Montag, 23. November 2015

Film des Tages: Nackt unter Wölfen




(Spielfilm von Philipp Kadelbach aus dem Jahr 2015)

Anmerkung: Dieser Film, der auf dem in der ehemaligen DDR zur Pflichtlektüre gehörenden, gleichnamigen autobiografischen Roman von Bruno Apitz beruht, beschreibt das zufällige Überleben und massenhafte Sterben im KZ Buchenwald kurz vor dem Ende des faschistischen Terrors 1944/45. Ich empfehle ausdrücklich, jede Lektüre aus der Mainstream-Presse zu dieser Neuverfilmung zu meiden, da diese selbstverständlich vor lauter DDR- und "Kommunismus"-Schelte nur so strotzt, was mit dem Roman, dem Film, dem Thema und letzlich auch der Realität gar nichts zu tun hat.

Hier wird schlicht die Geschichte einiger Menschen erzählt, die Kommunisten waren und von den Nazis in die Hölle der Konzentrationslager deportiert und dort gewissenhaft gefoltert und größtenteils ermordet wurden. Ausschnitthaft kann der Zuschauer hier nachvollziehen, was faschistischer Staatsterror für das einzelne Individuum bedeutet.

Es ist ein Film, der starke Nerven erfordert - auch wenn er, dem Zeitgeist entsprechend, bereits arg weichgespült daherkommt und den tatsächlichen Horror der KZs nicht einmal ansatzweise zeigt. Für dümmliche Pegidioten und ähnliche Gesellen mag er aber ein Anstoß sein, das abgeschaltete Gehirn endlich wieder anzuwerfen - und für alle anderen ist der Film eine sehr wertvolle Erinnerung daran, was geschehen kann, wenn der Kapitalismus an sein logisches, vorhersehbares Ende kommt.


9 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Werde ich mir mal anschauen obwohl das bestimmt ein echter "Runterzieher" ist, danke für den Link.

halb OT: bis zum 30.11. kann man sich in der ARD Mediathek Citizenfour angucken, die Oscar-prämierte Doku zu den NSA-Leaks von Ed Snowden

Charlie hat gesagt…

Den Film sollte man sich tatsächlich nur ansehen, wenn man nicht sowieso schon deprimiert ist, da hast Du recht. Dennoch ist er - trotz einiger Mängel - sehr empfehlenswert, obwohl er von einem Regisseur stammt, der zuvor solch hochgradig blödsinnigen Mist wie "Unsere Mütter, unsere Väter" verbrochen hat.

Vielen Dank auch für den Link. Die Doku werde ich mir auf jeden Fall anschauen.

Liebe Grüße!

Siewurdengelesen hat gesagt…

+1

Der Film ist sehenswert und hält dem Gegenstück aus DDR-Zeiten stand, wenn auch das Thema anders aufgearbeitet wird.

"Für dümmliche Pegidioten und ähnliche Gesellen mag er aber ein Anstoß sein, das abgeschaltete Gehirn endlich wieder anzuwerfen"

Da habe ich so meine Zweifel, weil es außerhalb des Sichtwinkels liegt. Aus dieser Sicht halte ich es für relativ unwahrscheinlich, daß sich diese Klientel den Film 'antut' außer zum Bestätigen ihrer Sichtweise. Vorher greift bereits die selbstgewählte Schere im Kopf ähnlich wie bei Gesprächen mit den Lügenmedien. Echte Gespräche werden verweigert oder nur Parolen wiedergekäut, sonst wird womöglich gaaaanz viel Meinung und Aberglaube durch Fakten zerstört. Die ach so verhassten Medien dienen nur als Portal, um den eigenen kleingeistigen Müll in die Welt zu kotzen.

Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt...

Charlie hat gesagt…

@ Siewurdengelesen: Ich zerbreche mir schon länger den Kopf darüber, wie man Xenophobe zurück in die Realität holen kann. Worte ("Lügenpresse" sowie Blogs) schaffen das ja erkennbar nicht; daher setze ich auf emotionsgeladene Medien wie beispielsweise den Film oder auch Musik. Welche Alternativen bleiben denn noch, wenn auch das nichts mehr bewirkt?

Wenn "besorgte BürgerInnen" weder intellektuell, noch emotional mehr erreichbar sind, knarrt das Tor von Auschwitz sehr böse und laut und wir dürfen uns gegenseitig "Gute Nacht" sagen.

Liebe Grüße!

