Freitag, 13. Dezember 2013

Nein, wie überraschend: Armut wächst in Deutschland


Mehr Armut trotz mehr Beschäftigung / Trotz steigender Beschäftigtenzahlen hat sich die Zahl der von Armut bedrohten Menschen in Deutschland in den vergangenen Jahren erhöht. Das geht aus dem Datenreport 2013 hervor (...).

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Anmerkung: Die Zahlen dieses "Datenreports", die die Tagespropagandashow hier wie immer unreflektiert und vollkommen unkritisch wiedergibt, darf man getrost anzweifeln. Bereits die willkürlich gezogene Grenze, ab wann ein Mensch in Deutschland als arm gilt, ist eine Farce: Laut Tagespropagandashow gilt in dieser Statistik derjenige als arm oder "armutsgefährdet", der "weniger als 980 Euro im Monat zur Verfügung" hat. Dabei ist es offenbar unerheblich, wo in Deutschland und in welchem sozialen Beziehungsgeflecht jemand lebt. Es gibt nicht wenige Menschen in diesem korrupten Land, die mit weitaus weniger Geld monatlich auskommen müssen - beispielsweise alle jene alleinstehenden Hartz-Terror-Opfer, deren Miete unter 606 Euro monatlich liegt. Zum Existieren bleibt diesen Menschen nach Abzug der Miete und unabhängig vom Wohnort überall nur ein lächerlicher Betrag von 374 Euro.

Davon abgesehen ist es schon bezeichnend, dass die Verantwortlichen es trotz aller Versuche erneut nicht hinbekommen haben, die rapide zunehmende und sich verfestigende Armut in Deutschland in ihren geschönten und zurechtgebogenen "Zahlen" (die sich ohnehin auf 2011 beziehen und die fortlaufenden Fehlentwicklungen der letzten beiden Jahre gar nicht berücksichtigen) zu verstecken. Und selbstverständlich wird auch hier keine Beleuchtung der Ursachen vorgenommen - auch wenn es nur marginaler geistiger Leistungen bedarf, um hier einen kausalen Zusammenhang mit stagnierenden und sinkenden Löhnen, einer perversen, krakenartigen Ausweitung des "Niedriglohnsektors", dem zunehmendem Abbau von regulär entlohnten und gesicherten Arbeitsplätzen, dem Hartz-Terror und all den anderen bewusst und gewollt vorgenommenen sozialstaatlichen Zerstörungen der letzten Jahre herzustellen.

Gründe für die explodierende Armut interessieren die Tagespropagandashow aber gar nicht - man berichtet einfach darüber wie über die Lottozahlen oder ein Erdbeben auf der Insel Tuka-Tuka. Es ist eben so - gleichsam gottgegeben. Man fragt "Gott" in diesen Kreisen natürlich nicht nach den Gründen und kritisiert ihn erst recht nicht. Dasselbe gilt für das infantile Märchen vom "Beschäftigungszuwachs" - inzwischen weiß jeder, dass es hier vornehmlich um das wuchernde Krebsgeschwür des Niedrigstlohnes geht. Wenn es funktionstüchtige, zum Widerspruch bereite und fähige Gehirne in der Redaktion gäbe, müsste der Text eigentlich lauten: "Wegen der steigenden Beschäftigtenzahlen gerade im prekären Billigstlohnsektor hat sich die Zahl der von Armut bedrohten Menschen in Deutschland in den vergangenen Jahren erhöht."

Einem weiteren ihrer wesentlichen Ziele ist die neoliberale Bande laut jenem "Datenreport" ebenfalls ein ganzes Stück näher gekommen: "Die mittlere Lebenserwartung von Männern der niedrigen Einkommensgruppe liegt fast elf Jahre unter der von Männern der hohen Einkommensgruppe. Bei Frauen beträgt die Differenz rund acht Jahre." Da können die versammelten Schlips-Borg ordentlich stolz auf sich sein: Der Profit, den das möglichst früh versterbende Gesindel generiert, landet schließlich ohne große Umwege in den prall gefüllten Geldspeichern der "Elite". Kleinvieh macht auch Mist, nicht wahr?

Wollen wir wetten, dass das Merkelmonster und der Gauckler in den berüchtigten Weihnachts- bzw. Neujahrsansprachen in zwei, drei Wochen wieder salbungsvoll verkünden bzw. in die Kameras lügen werden, dass es "Deutschland gut geht"? Wieso fühlt sich die Mehrheit der BürgerInnen eigentlich nicht endlich bis auf die Knochen verarscht und schießt dieses willfährige Ausführungsgesindel der schmierigen "Elite" samt ihren widerwärtigen Auftraggebern zum Mond? --- Ich weiß, ich weiß: Ich kenne die Antwort.

