Der folgende Text besteht aus kurzen Auszügen aus den Zeugenaussagen der Holocaust-Überlebenden Georg Severa und Paula Rosenberg, die im Rahmen des sogenannten 1. Frankfurter Auschwitzprozesses am 06.08.1964 und 24.09.1964 dokumentiert wurden. Die kompletten Aussagen können - ebenso wie unzählige weitere Zeugenaussagen - auf den Seiten des Fritz-Bauer-Instituts nachgelesen und auch im Original angehört werden.
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Georg Severa:
Und als ich in den Bunker kam, da hat immer ein deutscher Artist [namens Bruno Graf] uns verschiedene Schlager gesungen und gesagt, dass er im Stehbunker ist und Schlage ihn zum Verhungern verurteilt hatte. [...] [Denn] der Schlage war in dieser Zeit in Urlaub, und da haben andere Häftlinge, die Kalfaktoren, die den Bunker da [...] betreut haben, ihm etwas zum Essen und immer zum Trinken gereicht. Und als Schlage aus dem Urlaub wieder retour kam, da hat er sich gewundert, dass dieser Häftling noch am Leben ist. [...] Und diese Häftlinge hat er beschuldigt, dass sie ihm Essen gegeben haben. [...] Als er aus dem Urlaub kam, hat er dann aufgepasst, damit er keine Nahrung mehr bekommt, dieser Häftling. [...] Der hat uns immer verschiedene Schlager vorgesungen, und mit jedem Tag war er immer schwächer, so dass er dann zum Schluss nur so gebrüllt hat wie ein Tier vor Hunger, und an einem Sonntag im Februar, da war er schon tot, da hat [man] ihn [...] herausgezerrt aus diesem Stehbunker.
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Ja, das kann ich bezeugen mit reinem Gewissen, denn selbst in diesem Todesbunker waren auch größere Zellen, wo auch manchmal 30 Menschen eingepfercht wurden, die auch vor Hunger sterben mussten.
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[In] Gleiwitz wurden die schwachen Häftlinge, die sozusagen arbeitsunfähig beziehungsweise sehr mager waren, ausgewählt. Und zwar mussten sie nackt durchgehen durch den Entkleidungsraum und das Bad. [...] Und da haben der Angeklagte Klehr und noch andere mit dem Lagerleiter Otto Moll die Leute ausgesucht. Die mageren, abgemergelten Menschen ausgesucht und nur die Nummern aufgeschrieben. Und dann mit der Zeit kam ein Lastwagen, und da wurden diese aufgeschriebenen Häftlinge dann nach Auschwitz gebracht [und vergast].
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Paula Rosenberg:
Ich hatte in der Erregung etwas vergessen, was für mich der schrecklichste Eindruck war, als ich in das Lager Birkenau kam. Wir sind aus dem Zug ausgestiegen, schon, wie ich vorhin geschildert habe, dass wir voneinander getrennt wurden, und gingen dann ins Lager. Plötzlich kam ein Auto angefahren mit einem SS-Offizier, und der Reifen platzte an dem Auto. Und wir mussten dieses Auto schieben. Also Sie wissen ja, dass eine Blocksperre war, wenn Transporte ankamen, und dass kein Häftling [seine] Baracke verlassen durfte. Aber ein Häftling stand vor der Baracke. Da stand ein Strauch vor dieser Baracke und dahinter eine Frau, ein Häftling. Und sie zeigte uns wie ein Tier – also, ob wir was zu essen hätten. Eine Kameradin, die noch eine Konserve aus dem Zug mitgenommen hatte, die warf ihr das zu. Der SS-Mann, der hat nicht gesehen, wer das geworfen hat, aber dass der Häftling was aufgenommen hat. Er zog seinen Revolver und schoss auf diese Frau, ja, er traf sie mitten ins Gesicht, und sie stürzte blutüberströmt zusammen.
Das war mein erster, also der zweite schreckliche Eindruck nach dem Aussuchen zu den Selektionen. Ich hatte sehr große Angst, ich war ja damals noch fast ein Kind, und das war mein erster Eindruck. Und ich muss sagen, im Lager selbst habe ich so viel Schreckliches gesehen, was man also kaum beschreiben kann. Ich war auch Augenzeuge davon, wie viele, viele Menschen für die Vergasung ausgesucht wurden. Denn es waren fast täglich Appelle, und jeder Appell war praktisch damit verbunden, dass für die Selektion ausgesucht wurde.
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Die Auschwitz-Ärzte des Todes
(Dokumentation von Emil Weiss, 2012)
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