Siewurdengelesen hat gesagt…

"Welche Alternativen bleiben denn noch, wenn auch das nichts mehr bewirkt?... ... weder intellektuell, noch emotional mehr erreichbar sind..."

Das ist das Problem. Im Einzelnen kommst Du an diese Menschen noch heran. Ob das Bestand hat, liegt dann an jedem selbst. Die Kunst ist es, aus den vorübergehenden Emotionen ein dauerhaftes Verhalten zu machen, welches diesem wenigen tatsächlichen Gesockse die Gefolgschaft und dadurch den Boden entzieht. Die Realität spricht derzeit leider eine andere Sprache und wenn ich dann das Lavieren von Gabriel oder de Maiziere beim Bezeichnen von Nazis als solche sehe...

Ein typisches Zeichen ist dabei die Täter-Opfer-Umkehr. Je weiter man auf die Meinung der besorgten Bürger eingeht, um sie zu widerlegen, um so mehr fühlen sie sich bestätigt. Umgekehrt wird es als Diffamieren angesehen und es wird sich noch mehr eingeigelt in seiner Nische. Wenn die Reaktion darauf so heftig ist, muß doch etwas dran sein.
Wie bei Pegida und ähnlichen Vereinen zu sehen ist, sind die meisten so drin in dieser Mühle, die finden den Ausgang gar nicht mehr. Die harte Nummer wäre noch ein Konfrontieren mit Flüchtlingen selbst, um beim aktuellen Thema zu bleiben. Solange das 'der Fremde' bleibt, weil der Kontakt fehlt, ändert sich da nix. Da hat jeder seinen guten Quoten-Ausländer an der Dönerbude und das war´s. Der Rest ist trotzdem der ewige ....*

* hier nach Bedarf Muslim, Jude oder wasweißich einsetzen

Ein Treppenwitz ist dabei, daß z.B. der IS als die wahren Muslime durchaus Parallelen hat zu dem, was die echten Toitschen wollen. Eine relativ klare Struktur von Recht und Ordnung, in der keiner bemüht ist, eigene Entscheidungen treffen zu müssen, sondern alles vorgegeben ist. Bei den Einen halt per Scharia, bei den Anderen eben durch eigenes Gesetz. So etwas nennt man dann ab einem gewissen Punkt Diktatur?

Um bei sehens- und lesenswerten Medien zu bleiben - Todenhöfers "Inside IS" ist fertig gelesen, derzeit wühle ich mich durch dieses Buch explizit zum Thema:

http://www.heise.de/tp/artikel/46/46256/1.html

"Er ist wieder da" ist ein Film, den es nach dem Buch anzusehen lohnt. Es werden dort durchaus unbequeme Tatsachen angesprochen, die einen Hitler als Figur und Führer erst möglich gemacht haben (er alleine war es nun einmal nicht, sondern das Nationalistisch-Völkische trug sich ebenfalls in die "gesellschaftliche Mitte"). Der Werdegang war ähnlich wie jetzt. Sei es nur so wie oben angeführt, daß er und seine Bewegung u.a. nicht konsequent als rechts bezeichnet und entsprechend gesellschaftlich unmöglich gemacht wurde...


...ein endloses Thema, bei dem jeden Tag die Karten neu gemischt werden.

jakebaby hat gesagt…

"Wenn "besorgte BürgerInnen" weder intellektuell, noch emotional "mehr" erreichbar sind, ..." .... schliesse ich mich zumeist Swg. an, wobei ein dies&andersbezueglicher Intellekt schon mal basisch nicht vorhanden, wie schon zumeist zuvor, nur noch einer primitiven Aktivierung/Zuendung des allgemein vorhanden/'konservierten Gedankengut/schlecht benoetigte. ... im, immer wieder wesentlich einfach/primitieferen Bereich, schlichtens Fakten&Realitaetentbunden, Folge leistend.

Wie angesprochen spielt die zuzueglich (gewohnt, da grundsaetzlich beginnend/verantwortlich)verhetzende Politik eine Rolle, als auch die auesserst beliebte Täter-Opfer-Umkehr. Diese hirnlosen Penner werden von ihrer bestimmenden Basis schon immer in eine 'gefuehlte Opferrolle manipuliert, wobei jeglichst faktischreale Kritik sie zunehmend veropfert/unterdrueckt/etc. ...