Ich wünsche allen einen besinnlichen, friedlichen Advent.

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Die neue Notverordnung


"Der Reichs-Hund soll nicht verhungern, wir haben ihm noch mal ein Stück vom Schwanz abgeschnitten und füttern ihn damit!"

(Zeichnung von Olaf Gulbransson [1873-1958], in "Simplicissimus", Heft 12 vom 22.06.1931)

6 Kommentare:

Picci hat gesagt…

Wie soll das auch anders gehen wenn ein paar Arschlöcher immer reicher werden? Irgendwoher muß der Reichtum ja kommen.

jakebaby hat gesagt…

"Datenreport" .... wobei man dann in einem rasant verdummenden Deutschland, mit irgendwelchen %ualen Verwirrungen die illiteraten Millionen ueberfordert, welche natuerlich auch nicht mehr wissen was denn wohl 1000x1000 waere und somit auch mit Millionen(zahlen)angaben nichts mehr anzufangen wuessten, um auch nur annaehernd zu verstehen, zu welch enormer Masse an armen Schweinen sie denn zaehlen.

Im Vergleich ein ebenso kleinschaebiger Beitrag zu Armut auf der Hooligan-Insel.
Man gehe von rund 60 Millionen Insassen aus und rund 13 Millionen derer in Armut ... rund 20% jeder 5te ... steigend ... http://www.cnbc.com/id/101256857?__source=yahoo%7Cfinance%7Cheadline%7Cheadline%7Cstory&par=yahoo&doc=101256857%7CMost%20Brits%20who%20live%20in%20po

Eine ebensolch kurzatmige Winzigkeit in Bezug auf die Entwicklung der naechsten 10 Jahre, in Folge welcher, jeder 3te Europaeer in Armut lebt. http://www.cnbc.com/id/101028085

Dieses, so positive 80zu20Gesamtbild ist leicht manipull'iert, da ich, irgendwo in den letzten 2+Jahren mannigfach erlas, dass rund 250Millionen Euro's nicht allzu 'gut tun und im vergleichbaren % rund 150Millionen Ami's ebenso mehr denn weniger 'Sorgen haben.
Oberhalb der Armutsgrenze befindet sich ein harsch zunehmender Mindest&unterMindestlohn-Moloch mit rasant steigender Beliebtheit, welcher sich, ebenso zunehmen radikal durch den Mittelstand frisst, welcher durch das letzte Jahr10t, im Westlichen, 2stellig in den "Mindestlohn"Sektor gepruegelt wurde. Daher die Steigerung der Armuetigen. Nur bei der Arbeiterschaft ist da schon laengst absolut? nichts mehr zu holen. ...

Reaktionen bleiben weiterhin aus. Armut, als ebenschon globaldominant existierender und anwachsender Lifestile, akzeptiert, als auch 'bessergestellt bis Reich privile'giert/akzeptiert. ... in der sozialsten, reichsten, demokratischsten, friedlichsten, humansten und machtvollst menschlichsten Kuchenschnitte des Planeten.
So einfach geht das ... weiterhin, ... bis die %e allzu bloed werden, aber bis dahin wars fuer zu Viele, wie schon immer, viel zu Lange zu spaet.

Gruss
Jake



Charlie hat gesagt…

Es ist wunderbar, wenn diese Erkenntnis für Dich so selbstverständlich ist - damit gehörst Du aber leider zu einer sehr kleinen Minderheit in diesem Land, denn die überwiegende Mehrheit scheint blind und taub der neoliberalen Propaganda zu folgen, die seit so vielen Jahren immer wieder das infantile Märchen erzählt, jeder sei "seines Glückes Schmied" und demzufolge sei auch jeder Arme selbst schuld an seiner Misere. Konsequent zuende gedacht endet eine solche perfide Weltsicht dann logischer Weise bei perversen Sinnsprüchen wie "Jedem das Seine", wie vor 70 Jahren.

Es ist noch keine 70 Jahre, sondern weniger als 10 Jahre her, dass ein ausgerechnet "sozialdemokratischer" Minister Arbeitslose und andere BezieherInnen von Sozialleistungen (z.B. Kranke oder Behinderte) als "Parasiten" bezeichnet hat und ein anderer SPD-Genosse sich gar zu der faschistoiden Aussage hinreißen ließ, dass "nur wer arbeitet auch essen" solle.

