Freitag, 13. Dezember 2013

Der böse Kommunismus?


(...) Nicht nur der Kommunismus war böse, Herr Gauck. Auch der Neoliberalismus ist böse. Aber es lässt sich besser an ihm verdienen.

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Anmerkung: Ich möchte gern den Fokus auf ein wichtiges Detail lenken. Wenn Konstantin schreibt: "Nicht nur der Kommunismus war böse, Herr Gauck" - was bitte meint er damit? Gab es irgendwo und irgendwann in der Menschheitsgeschichte eine Staatsform, die diesen Namen zu Recht getragen hat? Meint er gar die ehemalige DDR oder die UdSSR, die ja schon vom Namen her gar nicht beansprucht haben, "kommunistisch" zu sein? Ich bin reichlich verwirrt, wenn ich so etwas lese - schließlich ist der Kommunismus eine bis heute niemals verwirklichte, rein theoretische soziale und gesellschaftliche Vision.

Ich kann es ja nachvollziehen, wenn Propagandainstrumente wie die westlichen Medien beispielsweise China oder - noch grotesker - Nordkorea noch immer - trotz aller kapitalistischer Gegenbeweise - als "kommunistisch" bezeichnen. Aber jemandem wie Konstantin sollte doch klar sein, dass er sich hier auf brennendem kapitalistischem Propagandagebiet befindet.

Die Systeme unterscheiden sich tatsächlich nicht wesentlich, wenn die allererste und unumstößliche Prämisse lautet, dass die Macht und der Reichtum der kleinen selbsternannten "Elite" das erste und letzlich einzige Ziel allen Handelns ist. Das ist im kapitalistischen Deutschland so, das ist im Rest der "westlichen Welt" so, das ist in Russland so, das ist in China und Nordkorea so, und das war letzlich auch in der DDR so.

Wir können in jedes beliebige Land auf diesem erbärmlichen Planeten schauen und entdecken doch immer wieder nur dasselbe, vom korrupten afrikanischen Kleinstaat über das korrupte Europa bis hin zu den korrupten USA: Eine kleine macht- und geldgeile Minderheit herrscht über die Mehrheit und beutet diese scham- und gewissenlos aus.

Kommunismus wäre bzw. ist der Gegenentwurf zu diesem menschenfeindlichen Horror - allerdings ist er bislang nichts weiter als reine Theorie. Ich finde es reichlich befremdlich, dass Konstantin diesen Begriff dennnoch benutzt, denn er hat diesen Text ja gewiss nicht für die Knautschbacke Gauck geschrieben, dessen begrenzter Intellekt sicherlich nicht ausreicht, um diese Gedanken zu verstehen.

Nicht "Kommunismus" oder "Neoliberalismus" sind böse - sondern das ekelhafte elitäre Denken und Handeln, das gewisse, natürlich sehr kleine Gruppen von Menschen - aus welchen perfiden Gründen auch immer - als "höherwertig" oder "besser" bewertet als andere. Dies steht jedem wie auch immer definierten kommunistischen Gedanken diametral im Wege.


4 Kommentare:

Duderich hat gesagt…

Das musste mal gesagt werden - und das hast Du sehr gut gesagt!

Grüße, Duderich

ich 58 hat gesagt…

bin der selben meinung! das komische ist das stalin, mao,pol pot und viele andere diese idee so vereinamt haben und das für nich-tnachdenkende ein schönes fressen ist! die ddr kann man schon teilweise als sozialistisch bezeichnen. es gab auch elitäre- tendenzen doch für die masse wurden ja die grundbedürfnisse subventioniert ( miete, strom, heizung usw.)

Charlie hat gesagt…

Vielen Dank. Ich rede mir diesbezüglich aber schon seit so vielen Jahren völlig vergeblich die Lippen fusselig - solche Dinge nehmen ohnehin nur die zur Kenntnis, die ohnehin schon dieser Überzeugung sind. Die meisten anderen - und das basiert auf vielfältigen persönlichen Erfahrungen - winken bei solchen Themen nur genervt und kopfschüttelnd ab. Diskussionen (die diesen Namen verdienen) finden nicht mehr statt.

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

Auch in der DDR gab es eine selbsternannte "Elite", die für sich selbst Privilegien in Anspruch nahm, die für die "normale Bevölkerung" noch nicht einmal im Bereich der Utopie lagen. Es gab Licht und Schatten, und wir dürfen nicht dieselbe geschichtsfälschende Farce wie die neoliberale Bande veranstalten, indem wir die DDR rückblickend "verklären" und die Schatten einfach ausblenden oder verharmlosen.

Die aus meiner Sicht viel wichtigere Frage lautet aber, wieso es in der Vergangenheit stets zu einer solchen "Elitenbildung" gekommen ist - wieso die Macht also offensichtlich fast alle Menschen, die über sie verfügten, derart korrumpiert hat - und zwar meist über alle Hierarchien hinweg, also vom "obersten Boss" über die "darunter" liegenden Machtstrukturen bis hin zur "niedrigsten" Ebene, auf der der kleine Dorfpolizist oder sonstige Beamte die wenigen ihm zur Verfügung stehenden Machtoptionen gegenüber den BürgerInnen leidlich ausnutzt. Das gilt freilich, wie gesagt, nicht bloß für die ehemalige DDR, sondern für alle Staaten - und ganz besonders auch für das heutige Deutschland. Das ist ein strukturelles, sehr altes Problem, und ich frage mich seit Langem, ob das wohl daran liegt, dass Menschen größtenteils einfach so widerlich sind - oder ob das perverse hierarchische System sie erst zu solchen Widerlingen gemacht hat.

Liebe Grüße!