"Ein Treppenwitz ist dabei, daß z.B. der IS als die wahren Muslime durchaus Parallelen hat zu dem, was die echten Toitschen wollen. ..."
Diese, diesbezueglich, mutuale Eskalationsgeilheit, versuche nicht nur ich seit Jahr&Tag vergebendst an den Mann zu bringen.
Divers, eigentlich totfeindlich gegeneinander abgestimmte Radikale deepthroaten sich gegenseitig so ausgiebig, dass, beim hirnlosen Schlucken die Initiatoren, ebenso Hirntot, ausschliesslich auf verschissene Eskalation planen ... "finden den Ausgang gar nicht mehr." ...... Den findet der Kapitalismus, in staendig boesartigen Eskalationen auch nie und diejenigen Massen, welche sich staendig/wiederholt/gleichbleibend global massenhaft dessen un/willig unterwerfen, bleiben die willigen Opfer/Garanten fuer weiterhin boesartigste Entwicklungen. (und ich drueckte mich gerade zurueckhaltend aus) ... What else is New ...

...


Charlie hat gesagt…

Nachtrag @Hubert: Ich habe mir die Doku "Citizenfour" inzwischen angesehen. Abseits jeder Fassungslosigkeit, welche die staatliche Totalüberwachung - nicht nur durch die Geheimdienste der USA - nach wie vor bei mir auslöst, finde ich den Film leider wenig gelungen. Er enthält zuviel Redundantes und arbeitet zudem teilweise mit für das Genre der Dokumentation äußerst zweifelhaften, dramaturgischen Effekten (beispielsweise Musik, unnötige Pausen, lange Kameraeinstellungen, in denen keinerlei informativer Mehrwert vermittelt wird, oder die typische "neumodische" "Wackelkamera", die Authentizität vermitteln soll etc.). Außerdem hätte man das Filmchen ohne Informationsverlust problemlos um die Hälfte kürzer gestalten können.

Die Macher dieser Doku führen damit den mehrfach postulierten Anspruch Snowdens, dass nicht er, sondern die veröffentlichten Inhalte "die Story" seien bzw. zu sein haben, ad absurdum.

Trotzdem bin ich froh, den Film gesehen zu haben, denn die Informationen, die man trotz dieser Mängel herausfiltern kann, sind extrem wichtig und können gar nicht oft genug wiederholt und möglichst weit verbreitet werden. Man muss sich nur vor Augen halten, dass die Massenüberwachung bis heute unverändert - oder sogar noch verstärkt - andauert und sich weder die amerikanische, noch die hiesige politische "Elite" dafür interessiert: Sie machen trotzdem einfach immer weiter. "Big Brother" scheint auf demokratischem Wege nicht aufzuhalten zu sein.

Liebe Grüße!

Unknown hat gesagt…

@Charlie: Deiner Kritik muss ich leider zustimmen. Aber diese Art der Dokumentation ist nun mal leider im Moment "modern". Selbst bei Geschichtsdokus kommt man um das reisserische nicht mehr herum wie es scheint. Muss halt alles zielgruppengerecht sein o_0

Nichtsdestoweniger sollte dieser Film imho in allen Schulen so ab Klasse 8 gezeigt werden (Was natürlich nicht passieren wird. Man will sich ja keine mündigen Bürger erziehen, sondern fleißige Drohnen, da passt selbstständiges Denken nicht ins Bild).

Ich hätte noch ne andere aktuelle Doku(zwei Teile) an der Hand, die monothematisch an Hand der Cannabis Prohibition einige recht universelle und problematische Mechaniken der Politik aufzeigt und dabei gleich noch mit einigen Vorurteilen über Gras aufräumt. Der Stil ist leider auch kein bisschen besser, aber interessant ist es trotzdem. (bin aber bei diesem Thema auch ein wenig vorbelastet, kann sein dass dir/euch das zuviel ist :-))

jakebaby hat gesagt…

Hubert,

Macht alles keinen Sinn. Die zunehmend umfangreichende Schlacht ums Grass wird ebenso zunehmend beschissen komplexer. Hier in den Staaten(inzwischen nahezu die Haelfte aller Bundesstaaten fuer medizinischen Gebrauch legalisiert &ein Dutzend Staaten fuer den "froehlichen Gebrauch") unterschreibe ich kaum mehr eine der zahlreichen Peditionen pro-Legalisierung. Die verkackt hauchduenne Linie zwischen Verteufelung&Kommerzialisierung/etc. ist so dermassen verheuchelt pervertiert, dass man schlichtens einen Joint darueber rauchen moege. Einfach ist Nie!

Gruss
Jake