärung für dieses hanebüchene Wahlfiasko: Die allermeisten Menschen, die CDU/CSU, SPD, Grüne oder eine der anderen kleinen radikal-kapitalistischen Splitter-Parteien gewählt haben, wissen schlichtweg gar nicht, welche asozialen Ziele diese Vereine tatsächlich verfolgen - ansonsten wäre das Wahlergebnis nur noch durch einen fast flächendeckenden, sehr extrem ausgeprägten Masochismus des Wahlvolkes erklärbar. Das allerdings ist so unwahrscheinlich, das wir es getrost ausschließen können.
Nein - die Menschen wissen schlichtweg nicht, welche Ziele diese elitären, speichelleckenden Gesellen tatsächlich verfolgen, die sie gewählt haben. Wenn sie es wüssten, hätten sie sie nicht gewählt - soviel Egoismus darf auch dem dümmsten Untertanen und Eigennutzmehrer zugebilligt werden, der sich nicht eine Sekunde lang darum schert, wie es anderen, schwächeren Menschen ergeht. Diese Leute glauben allen Ernstes noch immer, dass sie Parteien gewählt haben, die ihre Interessen vertreten und stärken, indem sie Schwächere benachteiligen und zu ihren Gunsten auspressen. Letzteres tun diese Parteien zwar, und das mit Inbrunst und Gewissenhaftigkeit - allerdings profitieren davon natürlich nicht die genannten WählerInnen der so genannten Mittelschicht. Das bemerken diese Irrsinnigen sogar hin und wieder, hören aber trotzdem nicht damit auf, immer wieder dieselben Schlächter zu wählen und weiter wie von allen guten Geistern verlassen darauf zu hoffen, dass von den geraubten Millionen der Ärmsten zu ihren Lebzeiten vielleicht doch noch ein paar Krümel zu ihnen herunterfallen - oder dass zumindest ihr bisheriger Status quo, der einen gewissen kleinen Luxus erlaubt, gesichert bleibt.
So gesehen muss das Fazit zum Thema noch viel deutlicher und gruseliger ausfallen: Die neue "Mitte" in diesem grausigen Land ist nicht bloß rechts, sie ist explizit und ganz bewusst rechtsextrem, rein egoistisch motiviert und auf die Benachteiligung Schwächerer fixiert, ohne jede Empathie, rücksichtslos ohne Grenzen --- und letzten Endes noch dümmer als jedes Rindvieh, das panisch muhend durch die Gasse in den düster rauchenden Schlachthof getrieben wird und dabei blind um sich tritt, während die Schlächter von oben belustigt, gesichert und natürlich unbehelligt zusehen.
Es gibt keine Hölle im "Jenseits" - hier und jetzt aber ist sie durchaus möglich, wenn genügend Menschen an ihrer Schaffung mitarbeiten. Für einen großen Teil der Menschheit ist sie längst finsterste, alltägliche Realität, und auch hierzulande sind wir einmal mehr erneut auf dem allerbesten Weg zu diesem absoluten Tiefstpunkt der Evolution.
Und wir alle stecken mittendrin.
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(Zeichnung von Karl Holtz [1899-1978], in "Simplicissimus", Heft 39 vom 28.12.1931)
3 Kommentare:
Aber konservativ beschreibt doch schon recht gut, was die wollen: alles so erhalten, dass diejenigen, die schon zuviel haben, leicht von denen, die nicht genug haben, noch mehr kriegen können. Georg Schramm lässt sich in einem Interview aus über eine Durchlässigkeit in der Gesellschaft, die ihm, der aus sozial schwachen Verhältnissen kam, ein Studium ermöglichte. Konservative wollen eben das nicht: wer unten ist, soll unten bewahrt werden.
Dass der blöde Wähler glauben soll und es auch tut, dass gute alte Dinge bewahrt werden sollen, ist ja was völlig anderes.
Gut beschrieben hast Du das Desaster der Mittelschicht, die glaubt, bei denen ganz oben dazuzugehören und völlig verkennt, dass sie nur als Puffer fungiert.
Beste Grüße
@ Ex-Vermieter: Genau das ist ja der "Denkfehler" der "Mittelschicht", die sich fälschlicher Weise zur "Oberschicht" zählt und demnach durch diesen pervertierten Konservatismus vertreten und geschützt fühlt, ohne es tatsächlich zu sein. Das Problem betrifft allerdings genauso auch Leute, die tatsächlich reich sind und vielleicht einige Millionen besitzen - auch die gehören zur potentiellen Beute der Superreichen, ohne es auch nur entfernt wahrhaben zu wollen oder gar zu erahnen.
Mit Konservatismus, wie er üblicher Weise definiert wird (vgl. z.B. Wikipedia), hat das, was die neoliberale, korrupte Bande der CDU/SPD/FDP und Konsorten aufführt, aus meiner Sicht nichts zu tun.
Die gesamten üblichen Bezeichnungen der kapitalistischen Parteien, wie sie in der Presse nach wie vor verwendet werden, sind vollkommen sinnentleert und haben nichts mit der Realität zu tun: Die Politik der SPD ist nicht "sozialdemokratisch"; die Grünen sind weder "Pazifisten", noch "Ökologen", noch "Linke"; die CSU ist noch weiter vom Christlichen entfernt als von der Demokratie; und wenn die FDP als die "Liberalen" bezeichnet werden, müssten sich die Fußnägel jedes Gehirnbesitzers unverzüglich bis zum Anschlag kräuseln und Entsetzens- und Schmerzschreie auslösen.
Die Politik der CDU ist nicht "konservativ" - sie ist zutiefst asozial, menschenfeindlich, faschistoid und steckt tief im Enddarm der Geldelite.
Ich glaube aber, dass wir inhaltlich im Grunde einer Meinung sind - oder?
Liebe Grüße!
"Ich glaube aber, dass wir inhaltlich im Grunde einer Meinung sind - oder?"
Darauf eine nicht ganz zeitnahe Antwort:Deinem Glauben kann ich mich nur anschließen!
Denn wie ich oben schrieb, wollen diejenigen, die sich mit dem Adjektiv "konservativ" schmücken, damit ihre begeisterten Wähler verarschen und nur bewahren, was die Mechanismen der Ungleichheit stärkt.
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