Mittwoch, 3. Dezember 2014

Breaking News: Putins Terror-Regime nun auch in Köln!


Heute durfte ich auf der hochseriösen Website des WDR die folgende Meldung lesen (die Korrekturen der Schreib- oder Tippfehler stammen von mir):

Der halb-nackte Auftritt einer Femen-Aktivistin bei der Weihnachtsmesse 2013 im Kölner Dom hat ein juristisches Nachspiel vor Gericht. Der Frau wird "Störung der Religionsausübung" vorgeworfen. Die Aktivistin muss sich ab Mittwoch vor dem Kölner Amtsgericht verantworten.

Nein, welch ein Skandal, dachte ich belustigt, als ich das las, und musste natürlich sofort an den großen Medienaufreger der Aktion von "Pussy Riot" in Russland, die nur allzu gerne zu "Ikonen des Widerstandes gegen Putin" hochstilisiert wurden, denken. Was haben sich die heimischen Propagandablätter seinerzeit doch das geifernde Maul zerrissen, um über die üble Behandlung von Kirchen- oder gar Politikkritikern in diesem Dämonenreich des Bösen zu schimpfen. Jetzt allerdings schweigen die versammelten Blätter und deren Mietmäuler fast ausnahmslos, denn es ist selbstredend etwas anderes, ob im teuflischen Russland oder in Köln gegen die verkrustete Kirche, die verkrustete Politik oder andere korrupte Verkrustungen protestiert wird.

Der WDR beruhigt seine LeserInnen in bester Orwell-Tradition sogleich, denn die arme Verwirrte, die den unheiligen Protest gewagt hat, hat natürlich in unserer freiheitlich-demokratischen Welt keine ernsthaften Konsequenzen zu befürchten: "Laut Paragraf 167 des Strafgesetzbuches kann der Tatbestand mit einer Geldstrafe oder Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft werden. 'Jedoch wird der Richter am Verhandlungstag entscheiden, ob bei der 20-jährigen Angeklagten als Heranwachsender das Erwachsenenstrafrecht oder das Jugendstrafrecht angewendet wird', so Gerichtssprecherin Sonja Heidel gegenüber WDR.de". Na, dann ist ja alles gut - hier ist alles in bester Ordnung, gehen Sie einfach weiter, hier gibt es nichts zu sehen. Welche Strafe der Frau letzten Endes tatsächlich aufgebrummt wird, werden wir aus den Propagandamedien gewiss nicht erfahren.

Was soll man dazu überhaupt noch sagen. Es ist gewiss diskutabel, ob es ausgerechnet diese Form des Protestes sein muss - aber davon abgesehen ist es doch mehr als nur begrüßenswert, dass es überhaupt noch so etwas wie einen "Restprotest" gegen dieses verkommene System gibt. Wenn der sich gegen Putin richtet, stehen die heimischen Propagandamedien streng und aufrecht bei der Stange - wenn dasselbe aber im heiligen kapitalistischen Inland, dem unwiderruflichen "Hort der Menschenrechte und Menschenwürde", geschieht, dann blicken sie pikiert darüber hinweg oder verharmlosen die ebenbürtige staatliche Repression.

Wenn ich dürfte, wie ich wollte, kotzte ich den Altar des Kölner Doms während der Weihnachtsmesse nicht nur möglichst schleimig voll, sondern schlachtete gleich einige Kinder aus Afrika, Asien oder Südamerika darauf. Selbstverständlich würde man das entsprechend ahnden und scharf verurteilen - während dasselbe einige tausend Kilometer entfernt unentwegt weiter geschieht, ohne dass irgendjemanden das interessiert oder man es den völlig vernebelten KirchgängerInnen in Köln und anderswo auch nur ansatzweise erklärte.

Einen so schönen, aufgeklärten Rechtsstaat haben wir hier - da reicht der Vorwurf der "Störung der Religionsausübung" aus, um jemanden in den finanziellen Ruin oder gar ins Zuchthaus zu schicken. Über den Sinn oder vielmehr Unsinn von Religionen macht sich die Obrigkeit keine Gedanken - schließlich verhilft ihr dieser stupide Mumpitz auch weiterhin zur Macht. Das Mittelalter lässt grüßen. Wenn es ein Land gibt, in dem ich - abgesehen von den USA, Nordkorea und China - nicht leben möchte, dann ist es dieses.

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