Ich hatte einst ein schönes Vaterland -
So sang schon der Flüchtling Heine.
Das seine stand am Rheine,
das meine auf märkischem Sand.
Wir alle hatten einst ein (siehe oben!)
Das fraß die Pest, das ist im Sturm zerstoben.
O, Röslein auf der Heide,
Dich brach die Kraftdurchfreude.
Die Nachtigallen wurden stumm,
Sahn sich nach sicherm Wohnsitz um,
Und nur die Geier schreien
Hoch über Gräberreihen.
Das wird nie wieder, wie es war,
Wenn es auch anders wird.
Auch, wenn das liebe Glöcklein tönt,
Auch wenn kein Schwert mehr klirrt.
Mir ist zuweilen so, als ob
Das Herz in mir zerbrach.
Ich habe manchmal Heimweh.
Ich weiß nur nicht, wonach ...
(Mascha Kaléko [1907-1975]: "Verse für Zeitgenossen", 1945)
Anmerkung: Es gibt mir zu denken, dass gerade dieses Gedicht, das etwa 1943 im amerikanischen Exil entstanden ist, mir heute so sehr aus der Seele spricht. Ich wurde im heutigen Deutschland - anders als Mascha Kaléko damals - noch nicht explizit zur Emigration gezwungen, aber ich rechne durchaus damit, diese Farce noch erleben zu müssen. Im Gegensatz zu Kaléko weiß ich aber durchaus, wonach ich mich sehne und worauf sich mein "Heimweh" richtet - auch wenn es (gemessen an den gegebenen Realitäten in diesem verkommenen Land) illusorische Fantastereien sind oder sein mögen.
Eines aber ist mir heute so sonnenklar, wie es deutlicher nicht sein könnte: Die USA sind auf der ohnehin extrem kurzen Liste der eventuellen Ziele eines möglichen Exils auf den allerletzten Platz gerutscht - noch weit hinter Nordkorea, Somalia oder dem ebenfalls im Sozialfaschismus versinkenden England.
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