Da fragt niemand nach dem Superreichtum oder gar dessen Herkunft, da wird statt dessen einmal mehr munter das Opfer zum Täter gemacht, und daran hat sich nun bis heute nichts verändert.

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

Dem hab ich nix hinzuzufügen.

Liebe Grüße!

Unknown hat gesagt…

Hallo,

danke für diesen emotionalen, ehrlichen Text.
Nun mein Kommentar dazu.

Irgendwer hat auch mal über die Toreinfahrten der "Arbeitsfabriken" schreiben lassen "Arbeit macht frei!".

Das erwähnt heute niemand mehr, warum eigentlich nicht - denn propagiert und verhandelt wird nichts anderes. Friss den Dreck den wir dir hinwerfen, oder nimm ab (entschärfte Version).

Heute scheinen wir schon beinahe wieder dort angekommen.

Wer keine Arbeit hat, ist ein asozialer Penner, ein Schmarotzer, ein Problem, ein Störerelement.
Das sagen die Wirtschaftsfanatiker, die jedes Jahr heulen wenn die erwartete, unsinnige, ungesunde, unnatürlich hoch prognostizierte Wirtschaftswachstumsverordnung nicht zu greifen scheint, die Realität diesem Schwachsinn einen, eigentlich für jeden gut sichtbaren, fetten Strich durch die Rechnung macht.

Also jedes Jahr der gleiche Ablauf... und jedes Jahr die gleichen Kritiken und Belege dagegen.

Interessiert niemanden, oder haben alle Angst ihre beschissen bezahlten Arbeitsplätze, die sie ihrer Qualifikation wegen erhalten oder behalten haben, zu verlieren?

Was soll denn dieser Schwachsinn, was soll all der Druck auf die Menschen die benötigt werden, dieses miese Ausbeutersystem Aufrecht zu erhalten?

Will man sich dieser vielleicht entledigen, will man sie erpressen mit sehr preiswerten Lohnsklaven aus Nachbarstaaten?

Was ist der Plan, wo es die menschenwürdige Behandlung und Bezahlung in den größeren Unternehmen nicht zu sein scheint?!

Was wollen uns Politik (Diese Leute habt ihr alle gewählt, oder habt sie durch Nichtwahl unterstützt) Wirtschaft und Industrie eigentlich Gutes?

Charlie hat gesagt…

@ Mike: Dein Kommentar ist durchaus berechtigt - allerdings scheinst Du hier im Blog nicht regelmäßig mitzulesen, da Du ansonsten wüsstest, dass ich sehr ähnliche Dinge seit langer Zeit immer wieder schreibe. Dennoch hast Du völlig recht - und man kann es gar nicht oft genug wiederholen.

Die Frage nach den perfiden Zielen dieser asozialen Politik stellt sich aber inzwischen längst nicht mehr - wir können das ja beispielhaft in Spanien, Portugal oder Griechenland bewundern: Die Millionen abgehängten, aus kapitalistischer Sicht nicht mehr "verwertbaren" (also nicht mehr ausbeutbaren) Menschen sollen komplett aus dem System gedrängt und sich selbst überlassen werden. Weil das freilich nicht "geräuschlos" geht, werden die so Zwangsverarmten im gleichen Atemzug von der Bande kriminalisiert und auf diese Weise erneut dem staatlichen Terror ausgesetzt. Wenn die Neoliberalen dürften, wie sie gerne wollten, gäbe es längst wieder Deportierungen und Lager für die "Minderwertigen" und "Unnützen". Für arme Menschen ohne deutschen Pass ist das auch in Deutschland ja längst schon wieder Realität.

Heute brauchen sie dazu keine braunen Uniformen oder Hakenkreuzfahnen mehr - die Bande kann das auch mit Nadelstreifen- und Hosenanzug und sogar mit christlichen, uringelben, lilaroten oder grünen Parteiabzeichen.

Deinen letzten Satz nehme ich aber mal als Satire: Es ist ja nun ein nicht mehr steigerbares offensichtliches Faktum, dass die Neoliberale Einheitspartei sowie deren AuftraggeberInnen aus der selbsternannten "Elite" noch niemals etwas "Gutes" für die große Mehrheit der Menschen im Sinn gehabt haben.

Liebe Grüße!